Inseln
(aus dem lat. insŭla) nennt man kleinere, rings von Wasser umgebene Festlandstücke, bei denen, wenn sie im Meere liegen, auch in den innersten Teilen der Einfluß des Meers, besonders in klimatischer Beziehung zu spüren ist. Daher ist z. B. Australien, [* 2] das im Innern ganz kontinentales Klima [* 3] hat, als Erdteil anzusehen.
Kleine I. pflegt man auch Eilande und die von zwei Armen eines Flusses gebildeten Werder oder Wörth [* 4] zu nennen. Eine Anzahl nahe beisammen liegender I. heißt eine Inselgruppe oder Archipelagus (s. d.) und eine in gerader Linie oder in Bogenform fortlaufende Reihe eine Inselkette. Manche I. verbinden zwei Festlande miteinander, wie die Sunda-Inseln, die Antillen, die Alëuten. Nach der Lage in der Nähe oder Ferne der Kontinente lassen sich kontinentale (Euböa, Großbritannien), [* 5] auch Küsten- oder Gestade-Inseln genannt, und oceanische I. (St. Helena) unterscheiden.
Nach der Entstehung trennt man neuerdings die Restinseln
, Reste eines ehemaligen Kontinents (Neuseeland,
Madagaskar),
[* 6] von
den festländischen I., d. h. losgetrennten
Teilen eines benachbarten Festlandes, und von den ursprünglichen
I. Die festländischen I. entstanden wohl meist durch positive Niveauverschiebung, wobei, das
Meer niedrige Landflächen überschwemmte
und die
Erhöhungen als I. abgliederte.
Ihre
Anordnung, die
Bildung ihrer
Gebirge, die
Flora und Fauna weisen auf ihre Entstehungsart
hin, indem sie Übereinstimmung mit dem nahen Festlande zeigen. Die ursprünglichen I. kann man wieder
einteilen in vulkanische I. (z. B. Santorin, s. d.),
Schwemmlandinseln
, welche dadurch zu stande kommen, daß die Strömungen des
Meers Sandmassen in großer Menge anhäufen,
und
Koralleninseln Klippen
[* 7] oder Sandbänke sind nackt zu
Tage tretende kleinere Felsen oder Sandanhäufungen.
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0633a
(Insignien der römisch-deutschen Kaiser.) ¶
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Den gesamten Flächeninhalt aller bekannten I. der Erde berechnet man zu etwa 8 300000 qkm; 55 Proz. davon kommen auf die 22 I. mit mehr als 50000 qkm. Diese sind, Grönland nicht gerechnet:
Inseln |
qkm | Inseln |
qkm | |
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Neuguinea | 785362 | Neufundland | 110670 | |
Borneo | 733329 | Luzon | 105919 | |
Madagaskar | 591563 | Island | 104785 | |
Sumatra | 421154 | Mindanao | 97968 | |
Großbritannien | 229591 | Irland | 83751 | |
Nipon | 223520 | Sachalin | 80000 | |
Celebes | 170100 | Jesso | 77993 | |
Neuseeland (Südinsel) | 153296 | Haiti | 75074 | |
Java | 126447 | Tasmanien | 64644 | |
Neuseeland (Nordinsel) | 115165 | Ceylon | 63976 | |
Cuba | 112191 | Novaja-Semlja (Nordinsel) | 50115 |
Nur 45 Proz. kommen auf die übrigen Tausende von Eilanden, die zusammengenommen nur etwa zwei Drittel des europ. Rußlands bedecken. Die Wirkung der I. in anthropogeogr., pflanzen- und tiergeogr. Beziehung kann eine doppelte sein. Auf der einen Seite befördern sie durch ihre leichte Zugänglichkeit den Handel, geben Rastpunkte ab für den Seefahrer oder bilden, wenn sie als Kette zwischen zwei Kontinenten liegen, gewissermaßen Landbrücken, über welche sich Pflanzen, Tiere und Menschen der beiden Festländer vermischen können; sie üben also eine vermittelnde Wirkung aus. Auf der andern Seite ist ihre Wirkung aber auch eine absondernde oder wenigstens konservierende, besonders wenn sie weit vom Festlande entfernt sind. Solche I. (z. B. Neuseeland) haben oft eine Flora und Fauna, die ihnen ganz eigentümlich und mit der keiner andern Gegend in unmittelbare Verbindung zu setzen ist. Die meisten I. liegen im Becken des Großen Oceans (s. Oceanien). -
Vgl. Hahn, [* 10] Inselstudien (Lpz. 1883);
ferner von Richthofen, Führer für Forschungsreisende (Berl. 1886), S. 380 fg.