Inquilinen
(Einmieter), s. Gallwespen und Ameisen, S. 452.
Inquilinen
8 Wörter, 59 Zeichen
Inquilinen
(Einmieter), s. Gallwespen und Ameisen, S. 452.
(Cynipidae Westw.), Insektenfamilie aus der Ordnung der Hautflügler, [* 3] unscheinbare, kleine Tierchen mit kleinem, fast kreisrundem, tief unten stehendem Kopf, fadenförmigen, nicht gebrochenen Fühlern, drei Nebenaugen auf dem Scheitel, mäßig entwickelten Mundteilen, hoch gewölbtem Thorax und seitlich stark zusammengedrücktem, meist kurzem Hinterleib. Die Legeröhre des Weibchens ist eine feine, zum Teil sehr lange, an der Bauchseite entspringende, mit der Spitze aufwärts gerichtete, im Innern des Leibes gewundene Borste.
Bei manchen Arten tragen die Weibchen verkümmerte oder gar keine Flügel und stehen deshalb gewissen kleinen Schlupfwespen nahe; zu mehreren Arten hat man bisher keine Männchen aufgefunden. Die meisten Gallwespen verwunden mit ihrem Legebohrer Blätter, Zweige, Wurzeln verschiedener Pflanzen, um ihre Eier [* 4] in dem Pflanzengewebe abzulegen, und werden dadurch zu Erzeugern der Gallen (s. d.). Andre (Einmieter, Astergallwespen, Inquilinen) legen ihre Eier in die schon fertigen Gallen andrer Arten, und manche übertragen sie auf Larven andrer Insekten. [* 5]
Die Eier der Gallwespen sind viel dicker als der feine Legebohrer, sie laufen in einen langen Stiel aus, in welchen durch Druck der Inhalt des Eies während seines Durchganges durch die Legeröhre entleert wird, um nachher wieder in dasselbe zurückzutreten. Die Larven sind dick, nackt, etwas gekrümmt, mit hornigem Kopf, kräftigen Oberkiefern, augenlos und verpuppen sich in der Galle, meist ohne einen Kokon zu spinnen; das Insekt verläßt nach kurzer Puppenruhe die Galle, indem es ein rundes Loch bohrt.
Weitaus die meisten Gallwespen leben auf Eichen, andre auf Ahorn, Vogelbeerbaum, wilden Rosen, Brombeeren, einige auf gewissen Kräutern; die Arten sind meist auf bestimmte Pflanzen, selbst auf bestimmte Pflanzenteile angewiesen und erzeugen charakteristische Gallen. Bei vielen Arten liefert die Wintergeneration parthenogenetisch Männchen und Weibchen, welche sich geschlechtlich fortpflanzen, aber nur Weibchen liefern. Die Zahl der parthenogenetischen Individuen ist größer als die der zweigeschlechtlichen.
Bei vielen Arten findet Dimorphismus statt, und bisher als verschiedenartig aufgefaßte Tiere haben sich als zusammengehörige Generationen einer und derselben Art erwiesen. Meist entwickeln sich Sommer und Wintergeneration im Lauf eines Jahrs, bei manchen dimorphen Arten fordert die Entwickelung beider Generationen vier Jahre. Die Gattung Eichengallwespe (Cynips L.) ist charakterisiert durch den mehr oder weniger zottig behaarten Rücken des Mittelleibes, das große, fast halbkugelige Schildchen, den sitzenden, runden, zusammengedrückten Hinterleib und die nach vorn schwach verdickten Fühler.
Man kennt nur die Weibchen. Die gemeine Gallapfelwespe (C. [Dryophanta] scutellaris Oliv., s. Tafel »Hautflügler«),
4 mm lang, schwarz, auf dem Schildchen, an Beinen und Kopf rostrot, mit rauhhaarigen Fühlern und Beinen, sticht die noch völlig unentwickelten Eichenblattknospen an, um bei jedem Stich ein Ei [* 6] in dieselben zu legen; daraus entstehen die rotbäckigen, etwas höckerigen Gallen auf der Unterseite der Eichenblätter, in welchen die Fliege meist überwintert. Außer dieser erzeugen noch mehrere andre Cynips-Arten Gallen auf Eichenblättern. (C. corticis L. erzeugt becherförmige Gallen ¶
an der Rinde von Eichen, C. gallae tinctoria Oliv. die technisch benutzten Galläpfel an Quercus infectoria.) C. psenes L. lebt in den wilden Feigen und wird seit dem Altertum zur Veredelung der kultivierten Feigen benutzt. Man hängt die insektenhaltigen Früchte auf die veredelten Bäume und veranlaßt dadurch die Gallwespen zum Ausschlüpfen und zu einer zweiten Brut, welche sich in den veredelten Früchten entwickelt und diese saftreicher macht (Kaprifikation). Von der Schwammgallwespe (Teras terminalis L.), welche an den Spitzen und Seiten der Eichenzweige vielkammerige, unregelmäßige, weiße, rotbäckige, später mißfarbige Gallen erzeugt, kommen geflügelte und ungeflügelte Weibchen sowie geflügelte Männchen vor, und meistens leben beide Geschlechter getrennt in den Gallen.
Das Tier ist an der vordern Hälfte braungelb, an der Wurzel [* 8] des Hinterleibes braunrot und dahinter schwarzbraun gefärbt. Die schmale Bauchschuppe des Weibchens trägt einen langen Haarbüschel. Die Wurzelgallwespe (Biorhiza aptera Fabr.), 4,5 mm lang, rostgelb, mit schwarzen Fühlern und schwarzem Hinterleibsgürtel, kommt nur als flügelloses Weibchen vor und erzeugt an der Wurzel alter Eichen oft 1 m und tiefer unter der Erde unregelmäßige Gallen. Die Rosengallwespe (Rhodites rosae L., s. Tafel »Hautflügler«) ist schwarz; nur der Hinterleib, mit Ausnahme seiner Spitze, und die Beine sind braunrot.
Männchen sind selten. Sie erzeugt an wilden Rosen, selten an Zentifolien, die zottigen Rosenschwämme (Bedeguare) und schlüpft aus diesen im nächsten Frühjahr aus. Zur Gruppe der Inquilinen gehört die Gattung Synergus Hart., bei welcher der schwach zusammengedrückte Hinterleib durch ein kurzes, geschwollenes Stielchen mit dem Thorax zusammenhängt. Von den zahlreichen Arten lebt S. vulgaris Fab. ein schwarzes Tierchen mit rostrotem Mund, rostroten Beinen und Fühlern als Inquiline in den Gallen von Cynips scutellaris. Aus der Gruppe der Parasiten ist die Gattung Allotria Westw. zu erwähnen, deren winzige Arten sich in Blattläusen entwickeln. Auch in Käfer- und Fliegenlarven kommen parasitische Gallwespen vor.
Vgl. Mayr, Die mitteleuropäischen Eichengallen (Wien [* 9] 1871);
Derselbe, Die Einmieter der mitteleuropäischen Eichengallen; Derselbe, Die europäischen Cynipidengallen mit Ausschluß der auf Eichen vorkommenden Arten (das. 1876).