Injektion
[* 3] (lat.), Einspritzung,
[* 4] ein
Verfahren, das von den
Ärzten zu verschiedenen Zwecken und mit verschiedenen
Substanzen vorgenommen wird. Man spritzt Flüssigkeiten in natürliche
Kanäle und
Höhlen des Körpers, um sie wegbar zu machen
und Anhäufungen fremdartiger
Substanzen aus ihnen zu entfernen (so in den
Mastdarm bei Verstopfung, in den innern und äußern
Gehörgang) oder um reizende oder adstringierende Flüssigkeiten auf die erkrankte Schleimhaut wirken zu
lassen
(Harnröhre bei
Tripper,
Geschlechtsteile des Weibes, Nasenhöhle, Gehörgänge,
Fisteln). Zu den I. dienen Wasser oder
Lösungen verschiedener
Substanzen, selbst Luft (in den innern Gehörgang). In der
Anatomie gewährt die künstliche
Erfüllung
der
Blut- und
Lymphgefäße mit gefärbten und erstarrenden Flüssigkeiten (Injektion
smassen) die wichtigsten Aufschlüsse
über Verlauf, Ausbreitung und
Anordnung der
Gefäße in den einzelnen Organen.
Die subkutane oder hypodermatische I., welche zuerst von Alexander Wood in Edinburgh (1855) in die Praxis eingeführt wurde, bezweckt die Einführung von Medikamenten unter die Haut, [* 5] wobei die in das lockere Unterhautzellgewebe gespritzten Stoffe sehr rasch von den Lymphgefäßen aufgesaugt und in die allgemeine Säftemasse übergeführt werden. Natürlich können dazu nur Substanzen verwendet werden, die in kleinen Mengen schon eine große Wirkung entfalten (Morphium, ¶
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Atropin, Ergotin, Äther, Kampfer, Kokaïn, Strychnin, Sublimat u. a.). Man wendet sie an, wenn man auf einen bestimmten Punkt unter der Haut, z. B. auf einen bestimmten Nerven [* 7] bei Neuralgien, einwirken will, oder wenn man eine recht schnelle allgemeine Wirkung wünscht (bei Vergiftungen), namentlich wenn die Einverleibung in anderer Weise (durch den Mund oder After) unmöglich ist. Die subkutane I. wird ausgeführt mit einer kleinen nur 1 g Flüssigkeit fassenden Spritze von Glas [* 8] mit einer Fassung von Hartgummi, Silber oder Neusilber (s. beistehende [* 3] Figur, a), deren Stempelstange mit 10 Teilstrichen versehen ist und so eine ganz genaue Dosierung der einzuspritzenden Flüssigkeit gestattet; auf die Spitze der Spritze wird eine feine, lanzenförmig zugespitzte Kanüle oder Hohlnadel (b) aufgesetzt, deren Spitze sehr scharf ist und ohne besondere Schmerzen in die Haut eingestochen werden kann. Man pflegt diese Spritzen als Pravazsche Spritzen zu bezeichnen, weil sie zuerst von dem franz. Arzt Pravaz (gest. zu Lyon), [* 9] wenn auch zu einem andern Zwecke, angegeben wurden. Die Schnelligkeit und Sicherheit der Wirkung sowie die Möglichkeit einer genauen Dosierung haben dieser Methode die ausgedehnteste Anwendung verschafft.
[* 3] ^[Abb.]
Nach starken Blutverlusten, wie sie während der Entbindung, bei innern Blutungen oder nach Verwundungen vorkommen, hat man auch mit großem Erfolg Blut in die Adern gespritzt. (S. Transfusion.) Bei der Cholera werden Einspritzungen von großen Mengen einer schwachen Kochsalzlösung in die Adern oder unter die Haut empfohlen, um der drohenden Eindickung des Blutes vorzubeugen. Eine andere, gleichfalls häufig geübte Form der Einspritzung ist die sog. parenchymatöse I., bei welcher arzneiliche Stoffe (Jodlösungen, verdünnte Säuren, Höllensteinlösungen u. a.) durch Haut und Unterhautzellgewebe hindurch direkt in darunter gelegene Gewebe [* 10] (Parenchyme) und Organe, besonders in krankhafte Geschwülste, eingespritzt werden, um dieselben auf chem. Wege zu zerstören und zum Absterben zu bringen.
Vgl. Eulenburg, Die hypodermatische I. der Arzneimittel (Berl. 1865; 3. Aufl. 1875).