Ingwer
(Ingber, lat. radix oder rhizoma Zingiberis, frz.
gingemare, engl. ginger, holl. gember). Diese bekannte, feurig
gewürzhafte Drogue besteht aus den knolligen Wurzelstöcken der Ingwer
pflanze (Amomum Zingiber oder Zingiber officinale),
eines tropischen, zu der Familie der Gewürzlilien (Scitamineen) gehörigen Gewächses, also denjenigen
Gewürzpflanzen zugehörig, von welchen Zitterwurzel ^[richtig:
Zittwerwurzel], Cardamom,
Curcuma etc. herstammen.
Die Pflanze ist heimisch in Südasien, wo sie von Indien bis China vorkommt und gebaut wird. Schon in frühern Zeiten ist sie durch die Spanier nach Amerika verpflanzt und Kulturgegenstand geworden, später auch an der Westküste Afrikas (Sierra Leone). Wie behauptet wird, läßt sich die kultivierte Pflanze niemals durch Samen, sondern nur durch Wurzelteilung fortpflanzen, sodaß die Teilstücke im ersten Jahre gelegt werden und im folgenden die Ernte stattfindet.
Auf den wagerecht liegenden Gliedern des Wurzelstocks erheben sich senkrechte Blattwedel mit zwei Reihen gespreizter schilfartiger Blätter, und zwischen diesen Trieben, ebenfalls unmittelbar auf dem Stock, erheben sich die kürzern Blütenstände, welche anfänglich, wenn die Deckblätter der Blüten noch geschlossen über einander liegen, eine Art Zapfen bilden, aus welchem dann die orchideenartigen, wohlriechenden Blüten hervortreten, die fünf schmale, gelblich weiße Zipfel und ein purpurrotes, gelb geflecktes Lippenblatt haben.
Man unterscheidet im Handel zweierlei Arten von I., nämlich weißen und schwarzen (braunen). Man hat angenommen und auch
Einiges dafür beigebracht, daß diese Sorten von zweierlei Ingwer
arten herkämen, während sonst für gewöhnlich angenommen
wird, daß nur eine Pflanzenart den I. liefere. Daß aber diese in drei Weltteilen gezogene Pflanze Spielarten
bilden werde, besonders in der Form der Bewurzelung, ist indes wohl anzunehmen und an der aus verschiednen Bezugsquellen
kommenden Ware ersichtlich.
Auf die Behandlung der gegrabenen Wurzel soll es sonach lediglich ankommen, ob die Ware als weißer oder schwarzer I. erscheint. Im erstem Falle wird die zerschnittene, gewaschene und geschälte Wurzel nur in freier Luft oder Sonne getrocknet und bleibt dann gelblich weiß, auf dem Bruch faserig und durch den Stärkemehlgehalt mehlig; wird dagegen die Wurzel erst in kochendem Wasser abgebrüht und dann getrocknet, so erscheint die Masse durch die in Kleister umgewandelte Stärke hornartig, grau oder bräunlich gefärbt, und bildet so den schwarzen I. Die äußere runzlige Bedeckung ist dann entweder vollständig belassen, oder ganz abgeschabt, oder auch nur auf den flachen Seiten der Stücke weggenommen.
Auf dem Bruche erkennt man in dem Gewebe des I. zahlreiche, die Masse durchziehende glänzende Harzgänge. Der Wurzelstock
der Ingwer
pflanze besteht aus dicken Mittelknollen und ästigen Seitenknollen; nur die letztern werden
gesammelt; es sind abgeplattet rundliche, mehr oder minder deutlich astförmig gebogene Stücke, deren Schale ganz, teilweise
oder gar nicht entfernt wird. Die Ingwer
pflanze gedeiht fast unter allen Himmelsstrichen Südasiens und wird in Ostindien,
China, Cochinchina, auf Ceylon etc. massenhaft gezogen, denn die Asiaten
verbrauchen von diesem und andern
Gewürzen selbst so viel, daß die Ausfuhr nach Europa dagegen immer nur unbedeutend erscheint.
Der bengalische I. ist die häufigste und wohlfeilste Handelsware, hat teils den Charakter des schwarzen, teils des weißen I., doch auch in letzter Form noch ziemlich braun. Die Ware ist teils geschält, teils nicht, die Stücke sind meist größer, als bei den übrigen indischen Sorten, welche namentlich aus Ceylon, Malabar, Cochin bestehen und kleine rundliche oder wenig verästelte, hellfarbige, im Bruche weißgelbliche Stücke bilden, wogegen chinesischer I. wieder großstückig, dicht hart, ungeschält und daher runzlig und graubraun von Farbe, auf dem Bruche glänzend und bleigrau ist. Afrikanischer I. kommt nur von Sierra Leone und besteht aus kleinern, rundlichen, ungeschälten Stücken von dunklerer Färbung. Amerikanischer I. kommt meist von Jamaika, dessen Gewächs eine sehr beliebte und verbreitete Sorte bildet. Dieselbe besteht in großen, flachen, rundlichen Stücken mit nur nach einer Seite gerichteten Ästen, ist immer nur geschält, außen gelblich oder gelb bräunlich, innen ¶
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blaßgelblich oder sehr blaß fleischfarben, mehlig, und gibt das Muster eines weißen I. Geruch und Geschmack sind stärker,
als bei allen übrigen Sorten. Ein Teil der Jamaikaware wird als gebleichter I. angeboten und ist dann rein weiß und abfärbend.
Die Bleichung soll durch Einlegen in Kalk- oder Chlorkalkwasser geschehen und der eigentliche Grund dafür
die Abhaltung von Insekten sein, welche allerdings der Ware gern nachgehen, daher es nicht selten wurmstichigen Ingwer
gibt.
Die künstliche Bleiche soll auch in England noch nachträglich bei I. jeder Herkunft ausgeübt werden, um geringen Sorten
ein besseres Ansehen zu geben. Die Güte der Ware wird durch das Bleichen jedenfalls verringert. Eine
andre häufige Sorte aus Amerika ist die von Barbados, welche ungeschält, runzlig, graubraun, innen dunkel und hornartig,
übrigens stark aromatisch ist und die größte Ingwer
sorte bildet. Auch in Brasilien wird guter I. gebaut, aber nicht in
den europäischen Handel gebracht.
Der I. kommt teils (von Amerika) in Fässern, meistens aber in Ballen und Säcken, nach Europa. Außer der trocknen Ware kommt auch eingemachter I. (Conditum Zingiberis) aus Ost- und Westindien und aus China in den Handel, aus letzterm Lande in steinernen Töpfen von etwa 2½ kg Inhalt, sonst in Fässern à 100 kg. Es sind die frischen, gewaschenen, angeblich noch in Seewasser gequellten Wurzeln, die mit Zuckersyrup eingelegt, daher fleischig, hellgelb durchscheinend und neben ihrem eigentümlichen Geschmack noch süß sind.
Die eingelegte Ware, welche von Konditoren bei uns zu Lande aus trocknen Wurzeln hergestellt wird, fällt nie so gut aus, als die frisch bereitete. Außer dieser nassen Ware hat man auch noch trocken eingelegte in Blechbüchsen von 1 kg. -
Der I. wird als erregendes, magenerwärmendes Mittel sowohl in Apotheken gebraucht, als im gleichen Sinne bekanntlich auch
in Küche und Konditorei, in der Bäckerei von Lebkuchen u. dgl.,
sowie zur Likörfabrikation verwendet, in England besonders zu dem dort beliebten Ingwer
bier. Zum Behuf
der Likörfabrikation (Ingwer
likör) wird jetzt sehr viel I. verwendet, ebenso auch zur Darstellung von Ingweröl. Letzterm
verdankt der I. seinen Geruch und zum Teil auch den Geschmack, doch hat an letzterem auch ein scharfes Weichharz Anteil.
Die Ingwer
einfuhr in England aus Ost- und Westindien und Sierra Leone beträgt jährlich etwa 25000 Ztr.,
davon zwei Drittel auf die erste Bezugsquelle kommen. - Zoll für I. s. Tarif im Anh. Nr. 25 i.
Eingemachter und kandierter I. Nr. 25 p 1; Ingwerbier
Nr. 25 a.