Selbst Delirien können dabei auftreten. Das Nervensystem ist oft so sehr ergriffen, daß ein Nervenfieber
oder eine Gehirnentzündung ausbrechen zu wollen scheint. Die Dauer der Krankheit ist in der Regel 8-14 Tage; die Genesung aber
schleppt sich oft ungewöhnlich lange hinaus, und die Kranken klagen noch längere Zeit über Schwäche und Kraftlosigkeit.
Namentlich ist dies bei alten Leuten der Fall, bei welchen überhaupt die Grippe häufig einen sehr gefährlichen
Charakter annimmt.
Die Behandlung der Grippe beschränkt sich in der Regel auf gleichmäßige Wärme
[* 6] und einfache Diät. Die Kranken liegen am besten
zu Bett,
[* 7] um sobald wie möglich in einen gelinden Schweiß zu kommen, welcher durch reichliches Getränk unterhalten werden
kann. Ist der Husten heftig, so dienen beruhigende Mittel. Bei alten Leuten darf aber die Diät nicht zu
knapp sein; im Gegenteil muß man durch Darreichung von kräftiger Fleischbrühe, starkem Wein u. dgl. die Kräfte des Patienten
möglichst zu erhalten suchen. Stockt der Auswurf, so bedarf es eines kräftigen Brechmittels, um denselben zu entfernen, was
auch bei
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Kindern oft die vortrefflichste Wirkung äußert. Die Verbreitung der Grippe bietet das interessante Phänomen dar, daß sie bis
zum Ende des 16. Jahrh., soweit wir dieses aus den vorhandenen Nachrichten zu schließen im
stande sind, ihren Gang
[* 9] von Westen nach Osten nahm; von den Epidemien der Jahre 1387, 1510, 1557, 1580 und 1593 läßt
sich wenigstens diese Richtung mit Bestimmtheit nachweisen. Vom Ende des 16. Jahrh. ab aber nehmen alle Epidemien der Influenza
die umgekehrte Richtung, von Osten nach Westen. Die erste sicher konstatierte Epidemie der Grippe fällt in das Jahr 1387; seitdem
haben zahlreiche Grippe-Epidemien, zum Teil von einer fast über Erdteile sich erstreckenden Verbreitung,
geherrscht. In dem gegenwärtigen Jahrhundert waren die Jahre 1800-1803, dann 1830-37 und endlich 1857 und 1858 durch große
Grippe-Epidemien heimgesucht.