Industrie.
Die Industrie Ä.s ist unbedeutend. Kairo hat etwa 500 Webstühle für halbseidene Stoffe und 1000 für Baumwollzeuge. Man fertigt grobe Baumwollstoffe für die Soldaten, halbwollenen, stets blau gefärbten Stoff für die Fellahweiber, Fesmützen und Schuhzeug. Von Belang ist auch die Indigofärberei und die Gerberei. Gutes Saffianleder, Posamentierarbeiten, Strohmatten und Binsenkörbe liefert die Hauptstadt gleichfalls; Wolldecken und grobe Tücher das Fajum.
Die ehemals bedeutende Linnenfabrikation in Oberägypten hat aufgehört. Ebenso sind die meisten der von Mehemed Ali gegründeten Regierungsfabriken eingegangen; die Fabrik roter Mützen zu Fuah ist im Verfall. Bei Giseh besteht eine Fabrik, in der aus Viehmist Ammoniak bereitet wird. Auch der Schiffbau in Kairo, wo sich zugleich eine Stückgießerei befindet, ist nennenswert. Zucker wird hauptsächlich auf den Besitzungen des Vicekönigs,namentlich in Minjeh, Roda und Erment, fabriziert und raffiniert.
Handel. Seit die Regierung unter Abbas Pascha und Said Pascha die Monopole Mehemed Alis aufgegeben hat, hat sich der Handel des Landes in außerordentlicher Weise gehoben. Die gesamte Wareneinfuhr und der bei weitem größte Teil der Ausfuhr geht durch den Hafen von Alexandria. Der Großhandel ist fast ganz in den Händen der Europäer, während die Eingeborenen den Vertrieb der Waren im Innern besorgen. Im Ausfuhrhandel sind zahlreiche Christen und Mohammedaner beschäftigt, die den Bauern die Produkte in den Dörfern abnehmen und an die Exporthäuser abliefern.
Ausgeführt wurden (1893) für 8525971 ägypt. Pfd. Baumwolle, 1840381 Pfd. Baumwollsamen, 700802 Pfd. Zucker, 687978 Pfd. Bohnen, für 83965 Pfd. Weizen; ferner Felle, Straußfedern, Elfenbein, Datteln, Büffelhörner, Wachs, Kaffee, Sodaasche, Gummi, Henna, Weihrauch, Schafwolle, Leinen, Perlmuscheln, Rosenöl, Natron, Opium, Pfeffer, Sennesblätter, Sämereien, Matten, Salpeter, Tamarinden, Schildpatt, Safran, Lumpen, Botargo (Fischrogen), Binsenkörbe, Eisen, Flachs, Knochen, Ölkuchen, Schwefel (den man neuerlich am Roten Meere bei Jemsah und Ranga gewinnt). Eingeführt wurden (1893) für 1320852 ägypt. Pfd. Baumwollgewebe, für 404847 Pfd. Steinkohlen, 342960 Pfd. Eisen und Eisenwaren, 183384 Pfd. Mehl, 133767 Pfd. Baumwollgarn, für 399632 Pfd. Blättertabak, 67479 Pfd. Käse; außerdem Droguen, Harze, Fette, Öle, Kupfer, Bauholz, Quecksilber, Stahl, Waffen, rote Mützen, Holz, Tauwerk, Glasperlen, Nägel, Glaswaren, Medikamente, Fayence, Teer und Pech, Möbel, Papier, Blei, Kartoffeln, Gemüse, gesalzenes Fleisch, Quincailleriewaren, Seidenwaren, griech. Seide, Seife, Schuhe und Lederwaren, Zucker, Schwefel, Lichte, Draht, Cigarren, trockne Früchte, Marmor und Steine, Wein und Liqueur. Der Gesamthandel betrug (in ägypt. Pfund):
Waren | Geld | |||
---|---|---|---|---|
Jahre | Einfuhr | Ausfuhr | Einfuhr | Ausfuhr |
1887 | 8137054 | 10876417 | 3066740 | 1898060 |
1890 | 8081297 | 11876087 | 2971461 | 2085455 |
1891 | 9201390 | 13878638 | 2824861 | 1523950 |
Im J. 1893 betrug die Einfuhr 8,59, die Ausfuhr 12,78 Mill., die Wiederausfuhr 322510, die Durchfuhr 613026 ägypt. Pfd.
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235 Der auswärtige Handel verteilte sich (1891) auf folgende Verkehrsländer:
Verkehrsländer | Einfuhr | Ausfuhr | ||
---|---|---|---|---|
Großbritannien und brit. | 1000 ägypt. Pfd. | |||
Besitzungen | 4120 | 8976 | ||
Frankreich und franz. | ||||
Besitzungen | 915 | 1104 | ||
Türkei, ägypt. Küste des | ||||
Roten Meers | 1684 | 424 | ||
Rußland | 354 | 1625 | ||
Österreich-Ungarn | 858 | 626 | ||
Italien | 280 | 724 | ||
Griechenland | 116 | 23 | ||
Belgien | 256 | 79 | ||
Amerika | 21 | 81 | ||
Spanien | – | 109 | ||
Deutschland | 151 | 51 | ||
Andere Länder | 446 | 57 | ||
Zusammen | 9201 | 13879 |
Der Transithandel betrug 1891: 1002690 ägypt. Pfd. Die Handelsflotte bestand 1884 aus 1500 Schiffen, darunter 40 Nildampfer und 16 Dampfer auf dem Roten und Mittelländischen Meere; im Hafen von Alexandria liefen ein (1891) 2163 Schiffe mit 1,80 Mill. t, aus 2158 Schiffe mit 1,75 Mill. 5. Die türk. und engl. Flagge herrscht vor. Alexandria ist der einzige bedeutende Hafen Ä.s. Es nahm an der Einfuhr teil mit 6764448, an der Ausfuhr mit 11662411 Pfd. Der Handel von Sues und Damiette ist jetzt unbedeutend; meist besuchen nur Schiffe aus Syrien den dortigen Hafen. Wichtig ist im Roten Meere der kleine Platz Kosseïr, der den Verkehr auf der zum Nil führenden Karawanenstraße vermittelt.