Indiana
(abgekürzt Ind.), einer der Vereinigten Staaten [* 2] Nordamerikas, zwischen 37° 51'-41° 46' nördl. Br. und 84° 49'-88° 2' westl. L. v. Gr. gelegen, grenzt im N. an Michigan und an den Michigansee, im O. an Ohio, im SO. und S. an Kentucky, im W. an Illinois und umfaßt einen Flächenraum von 94,143 qkm (1709,7 QM.). Das ganze Land bildet eine Hochebene, die eine sanft gewellte Fläche darstellt, welche in eine Hügelkette, die Knobs genannt, übergeht, deren höchster Punkt 250 m über dem Michigansee erhaben liegt.
Flüsse [* 3] sind außer dem Ohio, der an der Südgrenze fließt, dessen Nebenfluß, der schiffbare Wabash (mit dem White River), ferner der nach NO. dem Eriesee zuströmende Maumee und der Kankakee, ein Nebenfluß des Illinois. Die Uferländereien aller Flüsse des Staats enthalten meist reichen, angeschwemmten, oft dicht bewaldeten Boden, begrenzt von den Flußhügeln, die längs des Ohio meist die Höhe der höchsten Teile des Innern haben und an den Mündungen der Nebenflüsse oft überraschende Landschaftsbilder darbieten.
Hinter diesen Hügeln enthält das Tafelland Eichen- und Eschenwälder, ebene Prärien, wellige Landstrecken etc. und erhebt und senkt sich zu 30-100 m. Das Ohiothal ist eine ursprünglich mit dichtem Wald bedeckte Kalksteinregion, deren steile Hügel von zahlreichen Nebenflüssen durchbrochen sind; ⅔ davon sind gutes Ackerland, ⅓ ist unfruchtbar. Das die Mitte des Staats durchziehende Thal [* 4] des White River ist fast gleichmäßig eben und dicht bewaldet, ausgenommen im W., wo sich weite Prärien und die unfruchtbaren Hügelrücken der Knobs hinziehen; der Boden ist vorzüglich.
Das Wabashthal ist unebener, aber ebenso fruchtbar und reich an Wasserkraft wie jenes; der nördliche und nordwestliche Teil des Staats ähnelt im ganzen dem Wabashland, ist aber stellenweise sumpfiger, und in der Nähe des Michigansees finden sich ausgedehnte unfruchtbare Sandberge. Die Kohlenfelder bedecken ein Areal von 16,680 qkm. In den Wäldern herrschen Eichen und Buchen vor; daneben kommen Zuckerahorn, Hickory, Eschen, schwarze Walnuß, Pappeln, Ulmen, Sykomoren etc. vor.
Kleine Seen und Teiche sind in Menge vorhanden. Das Klima [* 5] unterliegt plötzlichen Veränderungen. Die mittlere Jahrestemperatur ist 14° C., die des Sommers 25°, des Winters 3°. I. hatte 1870: 1,680,637, 1880: 1,978,301 Einw., einschließlich von 39,228 Farbigen und 144,178 Ausländern (80,750 Deutschen). Die öffentlichen Schulen waren 1883-84 von 501,142 Kindern besucht. An höhern Lehranstalten gibt es die Staatsuniversität zu Bloomington, zu welcher auch Frauen zugelassen werden, und 14 Colleges mit zusammen 3192 Studenten.
Seit 1869 bildet auch Deutsch einen Unterrichtsgegenstand in den öffentlichen Schulen. Die Landwirtschaft ist der wichtigste Erwerbszweig. Im J. 1885 waren 2,557,970 Hektar mit Mais und Weizen bebaut (Ertrag 48,8 Mill. hl). Außerdem baute man Hafer, [* 6] Kartoffeln, Tabak [* 7] (1880: 88,728 Ztr.) und auch Wein (auf der Schweizerkolonie Vevay am Ohio). Die Wälder bedecken noch 30 Proz. der gesamten Oberfläche. An Vieh zählte man 1880: 581,000 Pferde, [* 8] 52,000 Maultiere, 1,364,000 Rinder, [* 9] 1,100,000 Schafe [* 10] und 3,186,000 Schweine. [* 11]
Butter und Käse werden in großen Mengen produziert. Schweine wurden 1884-85: 539,038 eingepökelt. Der Bergbau [* 12] lieferte 1884: 2,260,000 Ton. Steinkohlen, und 2568 Ton. Roheisen wurden gewonnen. Sehr vielseitig ist die Industrie, aber nur diejenigen Zweige derselben, welche mit der Land- und Waldwirtschaft verknüpft sind, haben hervorragende Bedeutung. Es gab 1880: 11,198 gewerbliche Anstalten mit 69,508 Arbeitern, die Rohmaterial im Wert von 100 Mill. Doll. verbrauchten und Waren im Betrag von 148 Mill. Doll. herstellten. Am wichtigsten waren die Sägemühlen (10,339 Arbeiter), die Gießereien und Maschinenbauwerkstätten (3930 Arbeiter), die Kornmühlen (3159 Arbeiter), der Wagenbau (2906 Arbeiter), die Möbelfabrikation (2860 Arbeiter), Böttchereien (2587 Arbeiter), Fabrikation von landwirtschaftlichen Geräten (2471 Arbeiter), Bau von Eisenbahnwagen (2508 Arbeiter), Eisenhütten (2048 Arbeiter) etc. Der Handel ist zwar fast nur Binnenhandel (nur Michigan City hat etwas auswärtigen Handel mit Britisch-Nordamerika), aber als solcher bedeutend und erleichtert durch schiffbare Flüsse (1885: 60 Flußdampfer von 8726 Ton. Gehalt), ein ausgedehntes Netz von Eisenbahnen (1885: 9012 km) sowie durch ¶
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verschiedene Kanäle, unter denen der 600 km lange Wabash- und Eriekanal, welcher den Eriesee mit dem Ohio verbindet, der bedeutendste ist. Die Konstitution ist im wesentlichen noch die vom Jahr 1851. Jeder männliche Einwohner des Staats vom 21. Jahr an hat Stimmrecht, wenn er ein Jahr in den Vereinigten Staaten und die der Wahl vorhergehenden sechs Monate im Staat verlebt hat. Den Negern wurde 1869 durch ein Rumpfparlament das Stimmrecht verliehen. Die ausübende Gewalt ruht in den Händen eines Governors, der ebenso wie sein Vertreter, der Lieutenant-Governor, auf vier Jahre von sämtlichen Stimmberechtigten gewählt wird, während die andern hohen Staatsbeamten (Staatssekretär, Auditeur, Schatzmeister und Staatsanwalt) nur zwei Jahre im Dienst bleiben.
Die gesetzgebende Gewalt wird von der General Assembly (50 Senatoren, 100 Repräsentanten) ausgeübt, deren Mitglieder auf vier, bez. zwei Jahre gewählt werden. Die Richter werden für sechs Jahre vom Volk gewählt. Die Finanzen des Staats befinden sich jetzt in geordneten Zuständen. Die Einnahmen des Staatsschatzes erreichten 1884 die Höhe von 3,621,388 Doll., und vom Staat und den Lokalbehörden wurden Steuern im Betrag von 13,391,976 Doll. erhoben. Die Staatsschuld (1850 noch 13 Mill. Doll.) war 1884 auf 4,876,608 Doll. gefallen, wird aber nur mit 2½ und 5 Proz. verzinst. Die öffentlichen Anstalten des Staats sind: ein Irrenhaus, eine Anstalt für Geistesschwache, eine Blinden- und eine Taubstummenanstalt, eine Besserungsanstalt, ein Asyl für gefallene Frauenzimmer und 2 Zuchthäuser. Hauptstadt ist Indianapolis. - Der Name des Staats rührt von den ehemals dieses Land bewohnenden zahlreichen Indianerstämmen her. I. war ein Teil des großen Ohiolandes und hatte bereits einzelne französische Pflanzer aus Kanada, als es 1783 unter den Schutz der Union kam. Diese erwarb 1795 von den Indianern das Land am Wabash, das bis 1811 teils durch Ankauf, teils durch Eroberung erweitert wurde. 1805 wurde Michigan, 1809 Illinois von I. abgetrennt und letzteres 1816 als Staat in die Union aufgenommen.