Independénten
engl. Dissenterpartei, ging aus den
Brownisten (s. d.) hervor und erhielt besonders durch H.
Barrowe eine völlig demokratische
Verfassung. Ihr Grundcharakter ist der auf die
Spitze getriebene religiöse
Subjektivismus; demgemäß soll
auch jede Einzelgemeinde als ein für sich bestehender Gesellschaftskörper von allen andern, wenn auch sonst in
Lehre
[* 3] und
Verfassung mit ihr übereinstimmenden
Gemeinden ganz unabhängig (independens
quoad alias ecclesias, daher der
Name) sich selbst
regieren und richten. Im Vaterland unterdrückt, wandten sich die I. nach
Holland, wo durch
Johann
Robinson 1610 die
erste independen
tistische
Gemeinde zu
Leiden
[* 4] gegründet wurde.
Was ihren Lehrbegriff anlangt, so weichen sie zum Teil nicht von dem der anglikanischen Kirche ab, zum Teil aber bekennen sie sich zu Calvins Lehre. Vor allem dringen sie auf Kenntnis der Heiligen Schrift. Die englische Revolution (1644-49), an der sie sich ihrem Parteigeist gemäß eifrig beteiligten, verschaffte ihnen auch im Vaterland wieder Eintritt; ja, sie gewannen hier, von Cromwell, Milton u. a. geschützt und begünstigt, bedeutenden Anhang und Einfluß. I. und Presbyterianer standen damals einander ebenso schroff gegenüber wie beide den Katholiken und Episkopalen; doch schieden sie nicht nur kirchliche, sondern namentlich auch politische Meinungen, sofern die I. radikale Republikaner und Demokraten waren.
Schon vorher hatten sie auch in Amerika [* 5] (seit 1620) Verbreitung gesunden. Dort haben sie sich indessen seit 1805 mit den Presbyterianern und Baptisten wenigstens zur Gründung eines gemeinschaftlichen Kollegiums geeinigt. Ihre Lehren [* 6] sind vornehmlich in zwei Bekenntnisschriften niedergelegt, die indes bei ihrer ausschließlichen Schriftverehrung kein symbolisches Ansehen haben, nämlich in der »Apologia justa et necessaria« von J. Robinson (Leiden 1619) und in der sogen. »Savoy confession« (Lond. 1658).
Vgl. Hanbury,
Memorials
relating to the Independents
(Lond. 1839, 3 Bde.);
Fletcher, History of independency
in
England (neue Ausg., das. 1862, 4 Bde.);
Stoughton, Ecclesiastical history of England: Church of the Revolution (das. 1874);
Weingarten, Die Revolutionskirchen Englands (Leipz. 1868).