Illusion
(lat.), Täuschung, Einbildung; im Gebiet der schönen Künste die Täuschung, vermöge deren man sich der angenehmen Einbildung hingiebt, als wäre das Dargestellte die Sache selbst, obschon wir wissen, daß wir es nur mit einer Nachbildung des Wirklichen zu thun haben. Sie ist nur
dann ästhetisch, wenn sie als
Mittel dient, das
Schöne darzustellen, und nicht etwa die Verwechselung des Scheinbaren mit
dem Wirklichen selbst zur
Absicht hat. Aus diesem
Grunde wendet man bei theatralischen
Vorstellungen nicht wirkliche
Bäume,
wirkliches Wasser an, sondern künstliche
Mittel, die in uns die
Vorstellung solcher Naturgegenstände
erwecken und uns in eine ästhetische I. versetzen. Ein Hauptgrund dieses Wohlgefallens beruht auf der Mitthätigkeit unserer
Phantasie, die sich in eine sinnliche Umgebung von edlern Formen und bedeutungsvollern Begebenheiten hineinträumt, als
sie die alltägliche Gegenwart zu bieten pflegt. - In der
Psychiatrie ist I. eine Art von
Sinnestäuschung,
und zwar die falsche («illusorische») Wahrnehmung wirklich vorhandener
äußerer Objekte
bez. Vorgänge auf
Grund von Verknüpfung der durch letztere angeregten Sinneseindrücke mit lebhaften Phantasievorstellungen,
sodaß beide (Sinneseindruck und Phantasievorstellungen) zu einem einheitlichen Ganzen zusammenfließen, z. B.
die
Auffassung eines beliebigen
Geräusches als gesprochenes Wort (Gehörsillusion
), eines Baumstumpfes
als menschliche Gestalt (Gesichtsillusion
). (S.
Hallucinationen.) -
Vgl. Sully, Die I. (Bd. 62 der «Internationalen wissenschaftlichen Bibliothek», Lpz. 1884).