Ichthyol
,
Fischöl, ein widerlich riechendes Öl, das erhalten wird durch trockne Destillation von bituminösen Gesteinen, die sich namentlich bei Seefeld in Tirol [* 2] finden und teilweise durch natürliche Veränderung von Fischleibern entstanden zu sein scheinen. Das I. enthält Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Schwefel, ist aber chemisch noch nicht genügend charakterisiert. Durch Einwirkung von konzentrierter Schwefelsäure [* 3] wird es in eine Sulfonsäure verwandelt, deren Ammonium-, Natrium-, Lithium-, Zink- und Quecksilbersalze braune sirupdicke Massen von eigentümlich aromatischem Geruch darstellen und als Heilmittel verwendet werden, aber keine wohlcharakterisierten chem. Verbindungen sind.
Infolge seines hohen Schwefelgehaltes und seiner leichten Löslichkeit im Wasser hat das I. eine ausgedehnte
therapeutische Anwendung gefunden; besonders wirksam erweist es sich gegen die verschiedenartigen rheumatischen
Affektionen,
insbesondere akuten und chronischen
Gelenkrheumatismus, Ischias und
Hexenschuß, gegen
Brandwunden, Frostbeulen und
Hautkrankheiten,
[* 4] besonders auch gegen
Rose. Die schmerzhaften und erkrankten Körperteile werden mit lauwarmem Seifenwasser sorgfältig abgewaschen,
nach dem Abtrocknen mit dem Ichthyol
ammonium eingerieben und sodann mit
Watte oder Flanell bedeckt, worauf
gewöhnlich ein schnelles Nachlassen der
Schmerzen erfolgt. Die Häufigkeit der Anwendung schwankt zwischen ein- bis zweimal
täglich und ein- bis zweimal wöchentlich. Bei innerm Gebrauch erweist sich das I. namentlich gegen akuten und chronischen
Magenkatarrh, gegen chronische Leberleiden und habituelle Verstopfung, gegen
Entzündungen der
Mandeln und
Katarrhe der
Atmungsorgane heilsam. Man verordnet es in wässeriger Lösung, Pillen oder Kapseln.
[* 5] -
Vgl. Nnna, Über I. und Resorcin (Hamb. 1887).