Hyrtl
,
Joseph,
Mediziner, geb. zu
Eisenstadt in
Ungarn,
[* 2] studierte zu
Wien,
[* 3] ward 1833
Prosektor an der
Universität,
in welcher
Stellung er sich die
Bereicherung des
Wiener anatomischen
Museums angelegen sein ließ. 1837 folgte er einem
Ruf als
Professor der
Anatomie in
Prag,
[* 4] kehrte aber
1845 in gleicher
Eigenschaft nach
Wien zurück, war hier bis 1874 als
Professor der deskriptiven, topographischen und vergleichenden
Anatomie thätig und lebt seit seiner Emeritierung in
Perchtoldsdorf
bei
Wien. Hyrtl
ist der bekannteste deutsche Anatom.
Seine Schriften haben ein eigenartiges Gepräge: ein glanzvoller Stil, Originalität in der Auffassung, ein frischer Humor und poesievoller Schwung, das Ganze belebt durch zahlreiche passende Citate aus den alten Medizinern und alten Klassikern, und dabei doch wieder die ruhigste und nüchternste Beobachtung. Namhafte Verdienste hat sich unter anderm auch durch seine Gehör- und Hodenpräparate sowie durch seine mikroskopischen Injektionspräparate der Kapillargefäßnetze der verschiedenen Organe sowohl um die feinere Anatomie derselben als auch um den technischen Teil der anatomischen Wissenschaft erworben.
Auch die Anlage des Museums für vergleichende Anatomie in Wien ist sein Werk. Seine Hauptwerke sind: »Lehrbuch der Anatomie des Menschen mit Rücksicht auf physiologische Begründung und praktische Anwendung« (Wien 1847, 2 Bde.; 18. Aufl. 1885),
welches in viele Sprachen übersetzt wurde, und sein »Handbuch der topographischen Anatomie« (das. 1847, 2 Bde.; 7. Aufl. 1882),
mit welchem er diese Richtung der Anatomie in Deutschland [* 5] begründete. Außerdem schrieb er: »Vergleichende anatomische Untersuchungen über das Gehörorgan des Menschen und der Säugetiere« (Prag 1845);
»Lepidosiren paradoxa« (das. 1845);
»Beiträge zur vergleichenden Angiologie« (Wien 1850);
»Beiträge zur Morphologie der Urogenitalorgane der Fische« [* 6] (das. 1850);
»Das uropoetische System der Knochenfische« (das. 1852);
»Über die accessorischen Kiemenorgane der Clupaceen« (das. 1856);
»Anatomische Mitteilungen über Mormyrus und Gymnarchus« (das. 1856);
»Das vergleichend-anatomische Museum an der Wiener medizinischen Fakultät«, nebst Anhang: »Katalog der in der Privatsammlung des Herausgebers befindlichen Skelette, Gehörorgane und mikroskopischen Injektionsapparate« (das. 1865);
»Cryptobranchus japonicus« (das. 1865);
»Cranium cryptae Metelicensis« (das. 1877);
»Das Arabische und Hebräische in der Anatomie« (das. 1879);
»Onomatologia anatomica; Geschichte und Kritik der anatomischen Sprache [* 7] der Gegenwart« (das. 1880);
»Die alten deutschen Kunstworte der Anatomie« (das. 1884).
Die
Entdeckung der gefäßlosen
Herzen und der anangischen
Netzhäute hält Hyrtl
selbst für seine beste Leistung.