Hyoscyamus
Tournef.
(Bilsenkraut),
Gattung aus der
Familie der
Solanaceen, narkotische, häufig schmierige, einjährige oder
perennierende
Kräuter mit grobbuchtig gezahnten bis fiederspaltigen, selten ganzrandigen Blättern, oft einseitswendigen,
sitzenden oder gestielten, meist vielblütigen, wickelartige
Infloreszenzen bildenden
Blüten mit trichterförmiger, unregelmäßig
fünflappiger
Blumenkrone und zweifächeriger, vom bleibenden
Kelch eingeschlossener
Kapsel mit zahlreichen kleinen
Samen
[* 2] 8 oder 9
Arten
in
Europa,
[* 3]
Mittelasien und Nordafrika. Hyoscyamus
niger L. (schwarzes
Bilsenkraut,
Hühnertod,
Saubohne,
Zigeunerkorn,
Rindswurz, s. Tafel
»Giftpflanzen
[* 4] II«),
bis 60
cm hoch, ein- und zweijährig, mit schmierig-zottigem
Stengel
[* 5] u. Blättern und
schmutzig gelben, violett netzaderigen, im
Schlunde dunkelvioletten
Blüten, findet sich durch fast ganz
Europa, in
Sibirien,
auf dem
Kaukasus, in Nordindien,
Nordamerika
[* 6] und
Brasilien,
[* 7] auf Schutthaufen, an Wegen,
Hecken etc.
Blätter
und
Samen sind offizinell. Die
Blätter riechen widerlich betäubend, schmecken fade, bitterlich und enthalten, wie die ölig,
widrig, bitter und scharf schmeckenden
Samen, als wesentlichen
Bestandteil
Hyoscyamin. Das
Bilsenkraut ist narkotisch-giftig
und hat in seiner
Wirkung manche
Ähnlichkeit
[* 8] mit
Belladonna und
Stechapfel, wird auch gegen dieselben
Krankheiten
wie
Belladonna benutzt. Zu äußerlichem
Gebrauch dient mit Bilsenkrautblättern gekochtes
Baumöl, welches aber wohl nur als
fettes
Öl wirkt. Hyoscyamus
-Arten wurden schon im
Altertum als
Heilmittel benutzt;
Dioskorides erwähnt den südeuropäischen Hyoscyamus
albus
L., welcher auch im
Mittelalter
¶
mehr
in Deutschland
[* 10] benutzt wurde. Hyoscyamus
niger fand erst seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts allgemeinere Anwendung.
Von Hyoscyamus
physaloides
L., in Sibirien, dienen Kraut und Wurzel
[* 11] statt des Opiums als Berauschungsmittel.