Hyksos
(Hakuschasu, »Vorsteher der Hirten«), semit. Hirtenvolk; welches 2100 v. Chr. Ägypten eroberte, aber nach 500jähriger Herrschaft um 1600 wieder vertrieben wurde. Vgl. Chabas, Les Pasteurs en Égypte (Amsterd. 1868).
S. Ägypten, S. 224.
521 Wörter, 3'511 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
(Hakuschasu, »Vorsteher der Hirten«), semit. Hirtenvolk; welches 2100 v. Chr. Ägypten eroberte, aber nach 500jähriger Herrschaft um 1600 wieder vertrieben wurde. Vgl. Chabas, Les Pasteurs en Égypte (Amsterd. 1868).
S. Ägypten, S. 224.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
(d. i. Hirtenkönige), in der altägypt. Geschichte die asiat. Eroberer, die in den Zeiten des Verfalls, die der Blütezeit des mittlern Reichs folgten, Unterägypten eroberten. Ihre Könige gehören nach Manetho der 15. bis 17. Dynastie an. Die Stammeszugehörigkeit der Hyksos ist nicht erwiesen. Wahrscheinlich waren es semit. Beduinen, die in großen Scharen in der Ägypten benachbarten Wüste nomadisierten und die Schwäche des ägypt. Reichs benutzten, um sich des fruchtbaren Nilthals zu bemächtigen. Über den Einfall der Hyksos erzählt Manetho (bei Josephus, Contra Apionem, 1,75 fg.), daß unter der Regierung des Königs Timaios die Gottheit gezürnt habe und unerwartet von Osten her Leute unansehnlicher Herkunft gegen Ägypten gezogen seien, sich ohne Mühe des Landes mit Gewalt bemächtigt, die Herrscher besiegt, die Städte verbrannt und die Tempel zerstört hätten. Ihr erster König Salitis habe in Memphis residiert, von wo aus er im obern und untern Lande Steuern erhob und in die geeigneten Plätze Garnisonen legte. Vor allem habe er das östl. Delta befestigt und hier auch die Hauptstadt Auaris, östlich vom bubastitischen Nilarme, im sethroitischen Gau, angelegt. Seine Nachfolger waren Bnon, Apachnas, Apophis, Annas, Assis. Nachdem die Hyksos etwa 511 Jahre über Ägypten geherrscht, hätten sich die Fürsten der Thebaïs und des übrigen Ägypten gegen die Fremden erhoben, sie in einem langwierigen Kriege aus dem Lande vertrieben und auf die Gegend von Auaris beschränkt. Endlich sei auch dieses nach langer Belagerung gefallen und die Hyksos nach Syrien abgezogen. Diesen Bericht Manethos bestätigen und berichtigen die ägypt. Denkmäler. Vor allem ist die Regierungsdauer der Hyksos zu berichtigen, die wohl auf nicht mehr als 200 Jahre (1800-1600 v. Chr.) anzusetzen ist. Auch war den Hyksos nicht das ganze Nilthal unterworfen; vielmehr werden sich in Oberägypten die Nachkommen der einheimischen Königsgeschlechter behauptet haben. Die Hyksos haben sich im Delta und der Gegend von Memphis festgesetzt und sich hier bald die Civilisation der Unterjochten angeeignet. Ihre Könige führen zum Teil sogar ägypt. Namen und tragen die Titulatur der Pharaonen. Auch von einer Zerstörung der Tempel haben sie sich wohl fern gehalten; nur verehrten sie an erster Stelle nicht die ägypt. Nationalgötter Ré und Horus, sondern deren Widersacher Set oder Sutech (s. Typhon), unter dem wohl der semit. Baal zu verstehen ist. Der Befreiungskampf wurde den Monumenten zufolge von dem theban. König Rafeknen Ta'a begonnen und unter dessen zweitem Nachfolger Amosis, dem ersten König der Dynastie, mit der Eroberung von Auaris zu Ende geführt. - Von Denkmälern der Hyksos ist nur wenig erhalten. Ob einige in Tanis und im Fajum gefundene Statuen und Sphinxe ihnen zuzuweisen sind, ist fraglich, wahrscheinlich gehört eine in Bubastis gefundene Königsstatue einem Hyksos Kulturgeschichtlich wichtig ist, daß die Einführung des Pferdes in Ägypten auf die Hyksos zurückgeht. - Die Hyksos haben vielfach das Interesse der Bibelforscher erregt, die entweder in ihnen die Pharaonen erblickten, zu deren Zeit die Israeliten in das Land Gosen einwanderten, oder sie wohl gar selbst israel. Ursprungs sein lassen. Beide Annahmen sind historisch nicht zu halten.