Hydroxylamin
,
NH2.OH, ein als hydroxyliertes
Ammoniak anzusehender chem. Körper, d. h. als ein
Ammoniak,
in dem ein
Atom H durch die einwertige Hydroxylgruppe OH ersetzt ist.
Analog jenem verbindet
es sich mit Säuren zu hydroxylierten
Ammoniumsalzen. Zur
Darstellung des freien Hydroxylamin
zerlegt man salzsaures Hydroxylamin durch Natriummethylat in methylalkoholischer
Lösung (HCl.NH2OH + NaOCH3 = NH2OH + NaCl + CH3OH), entfernt das
Chlornatrium durch Filtration
und destilliert unter vermindertem Druck zuerst den
Methylalkohol im Wasserbade, dann das Hydroxylamin
über freiem
Feuer ab. Das Hydroxylamin
krystallisiert
in geruchlosen Blättchen und
Nadeln,
[* 2] welche
Glas
[* 3] angreifen. Es schmilzt bei 33° und siedet bei 58" unter 22
mm Druck.
Bei
Atmosphärendruck erhitzt, zerfällt es unter Explosion. Hydroxylamin
löst sich leicht in
Wasser und
Alkohol, sehr wenig in
Äther; die Lösungen zersetzen sich beim Erhitzen unter
Abgabe von
Ammoniak, indem sich das
Hydroxylamin
teilweise in
Stickstoff,
Stickoxydul,
Ammoniak und Wasser zersetzt. Die
Salze unterscheiden sich von denen des
Ammoniaks namentlich
durch die Fähigkeit,
Fehlingsche Lösung (s. d.) schon in der Kälte zu reduzieren.
Man kann auf
Grund dieser Reaktion das Hydroxylamin
volumetrisch durch
Titrieren bestimmen.
Das chlorplatinwasserstoffsaure Hydroxylamin
ist in Wasser und
Alkohol leicht löslich
(Trennung des Hydroxylamin
von
Ammoniak). Salzsaures Hydroxylamin
entsteht
durch Reduktion von Salpetersäure, salpetriger Säure oder
Stickoxyd mit Zinn und Salzsäure, ebenso durch Reduktion des
Salpetersäureäthylesters. Am besten gewinnt man dieses Chlorwasserstoffsalz durch Erwärmen von
Knallquecksilber
mit konzentrierter Salzsäure. Nachdem man vom entstandenen
Quecksilberchlorür abfiltriert und das gelöste
Quecksilber durch
Schwefelwasserstoff entfernt hat, dampft man zur
Trockne ein und krystallisiert aus heißem
Alkohol um. Man erhält monokline,
in Wasser leicht, in
Alkohol schwieriger lösliche Blättchen und Prismen, NH2(OH)HCl.
Das schwefelsaure Hydroxylamin
wird technisch erhalten, indem man durch Mischen der Lösungen von zwei
Molekülen Natriumbisulfit und
einem
Molekül Natriumnitrit zunächst hydroxylamin
disulfosaures Natrium, HO.N. (SO2ONa)2, darstellt und die angesäuerte
Lösung auf 100-130° erwärmt. Es entstehen die
Sulfate des und des Natriums, die durch
Krystallisation getrennt werden. Das
hydroxylamin
disulfosaure Kalium kommt unter dem
Namen Reduziersalz (s. d.) in den
Handel. - Das Hydroxylamin
findet
als Reduktionsmittel sowie als wichtiges Reagens auf
Aldehyde und
Ketone in der organischen
Chemie Anwendung. Seine
Verbindungen
sind giftig.