Humus
(lat.), im weitern
Sinne die oberste pflanzentragende Schicht der Erde, also gleichbedeutend mit
Ackerkrume (s. d.)
oder Dammerde. Der eigentliche Humus
oder Moder, entstanden durch allmähliche
Zersetzung animalischer oder vegetabilischer
Stoffe,
erscheint als eine leicht
zerreibliche, lockere, braune bis schwarze
Masse, die nach der
Dauer des Vermoderungs-
oder Verwesungsprozesses verschiedenartige physik. Eigenschaften und Zusammensetzung zeigt. Er bildet die Hauptmasse der
Torf- und Moorablagerungen, die bei
Abschluß der Luft aus unter Wasser gesetzten
Vegetabilien entstanden sind.
Man hat aus dem Humus
verschiedene Körper isolieren zu können geglaubt und hat diese
Ulmin,
Humin, Ulminsäure,
Huminsäure, Quellsäure, Quellsatzsäure u.s.w. benannt.
Alle diese sind chemisch schwer definierbare
Verbindungen, Übergangsprodukte
von der Pflanzensubstanz bis zu ihrer endlichen
Auflösung in
Kohlensäure und Wasser. In früherer Zeit betrachtete man den
als den wertvollsten
Bestandteil des
Bodens und schrieb ihm allein Bedeutung für die
Ernährung der
Pflanzen
zu
(Humustheorie).
Diese Bedeutung besitzt er jedoch nicht. Die
Pflanzen nehmen keine humosen
Bestandteile des
Bodens auf, können also durch Humus
nicht
ernährt werden, wie zuerst von Liebig gelehrt und durch Untersuchungen von Knop,
Sachs,
Stohmann u. a. experimentell erwiesen
ist. Wenn daher dem auch diese Rolle nicht zufällt, so ist doch seine Anwesenheit im
Boden für das Pflanzenwachstum
von großer Wichtigkeit, indem er die physik. Beschaffenheit des
Bodens verbessert. Der Humus
lockert die Bodenbestandteile,
er erhöht seine wasserhaltende Kraft,
[* 3] vermehrt sein Absorptionsvermögen für Wasserdampf und
Gase,
[* 4] steigert sein Aufsaugungsvermögen
der Wärmestrahlen und ist dem
Boden durch seine beständig fortschreitende Verwesung eine stete
Quelle
[* 5] der Wärme.
[* 6] Ferner haben die Humus
säuren für manche in reinem Wasser nicht löslichen
Verbindungen, wie die
Phosphate, eine
bedeutend auflösende Kraft. –
Vgl. P. E.
Müller,
Studien über die natürlichen Humus
formen (Berl. 1887);
Ollech, Der und seine Beziehungen zur Bodenfruchtbarkeit (ebd. 1890), sowie Litteratur zu Artikel Boden.