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Kreuzfahrt teil, um sein Gelübde zu erfüllen; bei der Niederlage, welche das christliche Heer in Kappadokien erlitt, verwundet, starb er 1102 in Tarsos.
Hugo (Familienname)
Hugo
3 Seiten, 4'724 Wörter, 32'744 Zeichen
Kreuzfahrt teil, um sein Gelübde zu erfüllen; bei der Niederlage, welche das christliche Heer in Kappadokien erlitt, verwundet, starb er 1102 in Tarsos.
Hugo,
1)
Gustav, Begründer der historischen
Rechtsschule, geb. zu
Lörrach im
Badischen, widmete sich in
Göttingen
[* 3] dem
Studium der
Rechtswissenschaft,
Philosophie und Geschichte und ward 1786
Lehrer des
Erbprinzen von
Anhalt-Dessau.
Im J. 1788 als außerordentlicher
Professor der
Rechte nach
Göttingen berufen, wurde er daselbst 1792 ordentlicher
Professor. 1819 erhielt
er den
Titel eines
Geheimen
Justizrats. Er starb Hugo
hat sich neben
Haubold und
Savigny vorzüglich um das Quellenstudium
und die historische Begründung des römischen
Rechts verdient gemacht. Er gab
Gibbons Ȇbersicht des
römischen
Rechts«
(Götting. 1789) mit Anmerkungen heraus sowie Ulpians »Fragmenta« (das. 1788 u.
öfter),
Paulus' »Sententiae receptae« (Berl. 1796) und das »Jus civile antejustinianeum« (das. 1815, 2 Bde.). Außerdem schrieb er: »Lehrbuch eines zivilistischen Kursus« (Berl. 1792-1821, 7 Bde.),
dessen einzelne Teile verschiedene Auflagen erlebten. Daran schloß sich ein ebenfalls wiederholt aufgelegtes »Zivilistisches Magazin« (Berl. 1790-1837, 6 Bde.). Eine. Beilage zu demselben bilden die »Beiträge zur zivilistischen Bücherkenntnis der letzten 40 Jahre« (Berl. 1828-44, 3 Bde.),
enthaltend seine Arbeiten für die »Göttinger gelehrten Anzeigen«.
Vgl.
Eyssenhardt, Zur
Erinnerung an G.
Hugo
(Berl. 1845).
Bes. - Besançon
* 4
Besançon. 2) (spr. ügo)
Victor
Marie, berühmter franz. Dichter, geb. zu
Besançon
[* 4] als der Sohn eines
Offiziers, Sigisbert
Hugo
, der sich in der
Folge zum
General und
Grafen des Kaiserreichs emporschwang, und der royalistisch gesinnten Tochter eines
Reeders von
Nantes,
[* 5]
Sophie Trébuchez. Ein frühzeitig entwickelter
Knabe, begleitete
er den
Vater auf dessen
wechselvollen
Zügen nach
Italien
[* 6] und
Spanien
[* 7] und trat 1812, für die militärische Laufbahn bestimmt, in die polytechnische
Schule zu
Paris
[* 8] ein. Er zeigte ungewöhnliche
Anlagen für
Mathematik, aber noch entschiedener kam schon damals sein dichterisches
Genie zum Durchbruch.
Spottiswoode - Sprache
* 11
Sprache.Bereits mit 15 Jahren bewarb er sich um einen Preis der Akademie mit dem Lehrgedicht »Les avantages de l'étude«, das als beste Arbeit anerkannt wurde, trug dann in den Jeux floraux von Toulouse [* 9] mit den Gedichten: »Vierges de Verdun«, [* 10] »Rétablissement de la statue de Henri IV« und »Moïse sur le Nil« (1819-21) dreimal den Preis davon und dichtete seine »Odes et ballades« (1822-26, 2 Bde.), die außerordentliches Aufsehen erregten. In der Form lassen dieselben noch häufig die hergebrachten Muster erkennen, aber der hinreißende Schwung der Sprache, [* 11] die Kühnheit der Bilder und die ungewohnte Behandlung des Verses verkündigen bereits den künftigen poetischen Revolutionär.
Vom König
Ludwig XVIII. mit einer
Pension von 1500 (später 3000)
Frank bedacht, verheiratete sich Hugo
mit
Adèle
Foucher und ließ zunächst zwei
Romane:
»Han d'Islande« (1823) und
»Bug Jargal« (1826), erscheinen, worin er sich schon
entschlossener von der klassischen
Richtung losriß und, wenn zunächst auch nur durch die Vorliebe für
das Schauerliche, Mißgeformte und Ungeheure, das
Signal zu der großen romantischen
Bewegung gab, deren oberster Vertreter
er in den nächsten 20
Jahren sein sollte.
Weiterhin folgten: das die Verhältnisse eines Bühnenabends weit überschreitende Trauerspiel »Cromwell« (1827),
in dessen Vorrede er zugleich sein damaliges ästhetisch-philosophisches Glaubensbekenntnis ablegte;
die »Orientales« (1828),
Gedichte, welche die Erhebung Griechenlands feiern und den Zauber des Orients in farbenglühenden Strophen preisen;
ein mit Ancelot verfaßtes Trauerspiel: »Amy Robsart« (nach W. Scott),
das Fiasko machte und ungedruckt blieb, und die fernern Dramen: »Marion de Lorme« (1829),
die Verherrlichung einer durch Liebe rein gewaschenen und verklärten Kurtisane, und »Hernani«, das 1830 zur ersten Aufführung kam und zu einer offenen Schlacht zwischen den Klassizisten und Romantikern Veranlassung gab.
Das
Stück
ist das eigentliche
Prototyp des Hugo
schen
Dramas mit all seinen
Gebrechen und Absonderlichkeiten, aber auch mit seinem über
alle ästhetischen, historischen und psychologischen Bedenken unwiderstehlich hinwegreißenen Schwung der
Sprache und
seinen grellen, jedoch durch die Form geadelten
Effekten. Mit wechselndem Erfolg lösten sich in den nächsten
Jahren auf dramatischem
Gebiet ab: »Le
[* 12] roi s'amuse« (1832),
nach der ersten Vorstellung verboten;
»Marie Tudor« und »Lucrèce Borgia« (1833);
»Angelo« (1835);
Thb. - Theater
* 13
Theater.»Ruy Blas« (1838) und die Trilogie »Les bourgraves« (1843), welch letztere dem Dichter eine so empfindliche Niederlage bereitete, daß er dem Theater [* 13] für lange Zeit den Rücken kehrte.
Überhaupt errang
er durchgreifende Bühnenerfolge damals, zur Zeit des noch bestehenden
Kampfes zwischen der alten und neuen
Richtung, nicht,
sondern erst in viel späterer Zeit, wie namentlich 1867 und unter der dritten
Republik mit der Wiederaufführung
von »Hernani« und »Ruy
Blas«, denjenigen unter Hugos
Stücken, welche die
Franzosen mit
Recht am höchsten schätzen. Von sonstigen
Werken fallen noch in diese
Periode: der
Roman
»Notre
Dame de
Paris«, ein trotz aller Ungeheuerlichkeiten meisterhaftes Kulturgemälde
des mittelalterlichen
Paris, dem die
französische Litteratur kein zweites Werk von gleicher Bedeutung
an die Seite zu stellen hat;
sodann: »Le dernier jour d'un condamné« (1829),
ein ergreifendes Plaidoyer gegen die Todesstrafe, dem sich »Claude Queux« (1834) mit gleicher Tendenz anschloß;
die »Feuilles d'automne« (1831),
eine Sammlung von Gedichten, in welchen die politische und sogar die revolutionäre Saite schon ziemlich vernehmlich anklingt;
die »Études sur Mirabeau« (1834);
die »Chants du crépuscule« (1835) mit dem berühmten Liedercyklus »An die Vendômesäule« (la colonne);
ferner: »Les voix intérieures« (1837);
»Les rayons et les ombres« (1840) und »Le Rhin«, Reiseerinnerungen (1842, 3 Bde.).
Hugo Capet - Hugo von
* 16
Seite 8.774.
Inzwischen war Hugo
1841 zum Mitglied der französischen
Akademie erwählt worden, und
im April 1845 ernannte ihn
Ludwig
Philipp zum Pair von
Frankreich. In politischer Hinsicht hatte er sich von dem engherzig retrograden
Ideenkreis der Restaurationsperiode allmählich zu den
Anschauungen des modernen Liberalismus bekehrt und war
Bonapartist geworden,
der in dem großen
Kaiser nicht bloß den ruhmbedeckten
Feldherrn, sondern, auch die Verkörperung der
modernen
Ideen und den providentiellen Mann, welcher mit seinen
Adlern die
Früchte der französischen
Revolution durch ganz
Europa
[* 14] getragen hatte, bewunderte und feierte. Als Mitglied der
Konstituierenden
Nationalversammlung von 1848 nahm er trotzdem
anfangs seinen Sitz auf der
Rechten und zählte sich zur Ordnungspartei, bis er mit einem kühnen
Satz
ins
Lager
[* 15] der äußersten
Linken übertrat und nun in einer
Reihe glühender
Philippiken gegen alle reaktionären Maßregeln
donnerte. Nach dem
Staatsstreich vom als einer der ersten proskribiert, zog sich Hugo
mit seiner
Familie nach der
Insel
Jersey,
¶
einige Zeit später nach Guernsey zurück und veröffentlichte von hier aus 1852 das zermalmende Pamphlet »Napoléon le petit«
und 1853 die mit dem unerbittlichen Griffel eines Juvenal geschriebenen Gedichte »Les châtiments«, welche
trotz des strengen kaiserlichen Verbots in unzähligen Exemplaren über ganz Frankreich verbreitet wurden und die fast beispiellose
Popularität, deren sich der Dichter in der Folge erfreute, begründeten. In der Verbannung nahm Hugos
Lyrik
vorwiegend philosophische und zwar ausgesprochen pantheistische Tendenzen an, denen er seitdem in zahlreichen, an Wert ungleichen
Dichtungen Ausdruck gegeben hat.
Dahin gehören: »Les contemplations« (1856, 2 Bde.);
»Chansons des rues et des bois« (1866);
»La legende des siècles«, in kühnen, oft dunkeln Visionen alle Zeitalter und Formen der menschlichen Zivilisation umfassend (1869, zweite Serie 1877);
»Le pape« (1878);
»Religions et religion« (1879);
»L'âne« (1880),
sämtlich in den Jahren des Exils entstanden.
Auf dem Felde des Romans kultivierte er um diese Zeit die sozialen Fragen in: »Les misérables« (1862, 10 Bde.),
Bordeaux
* 17
Bordeaux.»Les travallieurs de la mer« (1866, 3 Bde.) und »L'homme qui rit« (1869, 4 Bde.). Außerdem entstand damals sein Buch »William Shakespeare« (1864). Gegen das Kaiserreich bis zuletzt unversöhnlich, kehrte er erst nach dessen Sturz 1870 nach Paris zurück, beschenkte die belagerte Stadt mit zwei Geschützen und wurde im Februar 1871 in die Nationalversammlung von Bordeaux [* 17] gewählt, wo er gegen den Friedensschluß protestierte, um bald darauf auszutreten. Bei einer zweiten Kandidatur 1872 in Paris unterlag er infolge seiner Sympathien für die Kommune, dagegen wurde er 1876 von den Vertretern der Hauptstadt in den Senat gewählt.
Seit seiner Rückkehr publizierte er außer den schon erwähnten lyrisch-didaktischen Arbeiten: »L'année terrible« (1872),
voll von Rachedurst und den ausschweifendsten Zornergüssen gegen die Deutschen;
»Quatre-vingt-treize«, einen in der Vendée spielenden historischen Roman (1874);
»Mes fils«, Gedenkblatt für seine früh verstorbenen Söhne (1874);
»Actes et paroles, 1870-72«, gesammelte Reden (1872);
»Actes et paroles: Avant l'exil, pendant l'exil; depuis l'exil« (1875-76, 3 Bde.; deutsch, Berl. 1875-77, 3 Bde.);
»L'histoire d'un crime, dépositions d'un témoin«, die Geschichte des Staatsstreichs vom 2. Dez., nach persönlichen Erlebnissen erzählt (1877);
»L'art d'ètre grand-père«, ein lyrisches Familienbild (1878),
und »La pitié suprême«, ein Schlußplaidoyer für die Amnestie der Kommuneverbrecher (1879).
Er starb in Paris.
Kraft [unkorrigiert]
* 18
Kraft. Hugo
ist in den Augen der Franzosen ihr größter und universellster Dichter. Was ihn insbesondere über die besten seiner Zeitgenossen
erhebt, ist die bei Dichtern so seltene Eigenschaft: Kraft.
[* 18] Gewaltig ist er in der Schilderung menschlicher Leidenschaft wie
großer Naturerscheinungen, in der Behandlung der nationalen Sprache, welche er nachgerade verjüngt hat,
wie in der Struktur des spröden französischen Verses, den er um ungeahnte Modulationen bereichert hat.
Auf der andern Seite kann Hugo
den Hang des Romanen zum Überschwenglichen, Schwülstigen und Betäubenden, zum grob materiellen
Effekt nie verleugnen. Das Einfache ist ihm nicht völlig versagt, doch liegt es seinem ganzen Naturell
ferner. Humor ward ihm aber kaum verliehen, und witzig ist er nie gewesen. So versinnlicht Hugo in seiner öffentlichen wie in
seiner schriftstellerischen Laufbahn die vollkommenste Form des Franzosen des 19. Jahrh. Der Vollständigkeit wegen sind von
seinen Schriften noch
nachzutragen: »Discours; œuvres oratoires et discours de l'exil« (1853);
»Les enfants, livre des mères«, Gedicht für die zarteste Jugend (1858);
Nach seinem Tod erschienen: »Théâtre en liberté« (1886) und »La fin de Satan« (1886). Seit 1837 war Hugo Offizier der Ehrenlegion. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien 1880-85 in 46 Bänden. In deutscher Übersetzung hat man von ihm: »Sämtliche Werke, übersetzt von mehreren« (3. Aufl., Stuttg. 1858-62, 21 Bde.);
»Poetische Werke«, übersetzt von L. Seeger (unvollendet; das. 1860-62, 3 Bde.),
und eine Auswahl von Hugos Gedichten, übersetzt von Freiligrath (Frankf. a. M. 1845).
In »Victor Hugo, raconté par un témoin de sa vie« (1863) hat dem Dichter seine eigne Frau ein Denkmal gesetzt.
Vgl. außerdem Rivet, Victor Hugo chez lui (1877);
P. de Saint-Victor, Victor Hugo (1885);
Barbou, V. Hugo et son temps (1881; deutsch von Weber, Leipz. 1881);
Asseline, V. Hugo intime. Mémoires, poésies, correspondances, documents inédits (1885); Ulbach, La vie de V. Hugo (1886); Dannehl, Victor Hugo (Berl. 1886), u. Swinburne, A study of V. Hugo (Lond. 1886).
Von seinen Söhnen ist Charles Victor (geb. 1826), der an der Seite seines Vaters publizistisch wirkte und auch einige jetzt vergessene Romane schrieb, in Bordeaux, der zweite, François Victor (geb. 1828), Verfasser einer lobenswerten Übersetzung von Shakespeares sämtlichen Dramen und Sonetten, in Paris gestorben.