Hufeisen
,
[* 1] eiserner, hinten offener Kranz, welcher auf die Hufe der Pferde, [* 2] Maultiere, Esel und Zugochsen genagelt wird, um den Huf [* 3] gegen Beschädigungen zu sichern und dem Tier einen festern Auftritt zu geben. Die Eisen [* 4] müssen von gutem Stoff und dem natürlichen Bau des Hufs angemessen, auch je nach dem verschiedenen Gebrauch der Tiere eingerichtet sein. Rennpferde sollen so leicht wie möglich beschlagen werden, während die schweren Zug- und Karrenpferde der verhältnismäßig stärksten und schwersten Eisen bedürfen.
Der vordere, runde Teil des Hufeisens
heißt die
Zehe oder der
Bug, die beiden hintern Teile die
Arme. Man
unterscheidet folgende
Arten Hufeisen:.
Das deutsche Hufeisen
hat am Ende eines jeden
Arms eine vierkantige Hervorragung
(Stollen), vorn
unter der
Zehe ein angeschweißtes, gut gehärtetes Stückchen
Eisen
(Griff) und über dem
Griff ein schwaches
Stück
Eisen
(Feder,
Kappe), welches an die obere Seite des
Hufs angebogen wird. Jedes Hufeisen
wird mit 5-8
Nägeln aufgenagelt und hat auf
der untern Seite eine Vertiefung oder einen
Falz,
[* 5] in dem die
Nagelköpfe versenkt sind, so daß sie sich nicht so leicht abnutzen.
Das englische Hufeisen
(Fig. 1) ist ohne
Stollen und
Griff und bedeutend leichter als das deutsche, gibt aber
auf festem
Boden den Zugpferden keinen sichern
Tritt. Das französische Hufeisen
hatte sonst weder
Stollen noch
Griff, dafür aber
eine hohe
Feder und war am äußern
Rande dünner als am innern; jetzt hat man auch Hufeisen
mit niedrigem
Griff
und einem
Stollen an der Außenseite. Das österreichische und
Wiener Hufeisen
(Fig. 2) eignet sich für
Reit- und Wagenpferde mit
hohen
Hufen. Die obere
Fläche ist glatt und eben, die
untere gefalzt und am innern
Rand abgedacht. Bei dem Pantoffeleisen ist
die innere Seite der
Stollen sehr dick, weniger bei dem halben Pantoffeleisen. Bei den geschlossenen
Eisen
(Fig. 3) sind beide
Arme hinten durch einen querüber gehenden breiten
Steg verbunden. Die Hufnägel
[* 6] sind vierkantig, breit
und dünn; die
Spitze (Hufnagelzwicke) erhält eine besondere Form, damit der
Nagel beim Eintreiben in die Hornmasse eine solche
Richtung bekomme, daß
er an dem rechten
Orte die Wand nach außen durchdringe und weder zu hoch gehe, noch
zu zeitig herauskomme. Bei Hufeisen
ohne
Stollen gebraucht man im
Winter die Eisnägel mit sehr hervorragendem, spitzem
Kopf. - Das
Hufeisen
spielt in der germanischen
Mythologie, wohl mit Bezugnahme auf den Schimmelreiter
Odin, eine bedeutende
Rolle
und wurde früher in vielen Gegenden
Deutschlands
[* 7] als abwendendes und schützendes
Abzeichen auf den
Schwellen, am Thürpfosten
oder über der
Thür neugebauter
Häuser angenagelt. Es mußte aber ein gefundenes Hufeisen
sein.
Sehr häufig findet man das Zeichen eines Hufeisens
auf großen erratischen
Blöcken eingemeißelt, und es sind wohl ein halbes
Hundert solcher
Steine in
Deutschland
[* 8] bekannt. Man nennt sie gewöhnlich
Karlsteine (wie den zu
Rosengarten bei
Harburg)
[* 9] oder
Roßtrappen
(s. d.) und erzählt
Sagen von einer am
Ort gewonnenen
Schlacht, von einem kühnen
Sprung oder von daselbst stattfindenden Hexenversammlungen,
wobei die
Roßtrappe als
Abdruck des
Pferdefußes (s. d.) angesehen wird, den man dem
Teufel zuschrieb. Man
hat viel darüber gestritten, ob diese Hufeisenmale
Überbleibsel des Odinkultus, vergleichbar den Fußspuren von
Buddha,
Mohammed etc.,
Erinnerungen an
Schlachten
[* 10] oder, was das Wahrscheinlichste scheint, alte Grenzmarken vorstellen.
Vgl. Chr. Petersen, und Roßtrappen (Kiel [* 11] 1865);
Jähns, Roß und Reiter, Bd. 1 (Leipz. 1872).
[* 1]
^[Abb.: Fig. 1.
Englisches Hufeisen.
Fig. 2.
Wiener Hufeisen.
Fig. 3.
Geschlossenes Hufeisen.]