Huf
[* 1] (Ungula), bei mehreren
Ordnungen der
Säugetiere der hornartige Überzug des Endgliedes der
Zehen, welcher dasselbe
schuhartig einhüllt. Seinem
Bau und seiner chemischen
Beschaffenheit nach steht der Huf
dem
Nagel und
Horn sehr nahe, d. h. er
bildet eine mächtige
Schicht verhornter
Oberhaut- oder Epidermiszellen (s.
Horn und
Haut)
[* 2] der
Huftiere (s. d.).
Der
Knochen
[* 3] selbst,
den der Huf
bei diesen
Tieren kapselartig überzieht, das Hufbein
, ist sehr klein und der Huf eigentlich der
Hauptteil des äußersten
Gliedes.
Nerven I

* 4
Nerven.
Den einwärts zwischen dem hornigen Teil und dem
Knochen bleibenden Zwischenraum füllt ein weiches, an
Nerven
[* 4] und
Blutgefäßen
sehr reiches
Gewebe,
[* 5] die sogen. Fleischteile des
Fußes, aus. Die
Substanz des hornigen Hufs
besteht aus
einer
Menge einzelner
Fasern, die fest zusammenhängen und in schräger
Richtung verlaufen. Sie sind am obern Ende hohl; in
diese Höhlungen fügen sich feine, zottenförmige Fortsätze der das
Horn absondernden
Haut ein. Der hornige Huf
ist ganz unempfindlich
und erzeugt sich, indem er sich unterwärts abnutzt, fortwährend von
oben nach unten wachsend, immer
wieder von neuem.
Seine
Farbe ist schwarz, weiß oder schwarz und weiß gestreift. Die schwarzen
Hufe hält man für die dauerhaftesten. Am hornigen
Huf
nennt man den äußern gewölbten Teil, der das Hufbein
von bei: den Seiten und von vorn umgibt,
die Hornwand. Die äußere
Schicht der Wand besteht aus feinern, mehr elastischen
Fasern, welche an unverletzten
Hufen einen
dichten Überzug
(Glasur) bilden. Die innere
Fläche zeigt eine große Anzahl dünner, schmaler Blättchen, Hornblättchen,
die mit den feinen Rändern einwärts in die Zwischenräume gleicher Blättchen der Fleischwand treten.
Der obere Rand der Hornwand, der Kronenrand [* 1] (Fig. 1,1), bildet eine flache Rinne, in welcher die wulstförmige Fleischkrone liegt; die äußere Schicht des obern Randes bildet den Hornsaum. Der untere Rand der Hornwand, der Tragerand [* 1] (Fig. 1,2 u. [* 1] Fig. 2), ragt unten frei über die Hornsohle hervor, mit welcher er sich nach innen durch einen weißen hornigen Streifen, die weiße Linie, verbindet. Außerdem teilt man die Hornwand noch in zwei gleiche Hälften von oben nach unten, der Mittellinie des Körpers nach berechnet, nämlich in die schwächere innere und in die äußere Wand, jede aber wieder in die Zehenwand, den vordern längern Teil, wo sie am dicksten ist, die Seitenwand, den mittlern, an Länge und Dicke abnehmenden Teil, die Fersen- oder Trachtenwand, den hintersten, von oben nach unten kürzesten Teil, und die Eckstrebe oder den Teil, der an dem hintern Teil der Fersenwand vor- und einwärts zwischen die Hornsohle und den Hornstrahl hineintritt und an dem vordern Ende des letztern mit der erstern verschmilzt.
Die Hornsohle oder der unterste Teil des Hufs
spaltet sich in einen innern und einen äußern
Ast, welche beide zwischen die
Fersenwände und die Eckstreben eingeschoben sind, während vorwärts beide ineinander übergehen. Der Hornstrahl ist
keilartig zwischen den beiden Eckstreben an der
Sohle hineingeschoben. Auf der untern
Fläche ist der
Strahl durch eine in der
Mitte der
Länge nach laufende
Furche, die mittlere Strahlfurche, in einen rechten und einen linken
Schenkel geteilt, die jedoch
vorn zusammenhängen; auf der obern
Fläche verläuft ebenfalls eine
Furche, die, von vorn seicht anfangend,
aber tief eingehend, nach hinten sich in zwei
Schenkel teilt, welche eine Erhabenheit, den
Hahnenkamm, zwischen sich haben.
Der fleischige Teil des Hufs
zerfällt ebenfalls in Wand,
Sohle und
Strahl. Die Fleischwand ist eine Fortsetzung der
Lederhaut,
welche das Hufbein
auf seiner gewölbten
Fläche überdeckt. Man unterscheidet an ihr die Fleischkrone
(Kronenwulst), die wie ein wulstiger
Kranz am obern Teil des Hufs
liegt und in die
Furche des Kronenrundes aufgenommen wird.
Über dem Kronenwulst befinden sich der etwas vertiefte, schmale Fleischsaum, der hinten in die
Schenkel des Fleischstrahls
übergeht, und die eigentliche Fleischwand, welche, die ganze äußere
Fläche des Huf
beins bedeckend,
unter der vorigen liegt und am
Rande des Huf
beins sich mit der Fleischsohle, welche die untere
Fläche des Huf
beins überzieht,
verbindet. Der Fleischstrahl ist der über dem Hornstrahl liegende Teil der Huf
lederhaut. Die fleischigen Teile des Hufs
werden auch im allgemeinen »das
Leben« genannt. Der Huf
hat überhaupt eine rückwärts schräge
Lage und
ist an den
Trachten niedriger als vorn an
[* 1] ^[Abb.: Fig. 1. 1 Krone des Hufs, 2 Tragerand desselben.
Huf (geometrisch) - Hu

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Seite 8.760.Fig. 2. Huf, von unten gesehen.] ¶
mehr
der Zehe. Diese Schrägheit ist völlig regelmäßig, wenn an den Vorderhufen die Zehenwand in einem Winkel [* 7] von 45°, an den Hinterhufen in einem Winkel von 50-55° gegen den Boden geneigt ist. Der untere Rand der Hufwand sowie der Strahl dienen dem Pferd [* 8] zur eigentlichen Stütze. Geht das Pferd viel auf steinigem oder hartem, scharfem Boden, welchen es in der Freiheit zu vermeiden sucht, so nutzt es den Huf, namentlich den Tragerand der Wand, stärker ab, als er nachwachsen kann; das Tier empfindet dann Schmerz bei dem Druck der Sohle, welche nicht mehr durch den Hufrand über den Boden emporgehoben wird.
In der Dienstbarkeit kann dem Pferd aber die deshalb nötige Schonung des Hufs nicht nachgelassen werden; die Kunst muß daher zu Hilfe kommen, um den Hufrand durch ein hartes Metall gegen äußere Beeinträchtigung zu schützen (s. Hufbeschlag), Pferde [* 9] in hohen, trocknen Gegenden haben kleine, harte Hufe, in niedern, feuchten große und weiche. Übrigens unterscheidet man der Gestalt nach von dem normalen Huf den Platthuf oder spitzen Huf [* 6] (Fig. 3 a), der breiter ist, als er sein sollte, eine zu schräge Wand und eine platte Sohle hat, den Vollhuf, bei welchem die Sohle nach unten gewölbt ist, den Bockhuf oder stumpfen Huf (Fig. 3b), der zu steil und an den Trachten zu hoch ist, und den Zwanghuf, bei dem der Strahl zu schmal ist und die Trachtenwände eingezogen erscheinen. Diese Abweichungen von der normalen Form sind meist die Folge eines unzweckmäßigen Beschlags.
Vgl. Leisering und Hartmann, Der Fuß des Pferdes in Rücksicht auf Bau und Verrichtungen und Hufbeschlag (6. Aufl., Dresd. 1886);
Miles, Der Huf des Pferdes und dessen fehlerfreie Erhaltung (a d. Engl., 3. Aufl., Frankf. 1876);
Brücher, Grundzüge der Mechanik des Hufs (Hannov. 1876);