Titel
Howe
(spr. hau), 1)
Richard,
Graf und
Viscount, brit.
Admiral, geb. 1725, trat 1736 in britische Seedienste und avancierte 1746 zum
Kapitän. 1757 wirkte er bei der
Eroberung der
Insel
Aix mit und kommandierte die
Flotte, welche die Hafenwerke
von
Cherbourg
[* 2] zerstörte. 1770 wurde er zum
Konteradmiral und zum Oberbefehlshaber der
Station im
Mittelländischen
Meer ernannt; 1776 erhielt
er als Vizeadmiral den Oberbefehl über die
Flotte in den nordamerikanischen Gewässern, während sein
Bruder
William die Landtruppen kommandierte. Im
Oktober 1782 gelang es ihm, das von den
Franzosen und Spaniern belagerte
Gibraltar
[* 3] zu verproviantieren, worauf er zum ersten
Lord der
Admiralität und zum
Viscount, 1788 aber zum
Grafen Howe
ernannt wurde. Er befehligte 1793 als
Admiral der weißen
Flagge die
Flotte im
Kanal
[* 4] und blockierte die
Reede vor
Brest, schlug die französische
Flotte bei
Ouessant, lief mit sechs eroberten
Linienschiffen in den
Hafen von
Portsmouth
[* 5] ein und wurde 1795 zum
General der
Seetruppen
ernannt. Das große Ansehen, welches er bei den Seeleuten genoß, die ihn wegen seiner dunkeln Gesichtsfarbe
»den schwarzen
Dick
(Richard)« nannten, machte es ihm möglich, den
Aufstand auf den
Flotten von
Portsmouth und
Plymouth
[* 6] zu dämpfen.
Howe
starb
Vgl.
Barrow, Life of
Lord Howe
(Lond. 1837).
2)
William,
Lord, jüngerer
Bruder des vorigen, trat in britische
Kriegsdienste, wurde 1762 Oberst, nachdem er sich
im Siebenjährigen
Krieg auf dem Kriegsschauplatz hervorgethan hatte, avancierte 1772 zum
Generalmajor und erhielt als
General 1775 das
Kommando in
Nordamerika.
[* 7]
In dem
Treffen bei Bunkershill führte
er den Oberbefehl. In
Boston
[* 8] eng eingeschlossen, räumte er dies
erst dann, als ihn der Mangel dazu zwang, und zog sich auf die
Staateninsel zurück. Im
August 1776 schlug
er in
Verbindung mit
Clinton die Amerikaner auf
Long Island und besetzte
New York, verließ aber im folgenden Jahr, da
Washington
[* 9] eine entscheidende
Schlacht vermied, die
Staateninsel, schlug die Amerikaner am
Brandywine Creek und bei
Cornwallis und zog im
September in
Philadelphia
[* 10] ein, wo er sich den
Winter hindurch behauptete. Die englische
Regierung machte
ihm aber den Vorwurf, daß er die erlangten Vorteile nicht gehörig zu benutzen verstehe, und ersetzte ihn durch
Lord
Clinton.
Howe
kehrte nach
England zurück, erbte 1799 von seinem
Bruder den
Titel
Viscount Howe
, wurde 1805 zum
Gouverneur von
Plymouth
ernannt und starb
3)
Samuel Gridley, amerikan.
Philanthrop, geb. 1801 zu
Boston, studierte
Medizin und war längere Jahre
Arzt in der griechischen
Revolutionsarmee. 1832 wurde er zum
Direktor des sogen. Perkins
Institution for the
Blind in
Boston ernannt, ein
Amt, wofür er
sich durch eine wissenschaftliche
Reise nach den Hauptländern
Europas trefflich vorbereitet
hatte. Die
Heranbildung des blinden und taubstummen Mädchens
Laura
Bridgman durch ihn erregte allgemeines Aufsehen (vgl. Lawson, Life
and education of
Laura
Bridgman,
Boston 1879). Howe
war auch Mitbegründer der großen Idiotenanstalt für
Massachusetts in
Boston;
starb Er schrieb:
»Reader for the blind« (1839) und »Historical
sketch of the Greek revolution« (1828).
Vgl.
Julia
Ward Howe
,
Memoir of
Dr.
Sam. Gridley Howe
(Boston 1876).
4)
Julia
Ward, amerikan. Dichterin und Schriftstellerin, geb.
Tochter eines reichen
Bankiers zu
New York, seit 1843 verheiratet an
Samuel Gridley Howe
(s.
oben), erhielt
eine sehr sorgfältige
Erziehung und veröffentlichte ihre ersten Gedichtsammlungen unter den
Titeln: »Passion flowers« (1854)
und »Words for the hour« (1856),
denen sie die zwei Dramen: »The world's own« (1857) und »Hippolytos« (1858) sowie das Prosawerk »A trip to Cuba« (1860) folgen ließ. Von nun an sich hauptsächlich philosophischen Studien widmend, schrieb sie zahlreiche Essays metaphysischen und theologischen Inhalts und ließ 1866 »Later lyrics«, die besten ihrer dichterischen Erzeugnisse (darunter das berühmte Gedicht »The battle hymn of the republic«),
erscheinen. Die
Frucht einer
Reise nach
Kreta 1867 war das reizende
Buch
»From the oak to the olive«.
Frau Howe
ist
zugleich eine der angesehensten Führerinnen der »Frauenrechtspartei« in
Amerika.
[* 11] Neuere
Schriften von ihr sind: »Emergencies and how to treat them« (1871, 2. Aufl.
1874);
»Modern society« (1880);
»Margaret Fuller, marchesa Ossoli« (1883).
5) Elias, Techniker, geb. 1819 zu Spencer in Massachusetts, arbeitete 1835-37 in einer Baumwollfabrik zu Lowell, dann in Cambridge und Boston, wo er mit den bisherigen Versuchen zur Konstruktion einer brauchbaren Nähmaschine [* 12] bekannt wurde. Er verfolgte nun gleichfalls das Ziel, führte die einspitzige Nadel, welche das Öhr ganz nahe bei ihrer Spitze hat, ein, ließ sie nur bis etwas über das Öhr in den Stoff gehen und bei ihrem Rückgang eine Schleife bilden, durch welche mit Hilfe des Schiffchens (welches vor ihm schon Hunt angewandt hatte) ein zweiter Faden [* 13] geführt wurde.
Von seinem
Freund
Fisher mit Geldmitteln unterstützt, vollendete er diese
Maschine
[* 14] 1845 und ließ sich dieselbe 1846 in
Amerika
patentieren.
Sein
Bruder Amasa Howe
ging mit derselben nach
London
[* 15] und verkaufte sie an W.
Thomas, welcher 1846 ein
englisches
Patent auf sie nahm. Howe
, welcher in
Amerika keinen Erfolg gewinnen konnte, versuchte auch in
England vergeblich sein
Glück, kehrte 1850 nach
Amerika zurück und errichtete in
New York eine kleine Werkstätte. Inzwischen hatte
Singer in
New York
unter wesentlicher Mitbenutzung von Howes
Konstruktion ein
Patent auf das seither unter seinem
Namen verbreitete
System genommen;
Howe
erfuhr davon, und es gelang ihm, einen
Prozeß gegen
Singer zu gewinnen. Von nun an blühte seine
Fabrik ungemein auf, und
als er in
Brooklyn starb, hinterließ er ein sehr großes
Vermögen 1870 waren 75,156
Maschinen
nach Howes
System gebaut.