Hottentotten
wurden ursprünglich von den
Holländern die Ureinwohner der Südspitze
Afrikas genannt, welche sich selbst
Khoi-khoin, d.i.
Menschen, nennen und zusammen mit den
Buschmännern (s. d.) eine von den übrigen Völkern des Kontinents
verschiedene Rasse bilden. Die Hottentotten
zerfallen in drei
Abteilungen: die sog.
Kolonialhottentotten im
Kapland in 17
Lokationen im
SO.
(Fort
Beaufort) und 7 im
SW., die
Korana, auch
Kora und Koraqua
(d. i. Koramänner) genannt, westlich vom
mittlern
Oranjefluß und nordwestlich von West-Griqualand, und die
Nama oder Namaqua (s.
Tafel:
Afrikanische Völkertypen,
[* 1]
Fig.
18, Bd. 1, S. 182) vom untern
Oranjefluß (Klein-Namaland) bis zur
Walfischbai (Grenze von
Groß-Nama- und Damaraland).
Die schmutzigolivengelbe und fahlgraue Gesichtsfarbe, der niedrige Schädel mit wolligem, dicht verfilztem Haar, [* 2] die durch meist breite, sehr hervortretende Backenknochen fast eckige Gesichtsform, die dicken Lippen, eine platte, zwischen kleinen Augen liegende Nase, [* 3] sowie der kleine Wuchs sind die charakteristischen Merkmale. Die Gesichtszüge der meisten, namentlich älterer Individuen, sind häßlich und wegen des stark vorstehenden Mundes affenartig.
Nur die
Korana unterscheiden sich durch höhern Wuchs, körperliche
Stärke,
[* 4] belebte
Augen, wohlgebildete
Gesichter und größere
Intelligenz.
Rein finden sich die Hottentotten
nur in den nördl. Gegenden, namentlich unter den
Namas, während die innerhalb der Grenzen
[* 5] der
Kapkolonie wohnenden, die 1828 durch eine
Akte des brit. Gouverneurs
Burke den
Weißen gesetzlich gleichgestellt wurden, sich mannigfach mit Europäern,
Kaffern, Malaien,
Negern und andern Einwanderern
verbunden haben
(Bastards), sodaß auch ihre
Sprache
[* 6] zu einem aus hottentott
ischen, holländ. und kaffernschen Worten gemengten
Patois geworden ist. Obgleich unreinlich, dem
Trunke im höchsten
Grade ergeben und äußerst leichtsinnig,
werden sie doch auch, da sie willig, gefällig, gutmütig und meist ehrlich sind, von den
Bauern gern als Hirten und Wagenlenker
¶
mehr
376 in Dienst genommen. Ihre Zahl innerhalb der Kapkolonie beträgt etwa 50000, die ausgesprochenen Mischlinge, wie die Griqua,
nicht gerechnet. Zählt man aber die Angehörigen der verschiedenen Mischrassen der Hottentotten
im Gegensatz zu den Weißen und Kaffern
zusammen, so beträgt ihre Gesamtmasse etwa 300000. –
Vgl. Fritsch, Die Eingeborenen Südafrikas.
Ethnographisch und anatomisch beschrieben (Bresl. 1873); Ratzel, Völkerkunde (Lpz. 1885).
Die Sprache der Hottentotten
wird lautlich durch das Vorhandensein von sog. clicks oder
Schnalzlauten charakterisiert. Man unterscheidet einen dentalen, palatalen, cerebralen und lateralen Schnalzlaut. (S. Afrikanische Sprachen.)
Über den Sprachbau vgl. Wallmann, Die Formenlehre der Namaqua-Sprache (Berl. 1857); Krönlein, Wortschatz
der Khoi-khoin [Namaqua-Hottentotten]
(ebd. 1889).