Dorf im schweizer. Kanton Uri,
1 km oberhalb von Andermatt, 1463 m ü. M., wo sich die Wege nach dem St. Gotthard und
über die Furka scheiden.
Der Ort ist nach einem im 13. Jahrh. dort errichteten Hospital für arme Reisende benannt, hat einen
aus der Langobardenzeit stammenden Turm und (1880) 404 Einw.
(Kt. Uri).
Kirche in 1484 m. Gem. und Pfarrdorf, im Urserenthal, an der Vereinigung von Furka
Reuss und Gotthard Reuss und an der Verzweigung der Strassen über den Gotthard und die Furka; 3 km sw. Andermatt und 8 km sw. der
Station Göschenen der Gotthardbahn. Postbureau, Telegraph, Telephon; im Sommer Postwagen über die Furka (Göschenen-Brig),
im Winter nach Göschenen. Drei steinerne Brücken über die Reuss. 62 Häuser, 290 kathol. Ew. Alpwirtschaft.
Käserei (Ursener Fettkäse). Seidenweberei als Hausindustrie. Fremdenindustrie. Gasthöfe, Wagen und Fuhrwerke, Führer.
Hospenthal ist eine gut besuchte Sommerfrische und Exkursionszentrum für das Gotthardmassiv und seine Umgebung (St. Annagletscher,
Gurschenstock, Gotthardpass, Pizzo Centrale, Kastelhorn, Winterhorn, Bäzberg, Spitzliberg, Furkapass etc.). Gemeinsames Elektrizitätswerk
mit Andermatt. Unterhalb des St. Annagletschers wird Gilt- oder Ofenstein gebrochen, der sich zur Herstellung
von Zimmer- und Backöfen vorzüglich eignet. Ein mit
mehr
Beihilfe der Eidgenossenschaft 1875 angelegter junger Wald von Tannen, Lärchen und Arven tritt bis an das Dorf hinan. Kirche
mit reicher Stukkatur, 1705-1711 erbaut; darüber auf isoliertem Felskopf ein uralter Turm. Hospenthal ist wohl die älteste
Siedelung im Urserenthal und hat seinen Namen von hospitium, einer Herberge, die vielleicht schon zur
Römerzeit für die Wanderer auf der Strasse vom Wallis
nach Rätien hier errichtet war. 1285: Hospental. Der eben erwähnte alte
Turm beherrscht das ganze Urserenthal von der Furka bis zur Oberalp und diente wie die Türme zu Amstäg und Göschenen als Zollstätte
und Unterkunftsort für die Reisenden. Er ist der letzte Ueberrest der Stammburg der Edeln von Ospental
oder Hospental, die zu Ende des 13. Jahrhunderts in der Geschichte auftreten und von denen ein Zweig heute noch in Arth (Kanton
Schwyz)
blüht. Die letzten Ringmauern lieferten 1710 Steine zum Bau des Glockenturms. Der Burgturm ist auf Veranlassung der schweizerischen
Gesellschaft zur Erhaltung historischer Kunstdenkmäler 1899 restauriert worden. Andere Zeugen vergangener Zeiten sind die
drei schmalen Steinbrücken, die sich kühn über die Gotthardreuss, Furkareuss und über die Vereinigung dieser beiden Quellarme
der Reuss (Dendlerbrücke) wölben und mehrere Jahrhunderte alt sind.
Bei der 1719 erbauten Kaplanei St. Karl vereinigen sich die Gotthard- und Furkastrasse. Früher stand hier
eine kantonale Zollstätte; das Zoll- und Susthaus ist jetzt eidgenössisches Zeughaus. Das Dorf ist am 25. September 1669 bei Föhnsturm
mit Ausnahme eines einzigen Hauses vollständig abgebrannt. Vor der Erbauung der Gotthardbahn zählte Hospenthal doppelt so
viel Bewohner als heute; seither haben viele Personen den Ort verlassen und sind meist nach Amerika ausgewandert.
Näheres siehe in: Uri;
Land und Leute. Altorf 1902.