Horntiere
(Cavicornia), Familie aus der Säugetierordnung der Huftiere (s. d.) und zwar aus der Gruppe der wiederkäuenden Paarzeher. Sie besitzen bleibende, d. h. nicht gleich dem Geweih der Hirsche [* 3] etc. einer periodischen Erneuerung unterworfene, Hörner, welche als hohle Scheiden je einen knöchernen Stirnzapfen umhüllen (s. Horn). Fast immer sind zwei, selten vier oder gar keine Hörner vorhanden; ihre Form und Größe wechseln nach Gattungen und Arten bedeutend (s. unten).
Neben den beiden Hauptzehen, auf welchem beim Schreiten die
Füße ruhen, sind meist auch noch die verkümmerten Nebenzehen
als sogen.
Afterklauen
(-Zehen) vorhanden. Im
Gebiß fehlen die obern
Schneide- und Eckzähne beständig;
die Zahl der Backenzähne beträgt 24. Die übrigen
Charaktere teilen die Horntiere
mit den
Wiederkäuern (s. d.) und den
Huftieren
(s. d.). Die lebenden 30 oder mehr
Gattungen mit etwa 150
Arten sind fast auf der ganzen
Erde verbreitet, fehlen jedoch im wilden
Zustand in
Süd- und
Mittelamerika sowie in
Australien
[* 4] und
Polynesien und haben ihre Hauptrasse in der
Alten Welt.
Einzelne kultivierte
Formen sind vom
Menschen als
Haustiere überallhin verpflanzt worden und später zum Teil verwildert.
Fossile
Horntiere
sind sehr zahlreich und vielfach dort aufgefunden, wo sie jetzt nicht mehr leben, z. B.
Antilopen in
Griechenland
[* 5] und
Brasilien.
[* 6] Man teilt die Horntiere
in mehrere Unterfamilien, ist indessen über die
Gruppierung der zahlreichen Antilopengattungen noch uneinig.
I. Antilopen (Antilopina). Meist schlanke Tiere mit dünnen, hohen Beinen, kurzen, eng anliegenden Haaren, nackter oder behaarter Schnauze, runden Hörnern und 2-4 Zitzen. Sie leben teils in den Ebenen, teils auf hohen Gebirgen, besonders in Afrika; [* 7] nur zwei Arten (Antilocapra und Hoplocerus) kommen in Nordamerika [* 8] vor, und nur die Gemse sowie die Saigaantilope finden sich in Europa. [* 9] Hierher unter andern Gazelle, Gnu etc. (s. Antilopen).
II. Rinder [* 10] (Bovina). Robuste Tiere mit kräftigen Beinen, rundlichen oder zusammengedrückten, meist nach außen gerichteten Hörnern, nackter Schnauze, kurzem Hals, von dem gewöhnlich eine Wamme herabhängt, zwei Afterklauen, langem, meist in einer Haarquaste endendem Schwanz und 4 Zitzen. Hierher die Gattungen Bos mit den Arten Rind [* 11] (s. d.), Auerochs (s. d.) etc., Bison (Wisent, s. d.), Poëphagus (Jak, s. d.) und Ovibos (Moschusochs, s. d.); sie werden auch wohl mit Ausnahme der letztern Gattung als ebenso viele Untergattungen zur Gattung Bos vereinigt. Der Moschusochs, welcher gegenwärtig nur im arktischen Amerika [* 12] wohnt, übrigens auch wohl zu den Schafen (Moschusschaf) gerechnet wird, ist ¶
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fossil sowohl in Sibirien als in Europa gefunden worden. III. Schafe [* 14] (Ovina). Kleinere Tiere mit mehr oder weniger zusammengedrückten, runzeligen, nach hinten oder seitwärts gerichteten Hörnern, behaarter Schnauze, kurzen Afterklauen und 2 Zitzen. Nur die Gattungen Ovis (Schaf, [* 15] s. d.) und Capra (Ziege, s. d.), Steinbock (s. d.), beide aber nicht scharf voneinander trennbar und jede mit vielen, zum größten Teil zähmbaren und unter sich kreuzbaren Rassen. Auch Schaf und Ziege geben miteinander fruchtbare Bastarde. Bei einer Schafrasse im südlichen Frankreich sind konstant 4 Zitzen vorhanden.