Als krankhafte
Erscheinungen sind hornartige
Bildungen bei
Pferden,
Katzen,
[* 10]
Wölfen, bei
Gänsen,
Enten
[* 11] und Hühnern zu betrachten.
Hierher gehören auch die Künsteleien bei
Kapaunen, denen man die von den
Füßen abgeschnittenen
Sporen durch eine
Wunde am
Kopf einpfropft, wo sie dann unter Umständen nicht nur einwachsen, sondern auch noch größer werden
sollen, als sie an den
Füßen geworden wären. Das echte Horn wie auch die
Haare,
[* 12]
Barten
(Fischbein),
Federn,
Nägel,
[* 13]
Hufe und die
übrigen
oben genannten aus Hornsubstanz bestehenden
Bildungen setzen sich aus mächtigen
Lagen von
Oberhaut-
(Epidermis-)
Zellen
zusammen, die verhärtet und bis zur Unkenntlichkeit abgeplattet sind, sich jedoch durch Behandlung mit
Kalilauge wieder aufweichen und deutlich machen lassen.
Beim Erwärmen wird die
Masse weich und läßt sich schweißen; beim
Zerreiben entwickelt sich ein eigentümlicher
Geruch, welcher wohl von einer Schwefelverbindung herrührt. Verdünntes
Kali
löst unter
Bildung von
¶
finden besonders folgende Hornarten: Gemeines Ochsenhorn bildet nur Sekundaware. Wertvoller sind die großen südamerikanischen
Hörner, welche an der Spitze bis zu einem Drittel abwärts schwarz, übrigens weiß, in der Masse sehr
fest, rein und durchscheinend sind und schöne Beize annehmen. Die ungarischen Hörner sind grau, grünlich, schwarz mit weiß
gemischt; die irischen, hellfarbig und fast bis zur Spitzehohl, werden bei der Bearbeitung sehr durchsichtig.
Man sägt dann die massive Spitze des Horns ab, legt das röhrenförmige Stück einige Tage in kaltes, dann einige Stunden in
siedendes Wasser, erhitzt es über Feuer und schneidet es von einem Ende zum andern auf. Unter fortwährendem
Erwärmen läßt sich nun das Horn leicht auseinander biegen, worauf man die Hornplatten in einer Schraubenpresse
zwischen warmen Eisenplatten einem allmählich verstärkten Druck aussetzt. Nach dem Einweichen in Wasser gleichen diese Hornplatten
in ihrem Ansehen dem rohen und kommen in dieser Form in den Handel.
Wünscht man aber eine größere Durchsichtigkeit, so wird das über Kohlenfeuer erweicht, abgeschabt, von Flecken und Adern
soviel wie möglich gereinigt, dann abermals erst zwei Tage in kaltem und einige Stunden in heißem Wasser erweicht, in geschmolzenen
Talg getaucht, zwischen erwärmte Eisenplatten geschichtet und unter einer Schraubenpresse einem
starken Druck ausgesetzt. Die Hornplatten lassen sich auch spalten und durch Kreissägen in dünne Blätter zerteilen.
Zum Löten schrägt man die zu vereinigenden Enden ab, reibt sie mit Schachtelhalm ab, stellt sie dann kurze Zeit in heißen
Alkohol, um das Fett zu entkernen, und preßt sie nun zwischen den Backen einer ziemlich stark erhitzten
kupfernen Lötzange in einem Schraubstock
[* 24] allmählich stark zusammen. Während des Pressens gießt man fortwährend etwas Wasser
auf das Horn, bis die Zange
[* 25] erkaltet ist, und schabt und poliert dann die Lötstelle ab. GrößerePlatten erweicht man vor dem
Zusammenlöten in heißem Wasser und preßt sie nach dem Trocknen zwischen Kupferplatten unter
einer Presse.
[* 26]
Längere Hornstäbe stellt man dar, indem man das von seiner massiven Spitze befreite Horn in heißem Wasser erweicht, auf der
Drehbank
[* 27] zu gleicher Wandstärke abdreht und nun auf einer Maschine
[* 28] mit Schraubengang in einer Spirale zu einem langen Streifen
aufschneidet. Die in Wasser erweichte Spirale wird zwischen erwärmten Walzen zu einem geraden Stab
[* 29] gestreckt,
letzterer in Metallröhren gebracht und, nachdem dieselben verschlossen wurden, so lange in Wasser gesotten, bis er die Form
der Röhren
[* 30] angenommen hat.
Der gehörig zubereitete Stab wird in Wasser oder Öl gelegt und zu Peitschenstöcken, Reitgerten, Schirmgestellen
etc. benutzt. Zum Polieren des Horns dient Bimsstein, Tripel, Schachtelhalm etc. Die bei der Bearbeitung des Horns abfallenden
Hornspäne werden als Dünger, als Streusand und in der Blutlaugensalzfabrikation angewandt; man kann sie aber auch wieder
zu einer Masse vereinigen und Gegenstände vom Ansehen des Horns daraus fertigen (Gießen
[* 31] des Horns).
Man preßt die befeuchteten Späne in einer erwärmten metallenen Form zu einem Kuchen zusammen, raspelt diesen, preßt die
erhaltenen Späne abermals und wiederholt dies, bis man eine genügend dichte und feine Masse erhalten hat. Diese wird dann
in ein feines Pulver verwandelt und in erhitzten zweiteiligen messingenen Formen unter starkem Druck zu
Dosen, Knöpfen etc. geformt. Soll das Horn dauernd weich und elastisch bleiben, so weicht man es zehn Tage lang in einem Bad von
[* 32] 1 Lit.
Wasser, 3L.Salpetersäure, 2L.Holzessig, 5 kg Gerbsäure, 2 kg Weinstein, 2,5 kg schwefelsaurem Zinkoxyd, schneidet es zu und
bringt es vor dem Polieren nochmals in dasselbe Bad.
Zum Beizen und Färben des Horns werden verschiedene Methoden angegeben. Um schwarz zu färben, legt man das Horn in eine kalt
bereitete Lösung von 120 g Quecksilber in 120 g Salpetersäure und 500 g Wasser, spült es nach zwölf Stunden gut ab
und bringt es dann auf 1-2 Stunden in eine Lösung von 15 g Schwefelleber in 500 g Wasser, worauf die Gegenstände gut abgewaschen
werden müssen. Die Farbe sitzt sehr fest, liegt aber nur auf der Oberfläche. Um Horn dem Schildpatt ähnlich zu machen, legt
man es einige Stunden in ein Bad aus 1 Teil Salpetersäure und 3 Teilen Wasser von 30-38° C., bedeckt es dann
stellenweise mit einem Brei aus 2 Teilen Soda, 1 Teil gebranntem Kalk und 1 Teil Mennige, spült es nach 10-15 Minuten ab, trocknet
das Horn durch Aufdrücken eines Tuches und legt es in ein Bad aus 4 Teilen Rotholzabkochung von 10° B. und 1 Teil
Ätznatronlauge von 20° B., spült es dann ab und trocknet und poliert es nach 12-16 Stunden. Um dem ein metallartiges Ansehen
zu geben, taucht man es in Chlorzink (gelb), chromsaures Zinkoxyd (grün), Chlorkupfer (schwarz), chromsaures Kupferoxyd (braun);
Jodkalium, auf diesen Farben angebracht, verwandelt sie in Rot. Die eingetauchten Gegenstände werden bei
68° C. getrocknet und dann mit Musivgold abgerieben.
Vgl. Kühn, Handbuch für Kammmacher, Horn- und Beinarbeiter (2. Aufl.,
Weim. 1864);
(ital. Corno, franz. Cor, engl. Horn), das bekannte, durch Weichheit des Tons vor allen andern ausgezeichnete Blechblasinstrument,
entweder als Naturinstrument (Naturhorn, Waldhorn, Corno¶
mehr
di caccia, Cor de chasse, French horn) oder (in neuerer Zeit fast ausnahmslos) mit Ventilen, Cylindern, Pistons, d. h. einem
Mechanismus, welcher die Schallröhre durch Einschaltung kleiner »Bogen«
[* 36] verlängert und dadurch die Naturskala verschiebt
(Ventilhorn). Das Wald- oder Naturhorn hat eine Röhre ohne Tonlöcher; die Verschiedenheit der Töne wird, abgesehen von
den Ventilen, allein mittels der Lippenstellung und der Art des Anblasens (Ansatz) bewirkt. Es ist ein sogen. Halbinstrument,
d. h. so eng mensuriert, daß der tiefste Eigenton nicht anspricht, sondern sogleich in die
Oktave überschlägt; obgleich die Schallröhre mehr als 16 Fuß lang ist (im Kreis
[* 37] gewunden), so ist doch der
tiefste Ton des C-Horns das große C. Man schreibt seltsamerweise diejenigen Töne des Horns, welche man im Baßschlüssel notiert,
eine Oktave tiefer, als man sie im Violinschlüssel notieren würde, so daß: ^[img] identisch sind.
Während in der Tiefe der Umfang stets durch denselben Ton der Naturskala begrenzt wird (dem zweiten Ton
der Reihe, vgl. Obertöne),
[* 38] bestimmt in der Höhe die wirkliche Tonhöhe die Grenze für den Orchestergebrauch (c' cis' d'').
Die Skala der Naturtöne des Horns weist nach der Tiefe hin immer größere Lücken auf; diese werden zum Teil ausgefüllt durch
gestopfte Töne, da jeder Naturton um einen halben, zur Not auch um einen ganzen Ton vertieft werden kann
dadurch, daß der Bläser die Hand
[* 39] in die Stürze schiebt.
Stopftöne haben im Vergleich mit den natürlichen, weich und voll tönenden einen gepreßten, dumpfen Klang und machen daher
eine völlig gleichmäßig gefärbte chromatische Skala über den ganzen Umfang des Instruments unmöglich,
wenn sie auch, im einzelnen und für besondern Effekt angewendet, von sehr charakteristischer Wirkung sind. Die um einen Ganzton
vertieften (sozusagen »doppelt gestopften«) Töne sind rauh und schlecht, unsicher in der Ansprache, so: b d' f' und as'.
Die Töne a und des', dreifach gestopft, sind nicht zu brauchen. Die Einführung der Ventile beseitigt
die Notwendigkeit, gestopfte Töne zu gebrauchen, beläßt aber die Möglichkeit ihrer Anwendung; der Komponist kann sie auch
von Ventilinstrumenten fordern. Man unterscheidet im Orchester erstes und zweites Horn, bei stärkerer Besetzung Gruppen zu je
zwei Hörnern, von denen eins als erstes, das andre als zweites Horn behandelt wird. Das erste
Horn gebietet über die höchsten, das zweite über die tiefsten Töne, jenes hat ein engeres Mundstück als dieses.
Ein Mittelding, dem die höchsten wie die tiefsten Töne schwer werden, aber ein großer mittlerer Umfang zu Gebote steht, ist
das von französischen Hornvirtuosen in Aufnahme gebrachte Cor mixte. Zu bemerken ist, daß das Ventilhorn
sich in der Klangfarbe nicht unerheblich vom Waldhorn unterscheidet; der eigentümliche, elegische Ton des Horns ist bei ihm
etwas verwischt. Erfunden wurde das Waldhorn gegen 1680 in Paris,
[* 40] von wo aus es GrafSpörken kurz darauf in Böhmen
[* 41] einführte;
doch ist die Erfindung wahrscheinlich nur die Verbesserung eines bereits vorhandenen Instruments, der von
Prätorius angeführten sogen. Jägertrompete.
Zuerst wurde es wohl, wie auch der NameWaldhorn andeutet, bei Jagden zum Signalgeben gebraucht; mit der Zeit kam es dann in
die Militärmusik und (im ersten Viertel des 18. Jahrh.) in die Oper. Die ersten Hörner standen in Es, wie
die Trompete; nach und nach kamen die G-, B- undF-Hörner auf. Mit Hilfe von Satzstücken oder Krummbogen, d. h. rund gebogenen
Röhren von Messingblech, welche dem Instrument gleich unterhalb des Mundstücks angeschoben wurden und seine Röhre um so viel
verlängerten wie zur Vertiefung der Skala um einen ganzen oder halben Ton nötig war, stellte man die
andern Stimmungen her.
Diese in betreff der Tonreinheit noch sehr mangelhafte Einrichtung wurde verdrängt durch das 1748 von Hampel in Dresden
[* 42] erfundene
Inventionshorn, das so konstruiert ist, daß man zu verschiedenen Tonarten nur eines einzigen Horns bedarf, indem man
größere oder kleinere Satzstücke, deren Länge von den Grundtönen der verschiedenen Tonarten abhängt, in die Mitte der
Röhre einschieben und somit das Instrument in verschiedene Tonarten stimmen kann. Seine Vollendung in Bezug auf Spielgeläufigkeit
erhielt aber das Horn erst durch die von Stölzel in Breslau
[* 43] 1814 erfundenen Ventile (vgl. Pistons).
Das Ventilhorn (corno cromatico) bringt alle Töne der chromatischen Skala hervor und zwar offen, ohne Beihilfe des Stopfens,
indem die Anwendung eines oder mehrerer seiner Ventile etwa ein F-Horn in ein E-, Es- oder D-Horn umwandelt und die Tonstufen dieser
Stimmungen alsdann zur chromatischen Skala sich ergänzen. Stölzel selbst brachte zwei Ventile an, deren
eins den Ton um einen halben, das andre um einen ganzen Ton, beide zugleich angewendet um eine kleine Terz erniedrigen; C. A.
Müller in Mainz
[* 44] fügte 1830 noch ein drittes Ventil
[* 45] hinzu, welches, allein angewendet, den Ton um anderthalb, mit dem ersten
zugleich gebraucht, um zwei ganze Töne erniedrigt, wodurch dann eine vollständige chromatische Skala
ermöglicht war.
Übrigens werden sie jetzt in verschiedenen Größen und mit immer größerer Vollkommenheit angefertigt. Die meisten Verbesserungen
rühren von Červeny in Königgrätz
[* 46] her, welcher auch die Tonwechselmaschine erfand, vermittelst welcher man ohne Aufsetzen
von Bogen nur durch Drehen eines Zeigers auf einem mit den chromatischen Tonstufen bezeichneten Zifferblatt
die Stimmung des Instruments sofort beliebig verändern kann. Ein ganz neues System der Ventile (Pistons independants) erfand
in neuerer ZeitAd. Sax in Paris, bei welchem durch die Ventile die Schallröhre nicht verlängert, sondern verkürzt wird und
statt dreier Ventile sechs angebracht sind.
Die Ventilhörner in F sind die gebräuchlichsten, demnächst die in E und Es.
Notiert wird auch für das Ventilhorn stets in C dur. Das Posthorn unterscheidet sich von dem gewöhnlichen Waldhorn nur durch
die kleinern Dimensionen, also eine höhere Tonlage, aber auch durch geringern Tonumfang und geringere Rundung und
Reinheit des Klanges. Das Horn ist als Soloinstrument sehr beliebt, und wenn auch reisende Hornvirtuosen heute ziemlich rar
sind, so finden sich doch mehr oder weniger lange Hornsoli in Orchesterwerken und Opern sehr häufig. Aus der nicht gerade
reichen Litteratur für Horn sei Schumanns Quadrupelkonzert für vier Hörner (Op. 86) hervorgehoben. Ausgezeichnete
Hornschulen schrieben Domnich, Duvernoy, Dauprat u. Gumpert.
Hörner, heißen bekanntlich die Stirnaufsätze gewisser Tiere, und es sind die des Rindergeschlechts
der Menge ihres Vorkommens im Handel und ihrer Bedeutung nach so überwiegend, daß der allgemeine Ausdruck Hörner
¶
mehr
im Handel sich nur auf diese bezieht. Die Masse, aus der diese Auswüchse bestehen, die Hornsubstanz, hat in der animalischen
Welt eine weite Verbreitung, denn sie findet sich wieder, freilich mit manchen Modifikationen, in Oberhaut, Haaren, Borsten,
Federn, Stacheln, Hufen, Klauen, Nägeln, Schnäbeln, im Schildpatt und Fischbein. Von den Knochen und Geweihen
(s. Hirschhorn) unterscheidet sich die Hornsubstanz dadurch, daß sie in siedendem Wasser nicht zu Leim zu verkochen ist, sondern
nur erweicht und nachgehends ihre volle Härte wieder annimmt.
Die Asche der Hornsubstanz enthält mehr oder weniger phosphorsauren Kalk, die der Federn auch viel Kieselsäure; der Aschengehalt
schwankt zwischen ⅓ (Schildpatt) und 3 Proz. (Büffelhorn). Alle Hornsubstanzen
enthalten überdies mehr oder weniger, bis zu 5 Proz. Schwefel. Die Struktur der Hörner hat eine entfernte Ähnlichkeit mit
der des Holzes, indem sich auf dem Durchschnitt eines Hornes förmliche Jahresringe zeigen. Je älter das Gebilde ist, um
so mehr werden diese Ringe unkenntlich, und da altes besser ist als junges, so ist das stärkere oder
geringere Hervortreten der Ringe ein gutes Unterscheidungszeichen.
Die Hornmasse besitzt eine leidliche Härte, ist etwas biegsam und elastisch, mehr oder weniger durchscheinend, in der Farbe
von weiß und gelblich grau bis schwarz variirend, und erweicht sich wie gesagt in der Hitze so weit,
daß man sie nicht nur bequem biegen und pressen, sondern selbst löten oder schweißen kann, worüber weiterhin Näheres.
Mit diesen Eigenschaften eignet sich das Horn zu einer Menge technischer Verwendungen, die sich aber ziemlich scharf in zwei
Gruppen sondern, je nachdem dabei der solide oder der hohle Teil der Hörner in Arbeit kommt.
Die obern soliden Enden sind die wertvollsten und am meisten gebrauchten Bestandteile der Hörner; sie kommen häufig schon
abgeschnitten und separat als Hornspitzen in den Handel und bilden hauptsächlich das Material für Horndrechsler, indes
die Hohlstücke (Hornschroten) dem Kammacher etc. zufallen. Die erste Vornahme
mit rohen Hörnern ist, daß man sie von dem Kern befreit, der die Höhlung des dickern Endes ausfüllt. Man läßt sie zu
dem Ende längere Zeit in Wasser macerieren, und schlägt sie dann, beim dünnen Ende angefaßt, gegen ein Stück Holz, wobei
der Kern von selbst herausgeht.
Man zersägt dann die Hörner in Spitzen und Schrote. Bei Verarbeitung der erstern zu Stockgriffen, Spitzen für Raucher und
vielerlei andern Dingen dienen Drehbank, Messer, Feilen etc. und unter Umständen Biegen in
der Hitze. Um gute Peifenspitzen herzustellen, wird das Horn ins Kreuz gespalten, sodaß es vier Stück gibt.
Die Bearbeitung der Hohlstücke zu flachen Körpern ist ziemlich mühsam. Nach längerm Liegen in kaltem Wasser bringt man
sie auf einige Stunden in siedendes, schiebt sie dann gleich auf die Zinken langer Gabeln, an denen sie über einem lebhaften
Flammenfeuer rasch gedreht werden, um sie recht gleichmäßig zu erhitzen.
Noch heiß spaltet man sie der Länge nach auf, biegt sie mit flachen Zangen, unter zeitweiligem Anhalten
ans Feuer,
zu Platten auf, die man abwechselnd mit glatten Eisenplatten schichtet und den Stoß in eine starke Presse setzt,
bis völlige Erkaltung eingetreten ist. Derartige Platten, durch welche also das Rohmaterial für die
weitere Umarbeitung durch Kammacher etc. schon aus dem Groben zugerichtet ist, sind auch im
Handel zu haben. Das Horn ist dabei im äußern Ansehen, Farbe, Aderung etc. unverändert geblieben
und kann zu allen Zwecken gebraucht werden, wo eine besondre Durchscheinbarkeit nicht von nöten ist.
Büffelhorn erfährt in der Regel keine andre Vorbereitung. Für andre Zwecke dagegen soll die natürliche
Transparenz des Hornes erhöht werden, und die nach vorstehenden Angaben hergestellten Platten erfahren dann eine weitere
Bearbeitung. Es eignen sich indes nur Hornstücke hierzu, die schon von Natur weiß sind; schwarzes Horn wird nimmermehr
durchscheinend. Man erhitzt also die Platten wieder über Feuer, schärft mit Messern oder Schabern zu
dicke oder trübe Stellen, oberflächliche Adern, kurz alles, was die Transparenz stören würde hinweg, legt die Stücke
auf einige Tage in kaltes, dann einige Stunden in heißes Wasser, taucht sie dann in geschmolznes Fett oder Talg und schichtet
sie abermals mit heißen eisernen Platten in eine Presse, wo sie unter allmählich gesteigertem Druck
bis zum Erkalten bleiben.
Die Masse hat sich jetzt unter der Wirkung des Fettes zwar gebräunt, ist aber gegen das Licht viel durchgängiger geworden.
Hornplatten dieser Art dienen zu Laternen, Wagschalen für Apotheker etc. Es gibt aber bei dieser
Plättung des Hornes zwei weitere nach Bedarf in Anwendung kommende Hilfsmittel, das Spalten nämlich und das Löten oder
Schweißen. Das Spalten geschieht ebenso durch die Fläche, wie das Zersägen eines Brettes in dünnere Bretter oder Furniere,
und es dienen beim Horn ebenfalls Sägen, und zwar Kreissägen, welche sich horizontal nahe über der
Fläche einer Tischplatte drehen, auf welcher ihnen die Horntafeln entgegengeschoben werden.
Solchergestalt erhält man aus einer Hornplatte zwei bis drei dünnere. Durch das Schweißen setzt man kleinere Platten zu
größern zusammen ohne daß die Fügung besonders bemerklich wird. Es beruht dies auf der Eigenschaft des Hornes, in der
Hitze klebrig zu werden und besteht einfach darin, daß man die zu verbindenden Kanten sauber abschrägt, zusammenstößt
und zwischen heißen Flachzangen, Platten etc. fest einspannt, wo sie dann nach dem Erkalten
ein Ganzes bilden.
Die Lötstellen müssen vor der geringsten Spur von Fett, auch vor Berührung mit den Fingern behütet
werden, da sonst keine Bindung erfolgt. Die verschönernde Bearbeitung des Horns geschieht durch Schaben, Schleifen mit feinem
Bimsstein, Tripel und dergleichen. Platten erhalten ohne weiteres einen schönen Glanz durch Einspannen zwischen erhitzten
polierten Kupferplatten. Die Hornmasse wird auch verschiedentlich gefärbt und gebeizt, namentlich durch Erzeugen einer gefleckten
Färbung zu Schildkrot gestempelt. -
Hufe lassen sich wie Horn verarbeiten und werden besonders in Knopffabriken
¶
mehr
benutzt, wo sie durch Kochen erweicht, in Scheiben geschnitten und durch Pressen geformt werden. Sonst lassen auch Fabrikanten
auf Drehbänken mittels Hohlbohrern die besten Partien der Hufe in Form kleiner Cylinder herausnehmen und geben die durchlochten
Stücke als Abfall weg. Hornspäne und andre Abfälle kommen ebenfalls in den Handel und dienen zur Darstellung
von Tierkohle, Blutlaugensalz und was damit zusammenhängt, ferner zum Verstählen von Eisen und als Düngmittel in Treibhäusern
und sonst in Fällen, wo die Kosten höher sein dürfen als für andre Düngmittel.
Man versteht aber auch aus diesen Abfällen noch hörnerne Gebrauchsgegenstände, Dosen, Knöpfe und dergleichen herzustellen
durch heiße Pressung. Man hat dazu messingene zweiteilige Formen, zwischen welche die zerkleinerte Masse
gegeben, dann die Form zwischen zwei stark erhitzten Eisenplatten in eine starke Presse gesetzt wird, die man allmählich,
wie die Hitze sich der Hornmasse mitteilt, mehr und mehr anspannt. Hitze und Druck verbinden alles zu einem kompakten
Ganzen, die Abhaltung von Fett und anderm Schmutz immer vorausgesetzt. -
Die Ochsen- und Kuhhörner, die in Deutschland selbst in großer Menge erhalten werden, bilden eine Sekundaware und es werden
davon gewöhnlich nur die Spitzen zu Hornarbeiten verwendet. Sehr viele und gute kommen dagegen von den auf den Ebenen Südamerikas
lebenden Rinderherden über Buenos Ayres, Rio Janeiro etc. Hamburg führte 1866 über 600000
Stück Ochsenhörner ein, meistens von Südamerika, zum Teil auch aus Portugal, außerdem 20000 Stück Büffelhörner.
Diese Amerikaner sind besonders groß, von der Spitze bis zu einem Drittel abwärts schwarz, übrigens weiß, in der Masse
sehr fest, rein und durchscheinend und nehmen eine schöne Beize an. In Europa sind die ungarischen Hörner
ausgezeichnet durch besondre Größe; sie sind grau, grünlich, schwarz mit weiß gemischt; die größten und schönsten
werden zu studentischen Trinkhörnern verarbeitet. Irische Hörner, hellfarbig und fast bis zur Spitze hohl, werden in der
Bearbeitung sehr durchsichtig und sind besonders zu Plattenarbeit geschätzt.
Rußland und Polen, die Schweiz, Spanien und Portugal bringen ebenfalls verschiedne Qualitäten von Hörnern an den Markt.
Die Büffelhörner werden wie die Rindshörner verarbeitet, sind aber teurer als diese, da sie fester und von feinerer Masse
sind und eine schönere Politur annehmen. Sie sind gedrückt, fast dreikantig, in der Masse dunkelbraun
oder schwärzlich. Die schönsten werden aus Kleinasien und Indien bezogen, geringere liefern Ungarn, Siebenbürgen, die
Wallachei, Italien, Spanien etc. -
Ziegen- und Widderhörner finden ebenfalls Verwendung, besonders als Laternenhorn. Die hübschen schwarzen hakenförmigen
Gemshörner sind beliebt für Stockkrücken, sonst zu Spitzen, Stiefelhaken u. dgl.
Die Hörner vom Gnu und andern Antilopen, vom Rhinoceros, Renntier etc. haben für unsern Markt
keine Bedeutung. Hirschgeweihe, Rehgeweihe bilden einen, wenn auch in bezug auf die Menge nur wenig bedeutenden, doch, abgesehen
von der Verwendung zu
Hornarbeiten für Liebhaber interessanten, besonderen Handelsartikel. - Zoll: Rohe Hörner, Hornspitzen
und Hornspäne sind zollfrei. Rohe Hornplatten gem. Tarif im Anh. Nr. 13 d,
gepreßte mit Mustern oder polierte Platten, sowie Hornwaren Nr. 13 g.
(Kt. Thurgau,
Bez. Arbon).
4021 m. Gem. und Dorf, am linken Ufer des Bodensees, zwischen Arbon und Rorschach, 3 km nw. Rorschach. Bildet
eine thurgauische Enklave im Kanton St. Gallen.Grosses und wohlhabendes Dorf. Station der Linie Rorschach-Romanshorn und der Dampfboote. Zollamt.
Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Bleiche, Gerstermühle, Seehof und Ziegelhof: 91 Häuser, 700 Ew.,
wovon 460 Reformierte und 240 Katholiken; Dorf: 86 Häuser, 649 Ew. Kirchgemeinde Arbon. Kapelle. Futterbau, Viehzucht und Milchwirtschaft.
Eine Bleicherei mit 52 Arbeitern, eine Ziegelei. Obstbaumschulen und Gartenbau. Eine Fabrik für Rohrgeflechte. Eine Zementfabrik,
grosse Mühle. Seebäder. Fischfang. Sandgruben. Das Dorf erscheint vom See aus gesehen wie mitten in einem
grossen Park stehend. Beliebte Sommerfrische mit Gasthöfen. Zwei Schulhäuser. Gesang- und Turnvereine. Schön gelegenes
Schloss, bevorzugter Sommeraufenthalt der 1889 gestorbenen Gräfin Marie von Hessen-Philippthal. Horn wurde 1449 von
den Herren von Rorschach an das Kloster St. Gallen
verkauft und von diesem 1463 gegen Steinach an den Bischof von Konstanz
ausgetauscht. Dieser vereinigte den Ort mit der Vogtei Arbon.