Hopfen
(Humulus lupulus, frz.
houblon, engl. hop), die
Fruchtstaude (Dolden, Hopfen
zapfen, Trolle) der wichtigen Handelspflanze gemeiner
Bier-, Brau-, Bruch-,
Busch-, Dorn-, Feld-, Garten-, Hecken-Hopfen
oder Lang-Hopfen; die des wilden H. finden in den untern Donauländern allgemeine Verwendung,
bei uns hier und da als Ersatz von eigentlichem H. Bei dem von Jahr zu Jahr steigenden Verbrauch von
Bier, welchem der H. Haltbarkeit
und Arom geben muß, gehört der H. zu den wichtigsten Kulturpflanzen, welchem im ganzen an 100000 ha
Land gewidmet sind. (Deutsches Reich 1880 im Ganzen 40809.8 ha, England 25600, Österreich 7-8000, Belgien 6500, Nordamerika
16-17000, Australien 250). Der Jahresertrag und Verbrauch balanciert mit durchschnittlich 65-70 Mill. kg (Deutsches Reich 1880 zusammen 28.5 M.
kg, davon Württemberg fast ⅕, England 20, Österreich 5, Belgien 5, Frankreich 2½ Nordamerika 10).
- Der Preis ist je nach Sorte verschieden hoch, im Durchschnitt zu 2.4 Mk. pro kg anzunehmen, als
sog. Landhopfen
, geringste Sorte, kaum ½ Mk., als Saazer, Spalter und
Schwetzinger, beste Sorten, mindestens 6 Mk.; da der Ertrag außerordentlich
schwankend ist - pro Stock 120 g bis 500 g und mehr, je nach Witterung, so findet oft Mangel mit hoch gesteigertem Preis
- 8-9 Mk. (16 Mk. in bester Sorte) - und Überfluß mit tieferem Preisstand
- 30 Pfg. für Landhopfen
und 2 Mk. für bessere Ware, statt.
Die Hopfen
pflanze ist zweihäusig, die männlichen Blütenstände (Fimmel-, Femel-, Fimel-, trüber, wilder H.) sind nicht
verwertbar, die weiblichen bestehen aus zapfenartigen Kätzchen, mit grünen, gelbgrünen Blüten, zu 4 in den Achseln sich
deckender zweizeilig gestellter Nebenblätter, jede von einem Blättchen unterstützt und am Grunde umgeben. Blütezeit Juli
bis September (Früh- und Späthopfen
). Die Fruchtzapfen, das begehrte Produkt, offizinell als Coni seu
strobuli Lupuli, sind 2-4 cm lang, oval, hängend und sowie die Blättchen und Nebenblättchen mehr oder weniger dicht mit
goldgelben Drüsen bedeckt.
Die Früchte, einsamige, rundliche Nüßchen, 3 mm im Durchmesser, geben den
Bieren einen unangenehmen Geschmack, weshalb
man nur weibliche Pflanzen baut und diese aus Setzlingen, Fechsern, erzieht und vermehrt. Der wirksamste Bestandteil des
Hopfens
ist das aus den Drüsen bestehende Lupulin oder Hopfenmehl, Hopfenstaub, (bis 10% der Zapfen), welches auch zur Darstellung
von
Hopfenöl (7-8 Mk. per Lot) dient und für Apotheken einen Handelsartikel für sich
bildet.
Die näheren Bestandteile sind: eine besondre
Gerbsäure, Hopfenharz
, das Hopfenbitter oder eigentliche Lupulin, das ätherische
Hopfenöl, etwas
Gummi,
Äpfelsäure, ein wachsartiger Körper, ein noch unbekanntes
Alkaloid und bis 8.5% Aschenbestandteile,
bes. phosphor-, schwefel- und kohlensaures
Kali. Die für das
Bier (s. d.) geschätztesten Bestandteile sind wenig haltbar;
nach Jahresfrist wird der H. schon äußerlich rotbraun, verliert an Arom, riecht dann durch Bildung
von Valeriansäure unangenehm und verliert das Hopfen
mehl;
durch Schwefeln und Pressen kann er etwas ¶
mehr
haltbarer gemacht werden; vorjähriger H. bildet aber nur bei nachfolgender schlechter Ernte noch einen verwertbaren Artikel,
bei guter wird er wertlos, weil dann ohnedies Überproduktion stattfindet. Die Engländer und Amerikaner versenden nur gepreßten
und geschwefelten H.; der Versuch, die wirksamen Bestandteile als Hopfen
extrakt herauszuziehen, ist zwar gelungen, doch hat
dieses in der Brauerei keinen wesentlichen Eingang finden können, weil es nur die im Wasser löslichen
Bestandteile des H. enthält, auch Echtheit nicht kontroliert und leicht verfälscht werden kann. -
Der Handel mit H. ist daher sehr unsicher, Spekulationsgeschäfte gar nicht zulassend; es muß rasch gekauft und verkauft
und kann höchstens von den Brauern selbst Lager gehalten werden. Der Frühhopfen
ist der bessere, anspruchsvollere
und leichter gefährdete, der Späthopfen
der ertragreichere; der sehr dauerhafte Knoblauchshopfen steht zwischen diesen.
Von jenen gibt es verschiedne Sorten. Als beste gelten der böhmische rote Saazer (Abart der pommersche oder Hengsthopfen),
fast überall hin verbreitet, der Spalter (Spalter Stadtgut) und der Schwetzinger H. Der böhmische Grünhopfen,
Landgut (Auscha) findet weniger außerhalb Verwendung.
Guten H. liefern auch Falkenau und Pilsen, Hersbrück, Lauf, Ober-, Mittel- und Unterfranken, Schwaben und Neuburg mehr Landgut, Tübingen und Stuttgart, Neutomysl in Posen und die Reichslande (Hagenau, Bischweiler) Belgien (Ypern, Gent, Alost), England, Frankreich nur im Norden (Dep. Bousy und Bussigny, Nordamerika, neuerdings auch Australien, Neuseeland und Ostindien (Himalaya). Die Hopfenpflanze gibt in den Blättern ein brauchbares Futter, in den Ranken oder Reben Material zu Hopfenpapier oder Gespinsten für starke Zeuge (Schweden, Pommern), oder Brennmaterial oder bei der Drahtzucht Bindematerial zu Ranken der Stengel; für die Küche bilden die im Frühjahr aus dem Wurzelstock keimenden Sprossen, Hopfensprossen, Hopfenspargel, ein vortreffliches Gemüse.
Die Güte des H. ist zunächst bedingt durch Lage, Boden und Klima; brauchbares Gut kann noch in vielen Gegenden gebaut werden, das beste bleibt aber auf die genannten Orte beschränkt: englischer und amerikanischer H. kommen nicht gleich, liefern aber zum Teil gute Ware. Vorzüglich zu H. ist der eisenreiche Thon-Lehmboden im Rottotliegenden, der Lehm-, Mergel- und thonige Kalkfelsboden, brauchbar auch der Sandboden besserer Art, nicht aber der stark bündige, der lockere, der torfig humose und der steinige und Kiesboden.
Die Lage muß sorgsam gewählt werden, Schutz gegen rauhe, trockende ^[richtig: trockene] und feuchte Winde (Baumgürtel, Mauern) ist unbedingt nötig, beliebt der Hang gegen Süd und Südwest und eine vor starken Nebeln schützende Höhenlage. Gegenden mit schroffem Temperaturwechsel sind auszuschließen. Der Hauptanbau liegt in Europa zwischen dem 45. und 50.° n. Br.; das südliche Schweden und Südungarn bilden die Grenzgebiete. Da der H. als Rankengewächs an Stangen oder in Drahtzucht gebaut werden muß, so sind auch Gegenden mit heftigem Windwehen von Anbau auszuschließen.
Die Pflanzung geschieht in Löchern, 1.3-1.8 m entfernt und gleiche Reihendistanz, sodaß etwa 3200-5800 Stangen auf 1 ha zu nehmen sind. Der Boden muß tief bearbeitet und stark gedüngt, in guter Düngung und unkrautfrei erhalten werden. Die Erde wird allmählich um die Pflanze hoch angehäuft, im Frühjahr wieder entfernt, um den Wurzelstock beschneiden zu können. Die weitere Kultur besteht im Stangensetzen, Anbinden und Anheften, Behacken, Ausblatten in Mannshöhe, Ausbrechen der Seitenzweige etc. Die Behandlung der Plantagen ist sehr kostspielig und erfordert viel Menschenarbeit.
Der H. leidet durch die Witterung, durch Rußthau oder Schwärze, Kupferbrand oder Fuchs, Mehltau oder Fraß, Wurzelfäule, Vergilbung, Blattläuse, Schnellkäferlarven, Hopfenwurzelspinner, Erdflöhe, Hopfenzinsler und verschiedne andre Schmetterlingsarten und durch Unkraut, besonders europäische Seide. Sein Ertrag ist sehr unsicher. Wesentlich beeinflußt wird die Güte durch die Art des Trocknens; er soll die schöne grüne Farbe und das Hopfenmehl behalten, sicher und rasch trocknen, dabei aber nicht zu viel berührt werden.
Man zieht das Trocknen auf Horden oder das Wenden mit Reiserbesen vor. Genügend getrocknet wird er in große Ziechen (Säcke) eingetreten und in diesen, in Spalt gestempelt, sonst mit Ursprungszeichen, Namen des Züchters etc., versehen, versendet. Die Zeichen sind kein sicheres Merkmal des Ursprungs, da die leeren Ziechen von Händlern aufgekauft werden. Die Hopfenplantage trägt erst vom 3. Jahr an, und nur etwa 12-15 Jahre lang; es muß daher jährlich eine entsprechend große Neuanlage und ebenso viel Umbruch stattfinden.
Der Hopfenbau gehört vorzugsweise der Kleinkultur an, Anlagen von über 2 ha gehören schon zu den Seltenheiten, Viele bebauen nur einige Ar. Man erntet pro ha 0.8-8 m. Ztr. Dolden und 13-18 m. Ztr. trockne Blätter und gewinnt 300-500 Mk. Reinertrag und mehr. Guter H. muß grünlich gelb, nicht rot oder braun aussehen, sich klebrig anfühlen, zusammengeballt die Form einige Zeit lang behalten, stark aromatisch riechen, besonders beim Zerreiben reich mit gelben Drüsen bedeckt sein, im Bruch des Mittelstengelchens der Dolden hellweiß und beim Zerbrechen der Kätzchen einen deutlich sichtbaren Strich auf der Handfläche machen lassen. Vgl. unter Bier. - Zollsatz: 20 Mk., Tarif Nr. 14.