(lat.
Mel), der von den
Bienen, besonders von
Apis
[* 2] mellifica, aus den
Nektarien der
Blüten gesammelte, in ihrem
Körper verarbeitete und in besondere
Zellen desStockes entleerte süße Saft. Die aus dem
Stock genommenen
Waben kommen oft ohne weitere Zubereitung in den
Handel (Scheibenhonig), häufig zerschneidet man sie und läßt den Honig freiwillig
ausfließen
(Jungfernhonig).
Um denHonig vollständig zu gewinnen, werden die
Waben schließlich ausgepreßt und ausgekocht, wobei
man den gewöhnlichen Honig erhält.
Vorteilhafter wird der Honig mit
Hilfe der Zentrifugalmaschine unter
Erhaltung derWaben gewonnen.
Der von den
Bienen im Frühjahr angesetzte Maihonig übertrifft den Herbsthonig an Wohlgeschmack, ebenso der
Kraut- oder Landhonig, welchen
die
Bienen aus vielen verschiedenen
Blumen sammeln, den Heidehonig, der nur von dem
Heidekraut
(Calluna) und
Buchweizen stammt.
Als bester Honig gilt der von Lindenblüten stammende Lindenhonig. Der Honig ist eine gelbliche
oder bräunliche, mehr als sirupdicke, anfangs fast durchsichtige
Flüssigkeit, die nach längerm Aufbewahren blumenkohlartige
Kristallisationen von
Zucker
[* 3] absetzt, auch wohl ganz zu einer kristallinischen
Masse erstarrt; er schmeckt süß, etwas schärflich
kratzend, riecht angenehm balsamisch; doch richten sich
Geruch und
Geschmack etwas nach den
Pflanzen, von
welchen der Honig stammt.
Mischkünstler dieses Honigtranks. Als er seinen VaterKronos überfallen wollte, schläferte er ihn durch ein. Die Alten glaubten,
daß der als Tau vom Himmel
[* 15] falle; in der nordischen Götterlehre träufelt von der heiligen Esche der Tau (Hunangsfall, Honigfall)
auf die Erde, und von ihm nähren sich die Bienen. Der griechische Mythus läßt die Nährerinnen des Zeus,
die Bienen, endlich von diesem mit der Kunst gelohnt werden, den Honig in Wachstafeln, als Kost für den Winter, zu bewahren.
Auch der Koran erwähnt den und arabische Ärzte haben mehrfach davon gehandelt. Nach Strabon legten die alten Assyrer Leichen
in Honig, um sie zu konservieren; auch Agesipolis, König von Sparta, Agesilaos und Alexander d. Gr. wurden
nach ihrem Tod in Honig gelegt. Ebenso benutzte man Honig zur Konservierung von Früchten und andern Nahrungsmitteln. Durch die Einführung
des Zuckers und die Verminderung des Wachsverbrauchs zu Kerzen sank die Bedeutung des Honigs sehr erheblich.
Vgl.
Arnold, Der Honig, dessen Bedeutung, Wert und Verwendung (Ansb. 1886).
neben Wachs das Erzeugnis der Honigbienen, von welchen die Arbeitsbienen den Nektar aus den Blütenkelchen aufsaugen
und geläutert durch die Speicheldrüsen in die Zellen eintragen. Blumen- oder Blütenhonig ist das Ausschwitzungsprodukt
der Nektarien auf dem Grunde der Blumenkronen, welches je nach Art der Blüten besondern Beigeschmack hat und diesen bei
dem Durchgang durch den Bienenleib nicht ganz verliert, dabei aber den eigentlichen Honiggeschmack mit annimmt.
Die Biene nimmt aber auch andern Zuckerstoff in mannigfachsten Formen auf, sodaß nur dann von Anis-,
Frühjahrsblüten-, Linden-, Raps-, Weißklee- etc. Honig (beste Arten) oder Buchweizen-, Heide-, Blatt-, Blattlaus- etc. H. (schlechtere
Arten) gesprochen werden kann, wenn die Nahrung der Bienen vorzugsweise oder allein aus dem Blumenhonig der genannten Pflanzen
bestand. Noch zu Anfang des Jahrhunderts bildete der Honig, sowie heute noch im Innern von Rußland,
das Hauptversüßungsmittel; seit Ausbreitung der Zuckerfabrikation hat der Verbrauch wesentlich nachgelassen.
Tausende kennen den reinen H. kaum und genießen solchen nur in Konditorwaren oder in eingemachten Früchten, welche im H.
vorzüglich haltbar und wohlschmeckend werden. Die Verwendung zu Met oder Honigwein ist auf wenige Gegenden beschräukt ^[richtig:
beschränkt], häufiger die zu Honiglikör, Limonade, Honigseife und Honigfarben, zu Essig, zum Konservieren
der Haare (Eau de miel, Honeywater, Aqua mellis, Honigwasser) und medizinisch bei katarrhalischen Leiden. In Gebirgsgegenden,
im Süden und Westen Europas, wird der H. noch vielfach auf Butterbrot gegessen. - Im Deutschen Reich findet Mehreinfuhr
von H. bis zu 20000 m. Ztr. à 72-80 Mk.
statt, ebenso von Wachs (s. d.); eine vollständige Statistik der Erzeugung und des Verbrauchs
fehlt.
Ohne künstliche Fütterung sollen auf 1 □Meile 400 Bienenstöcke, für das Reich also über 4 Mill. möglich sein; vom
Stock rechnet man durchschnittlich 10 kg Honigertrag; das Reich hat nach der Statistik von 1875 nur 2-3
Mill. Stöcke, erzeugt also nur 23 Mill. kg, während es über 40 Mill. kg erzeugen könnte, und bei 2 Mill. kg Mehreinfuhr,
zusammen also 25 Mill. kg Verbrauch, zur Ausfuhr 15 Mill. kg oder über 100 Mill. Mk. zu liefern
vermöchte. In Preußen kommen nur die Rheinprovinz, Hohenzollern, Hannover, Schleswig-Holstein und Westfalen
annähernd an die mögliche Zahl der Stöcke (352 - 314 - 306 - 323 - 391 pro □Meile); das Königreich Sachsen hat nur 134 Stöcke,
auf 1 □M. - 29243 zus. und erzeugt nur etwas über 230000 kg; die Reichslande mit 41670 Stöcken (220
auf 1 □M.) erzeugen 0.8 Mill. kg. Etwas stärker ist die Bienenhaltung in Württemberg und
vereinzelt in Thüringen. Die Bienenzuchtvereine haben Gutes bewirkt, aber wesentlich noch nicht den Betrieb zu steigern
vermocht; die Bienenzucht ist in hohem Grade lohnend (sicher 30 Mk. Reingewinn pro Stock), erfordert
aber viel Sorgfalt und Zeitaufwand. - Hausner rechnete (1865) auf Europa (außer der Türkei und den
drei nordischen Reichen) 21.78 Mill. Stöcke, durchschn. 143 auf 1 □M., in der Schweiz 445, in Großbritannien nur 17. -
Das hauptsächliche innere Erzeugnis kommt immer nur aus gewissen Gegenden, namentlich solchen, wo Heidekraut häufig wächst,
oder Buchweizen, Klee- und Ölsaaten in weiterer Ausdehnung angebaut sind. In wärmern Gegenden ist die Bienenzucht auch im
Winter leicht und ergiebig, in neurer Zeit vornehmlich Amerika ein Hauptproduzent für H. geworden.
Man züchtet dort die aus Europa eingeführte gewöhnliche Biene und verschiedne andre, im Nestbau zum Teil ganz abweichende
Arten. Bedeutend ist die Produktion in verschiednen Provinzen Österreichs, in Ungarn, dem südlichern Rußland und Polen,
in Italien und Frankreich, Spanien und Portugal. Im östlichen Europa, namentlich Rußland, Polen, Galizien, Ungarn kommt
der Honig größtenteils von Waldbienen, die in hohlen Bäumen, Erdhöhlen oder in hölzernen Hütten hausen, die man für
sie hinsetzt.
Südfranzösischer H. riecht, je nach Ursprungsgegend, oft nach Rosmarin, Lavendel, Thymian, ungarischer nach Meliloten, griechischer
vom Pentelikon nach Rosen etc. -
Je nach der Zeit des Honigschneidens unterscheiden die Bienenzüchter Frühlings-, Sommer- und Herbsthonig. Der erste bildet
die beste Sorte. Auf das äußere Ansehen wird beim Honig viel gegeben, der ganz helle, fast farblose
(Glashonig) bevorzugt. Die gewöhnliche Ware soll recht hellgelb aussehen und wird um so weniger geachtet, je mehr sie ins
Braune schlägt. Heidekraut gibt von Natur braunen Honig. Bei der Honigernte kann die Qualität dadurch erhöht werden, daß
man die reinsten und hellsten Waben abgesondert von den ältern, dunkel oder schmutzig gewordenen ausnutzt.
Der H. beträgt dem Gewicht nach etwa das Zehnfache der ihn einschließenden Wachszellen. Man bringt nach dem Schneiden die
Waben in gelinde Wärme, in südlichern Gegenden in die Sonne, wobei ein Teil des Honigs ausfließt und zwar im hellsten
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mehr
und reinsten Zustande und rein süß schmeckend, Jungfernhonig. Was nicht freiwillig abfließt, wird als Wachswaben abgepreßt,
geringere Sorte, gemeiner oder geseimter H., brauner und mit kratzigem Nachgeschmack. Der H. bildet anfänglich eine zähflüssige,
klebrige, homogene Masse; bei längerm Stehen, zur Vermeidung von Gärung immer in kühlen Räumen, scheiden sich die,
seine Hauptmasse ausmachenden, zwei Modifikationen von Fruchtzucker, indem die eine sich körnig aussondert und festern Zusammenhang
annimmt, indes die andre in dickflüssiger Beschaffenheit die obere Schicht bildet. Bei den hellern Sorten tritt diese Scheidung
früher, bei den dunklern später ein, oft erst in 4-6 Wochen. - Krauthonig, von allerlei Blüten in
Wiesen, Wäldern und Gärten gesammelt, ist ohne hervorstechende Besonderheit, Buchweizenhonig, grünlich, Heidehonig, braun
und gering, Lindenhonig, weiß, lieblich riechend und schmeckend, Rübsenhonig, hellgelb, zu den bessern Sorten gehörend.
- Amerikanischer H. kommt am meisten als Havannahonig, von Kuba und andern westindischen Inseln, sonst auch von Mexiko, Nord-
und Südamerika; er ist in der Regel hellfarbig, der von Kuba, in Fässern von circa 400 kg eingeführt,
weiß und fest.
Früher gewöhnlich säuerlich oder von geringer Süße, sind jetzt die amerikanischen Honige von besserer Qualität und
so gut als die europäischen. Von Domingo kommt eine sehr gute Sorte und eine beliebte feine Sorte sendet
Valparaiso. Für den Handel mit H. ist Hamburg der wichtigste Platz, da sowohl deutsche, als fremde Sorten dort zu finden
sind. Das südliche Deutschland erhält Zuschüsse aus Ungarn, Steiermark, Dalmatien, Istrien durch die Marktplätze Pest,
Triest und Salzburg. Über Danzig, Breslau, Königsberg gehen die Bezüge aus Preußen, Litauen, Rußland
und Polen. Italienische, französische, spanische, portugiesische und levantische Ware kommt kaum an den deutschen Markt.
- Der H. wird nicht selten verfälscht.
Ist er bloß mit Wasser verlängert, so ist er leichter als sein natürliches specif. Gewicht (1.42-1.43) und scheidet beim
Stehen an der Oberfläche eine dünne, wässrige Schicht ab; Gelatine, Möhrensaft, Melasse und Stärkezucker
sind durch den Geschmack zu erkennen. Tragantschleim oder Leim scheidet sich beim Vermischen mit Weingeist als Gallert ab;
Mehl, Stärke etc. findet man beim Verrühren mit Wasser als Bodensatz, der beim Aufkochen Kleister
gibt und durch Jodlösung blaugefärbt wird.
Sauer wird der H. von selbst, und ist dann natürlich auch keine gute Ware mehr. Aufbewahrt kann H. in
Scheiben, dicht über einander gelegt in Steintöpfen, überbunden mit Wachspapier und Blase, mehrere Jahre werden, wenn
er an kühlen Orten bleibt; ausgelassener H. muß geläutert, dick eingekocht und in Steintöpfe gefüllt werden. Die Reinigung
geschieht, indem man ihn in Vermischung mit Wasser längere Zeit gelinde kocht oder nur nahe an der Siedhitze
erhält, öfter abschäumt, bis zur Sirupdicke eindampft und durch Flanell seiht. Zoll: 3 Mk. Tarif Nr. 251.
die süße Substanz, die die Bienen, besonders die Honigbiene (ApismellificaL., s. Biene),
[* 21] aus den Nektarien der
Blüten sammeln, in ihrem Organismus verarbeiten und in ihrem Wachsbau (Waben) aufbewahren. Farbe und Güte des Honig hängt von
den Pflanzen ab, aus deren Blüten er gesammelt ist; auch ist die Art und Weise seiner Bearbeitung durch
Menschenhand darauf von Einfluß. So ist der Kleehonig weiß wie Schmalz, der Buchweizenhonig gelb, der Heidehonig braun.
Fast immer bewahrt der Honig das Aroma der Pflanze, von deren Blüten er gesammelt wurde. DenLinden-, den Akazienhonig
erkennt man sofort. Der Narbonner und der spanische Honig duften nach Rosmarin, Thymian, Lavendel u. s. w. Frischer Honig ist viel
aromatischer als älterer, weil sich das Aroma durch Verdunstung verliert. Wachsen in der
Gegend, wo Bienenzucht
[* 22] getrieben wird,
viele giftige Pflanzen mit nektarreichen Blüten (Aconitum, Rhododendron, Azalea, Oleander), so kann der
Honig giftige Eigenschaften bekommen.
Der beste (reinste) Honig ist der Schleuderhonig, der mittels der Honigschleuder (Centrifuge) aus den Waben herausgebracht
wird. Imker, welche Mobilzucht betreiben, d. h. Bienenwohnungen mit beweglichen Waben benutzen,
gewinnen ihren sämtlichen Honig mittels der Schleuder.
[* 23] Der Stabil-Imker dagegen, der den Strohkorb mit festem Bau benutzt,
muß den Honig auf andere Weise von dem Wachs scheiden, d. i. ihn auslassen und seimen. Dies geschieht entweder auf kaltem oder
auf warmem Wege.
Den auf kaltem Wege gewonnenen Honig, der an Reinheit und Güte dem Schleuderhonig kaum nachsteht, nennt man ausgelassenen
Jungfernhonig, weil er ebenso gut und schön ist wie der in zarten Waben stehende sog.
Jungfernhonig. Allen auf warmem Wege ausgelassenen Honig nennt man Seimhonig. Durch dieses Verfahren wird der Honig sowohl in Farbe
wie in Geschmack beeinträchtigt. Endlich hat man noch den Preßhonig. Bei dem Auslassen des Honig bleibt immer noch etwas Honig in
den Rückständen; um diesen auch noch auszuscheiden, bringt man die erwärmten Rückstände in einen
leinenen Beutel
[* 24] und bringt sie unter eine Presse.
[* 25] Dieses Produkt ist natürlich das schlechteste. Der Scheibenhonig kommt mit
den Waben in den Handel. Sind die Waben jung und zart, so ist der Scheibenhonig sehr wohlschmeckend und daher ziemlich
teuer.
Honigfälschung kommt nicht selten vor; so wird der mit Recht gerühmte Alpenkräuterhonig künstlich hergestellt. Fälschungen
mit Mehl,
[* 26] mit Stärke
[* 27] und Malzsirup sind nicht selten. Auch füttert man Stärkesirup, und wenn er von den Bienen in den Zellen
bedeckt ist, verkauft man die Waben als Scheibenhonig. Guter Honig muß dick, aber klar und rein
sein. Der ungereinigte Honig ist stets ein Gemenge von mehrern Zuckerarten (Traubenzucker und Schleimzucker oder Chylariose)
und Säuren, wie es scheint, etwas Ameisensäure.
Aus neuern Untersuchungen folgt, daß die Bienen die Beschaffenheit des Zuckers, den sie zu Honig verarbeiten, nicht zu verändern
vermögen, es sei denn, daß der von den Bienen gesammelte Zucker eine Spaltung in Rechtstraubenzucker
und Linksschleimzucker erlitte. Guter Honig kann Jahr und Tag aufbewahrt werden. Den ausgeschleuderten und ausgelassenen Honig bewahrt
man in gut glasierten Töpfen oder Glashäfen auf, schützt ihn vor dem Zutritt der Luft und der Feuchtigkeit durch einen 1 cm
dicken Wachsüberguß und bindet die Gefäße mit Pergamentpapier oder besser noch mit einer Schweinsblase
zu. Der Aufbewahrungsort muß kühl und luftig sein; die Temperatur des Raums darf im Sommer nicht über 15° R. steigen. Alter
Honig, der stark krystallisiert ist, wird durch Einstellen ins warme Wasserbad wieder flüssig und dadurch
schmackhafter.
Wenngleich ziemlich überall Honig gewonnen wird, so bildet derselbe doch nur in Norddeutschland, in der Schweiz, Rußland, Polen,
auf Malta, in Spanien und Frankreich sowie neuerdings in Amerika einen bedeutenden Handelsartikel. Der Honig wird verspeist, besonders
auf Brot,
[* 28] und ist ein gesundes, insonderheit Kindern dienliches Nahrungsmittel. Seine größte Verwendung
findet der Honig in der Fabrikation von Lebkuchen oder Pfefferkuchen und in der Bereitung des Met. Letzterer wird in großen Mengen
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