Holztransp
ortwesen.
Das Herausschaffen des Holzes aus dem
Schlage bis zu dem nächsten Abfuhrwege bezeichnet man gewöhnlich
mit Rücken oder Ausrücken und versteht dann unter Holztransport
oder Holzbringung das Weiterschaffen des Holzes nach den
in größerer Entfernung gelegenen
Konsumtions- oder Sammelplätzen. Man unterscheidet den
Transport zu
Land und den zu Wasser. Der erstere erfolgt auf Wegen und
Straßen, auf gewöhnlichen Eisenbahnen oder sog.
Waldbahnen, auf
Holz- und Drahtseilriesen, der letztere entweder durch
Triften oder durch Flößen des Holzes oder auf Schiffen.
Innerhalb des
Waldes selbst unterscheidet man Hauptwaldstraßen und
Nebenwege. Die Hauptwaldstraßen sollen womöglich durch
das
Herz der Waldungen nach den
Absatz- und Konsumtionsplätzen führen, auf Landstraßen oder an den zum
Holztransport
dienenden Wasserstraßen oder Eisenbahnen ausmünden. Oft dienen sie selbst als eigentliche Landstraßen oder
wenigstens als Verbindungswege verschiedener Ortschaften. Von den Hauptwaldstraßen zweigen die
Nebenwege nach dem Innern
des
Waldes ab. Vorübergehend werden noch sog.
Stellwege angelegt, die nach den von den Haupt- und
Nebenwegen
nicht unmittelbar berührten
Schlägen führen.
Nach der Bauart der Wege unterscheidet man Kunststraßen, Erdwege und Wege mit Holzbau. Die Hauptwaldstraßen sind, wenn irgend möglich, als Kunststraßen oder chaussierte Wege herzustellen. ¶
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Die Nebenwege werden meist nur als sog. Erd- wege hergestellt, zu deren Bau nur das Material verwendet wird, das der Straßenkörper selbst oder dessen nächste Umgebung liefert. Für die vorüber- gehend anzulegenden Stellwege begnügt man sich meist mit der.Herstellung einer einsagen Fahrbahn. Im Sumpfboden oder auch im Sand, wo geeig- netes Steinmaterial nur mit unverhältnismäßig großen Kosten aus weiter Ferne zugefchafft werden kann, finden Wege mit Holzbau, namentlich für kürzere Strecken, vielfach Anwendung.
Man unter- scheidet Faschinenwege und Knüppel- oder Prügel- wege. Eine besondere Art der mit Holz [* 3] gebauten Wege sind die schmier- oder Schleifwege, die zum Sommertransport des Holzes im geneigten Terrain dienen. Man belegt die Fahrbahn quer- über mit Knüppeln, jedoch nicht dicht aneinander. Diese Wege sind namentlich im Elsaß im Gebrauch. In neuerer Zeit haben die Waldeisenbahnen [* 4] (s. d.) vielfache Anwendung gefunden, namentlich in den zusammenhängenden Waldungen des nord- deutfchen Tieflandes.
Die Fortbewegung der be- ladenen Wagen erfolgt entweder auf der schiefen Ebene durch das eigene Gewicht
oder durch Men- schen- oder Tierkräfte, nur ganz ausnahmsweise durch kleine Lokomotiven. Eine schon in alter Zeit in den
Hochgebirgen an- gewendete Vorrichtung zum Holztransport
sind die Niesen (s. d.). Der'Holztransport
zu Wasser erfolgt so,
daß man das Holz in einzelnen Stücken oder in Partien zusammengebunden auf tragfähiges, fließendes
Wasser bringt. Das erstere Versahren nennt man Trift, auch Einzelnflöherei, Wildflöherei, Holz schwemmerei, das zweite die
gebundene oder eigentliche Flößerei.
Stellenweise wird der Aus- druck Flößen für beide Verfahren angewendet. Für die Anwendung der Trift, für die Beseiti- gung natürlicher Hindernisse im Flußbett machen sich in der Regel mehr oder weniger kostspielige Bauanlagen notwendig. Noch mehr ist das der Fall durch die Anlage von Wasserreservoiren und Auffanggebäuden. Die am meisten zur Holztrift verwendeten Gebirgsbäche erleiden einen perio- dischen Wechsel des Wasserstandes, durch Ansamm- lung der Zuflüsse kann man letztern in erforderlicher Weise steigern.
Besonders ist dies notwendig im Anfang der Triftstraße, wo die Gebirgsbäche meist noch wenig Wasser enthalten. Zu diesem Zwecke ver- wendet man zufällig vorhandene Seen und Teiche, Speisekanäle, Klausen oder Schwellungs- werke und Schwemmteiche. Durch Speisekanäle führt man in der Nähe der Triftstratze fließende andere Quellen und Bäche der Triftstrahe zu. Wo natürliche Wasserbehälter für die Triftstraße fehlen, ist das Wasser derselben selbst aufzustauen und zu sammeln, um wenigstens eine vorübergehende Bewässerung derselben zu ermöglichen. Es geschieht dies durch die Anlage von Dämmen, die das Thal [* 5] der Trift- strahe oder ein Seitenthal derselben durchschneiden und alles Wasser hinter sich festhalten.
Einen solchen Damm nennt manKlausdamm, Schwellwerk, Wehrdamm u.s. w., den hinter demselben befind- lichen, das Wasser aufnehmenden Raum den Klaus- hof. In weiten Thälern mit schwachem Gefalle, mit breiter, ebener Sohle ist die Anlage künstlicher Teiche, Schwemm- oder Flohteiche geboten. Wäh- rend Klausen und Teiche eine vorübergehende Be- wkfferung der Triftstraße über ihren natürlichen Wasserstand bezwecken, legt man Wehre, Thal- schwellen, dazu an, den Wasserstand eines fließen- den Gewässers dauernd zu erhöhen und ein zu starkes Gefalle derselben zu vermindern.
Außer den Klaus- und Wehrbauten, den oft sehr schwierigen Bauten zur Verbesserung und Vefesti- aung der Ufer, sind von besonderer Wichtigkeit die Fanggebäude: Holzrechen, Bockrechen, Sperr- bauten, Fangrechen u. s. w. Je stärker das Gefalle des Baches auch am Ende der Triftstraße ist, je mebr Holz auf einmal getriftet wird, desto fester müssen alle Fanggebäude errichtet werden. Am besten ist es, wenn das Holz außerhalb des Holz- lagerplatzes durch Rechen festgehalten und in letz- tern ganz allmählich auf Kanälen mit sehr wenig Gefalle geführt werden kann.
Die beste Zeit der Trift ist das Frühjahr, weil dann die von Natur vorhandene größere Wasser- menge benutzt werden kann. Nur bei sehr günstigen Wasserverhä'ltnissen, namentlich wo viele und große Wasserreservoire zu Gebote stehen, kann man zu jeder Jahreszeit tristen. Gegenstand der Trift sind hauptsächlich die bessern Vrennholzsortimente,Scheit- und stärkeres Knüppelholz; aber auch Sägeklötze werden getriftet. Unter allen Umständen ist eine gute Austrocknung des Holzes vorher geboten, da- mit es besser schwimmt.
Die Trift selbst erfordert fast unausgesetzt Aufsicht und Leitung durch sach- kundige Arbeiter. Für den weiter gehenden Holzhandel ist von noch größerer Bedeutung als die Trift die eigentliche Flößerei, bei der das zu transportierende Holz nicht in einzelnen Stücken, sondern in Partien zusam- mengebunden dem Wasser übergeben wird. Eine solche unter sich zu einem Ganzen vereinigte Partie Holz nennt man ein Gestör, einen Boden, ein Gestricke, eine Traft (an der Weichsel) oder Ma- täsche (Oberschlesien).
Die Verbindung mehrerer Gestöre bildet ein Floß. Die eigentliche Floßstrahe soll ein möglichst ruhig, gleichmäßig fließendes Wasser mit geringem Gefall haben, wie es meist die größern Ströme bieten, eine Wassertiefe von 0,6 bis 1 m genügt in der Regel. Nicht selten be- ginnt die Flößerei jedoch schon im obern Lause der Bäche, auf sog. Wildwasser. Hier bedarf die Flößerei eines höhern Wasserstandes als die Trist, da die Flöße über alle Hindernisse vom Wasser frei hinweg- getragen werden müssen, damit sie nicht zerreißen.
Durch künstliche Bewässerungen mit Hilfe von Klau- sen u. s. w., durch Schwellungen in kurzen Entfer- nungen auf der Flohstrahe selbst ist hier die Flößerei zu unterstützen. In Deutschland [* 6] und Osterreich-Un- garn wird meist nur Langholz und Schnittware ge- flöht, die kürzern Sägeklötze werden häufiger ge- triftet. Die Bindung der Flöße ist nach der Gegend verschieden. Gewöhnlich werden die Stämme an ihren Kopfenden durchlocht und dann mit Wieden aus zähem Fichten- oder Haselholz zu Gestören, diese wieder zu Flöhen verbunden.
Mitunter geschieht die Verbindung der Stämme zu Gestören auch durch quer darüber gelegte, verschieden befestigte Stangen, sog. Zenge lstan gen. Man unterscheidet die Ge- stör- und die Hauptflö herei. Erstere findet auf den kleinern Flüssen, letztere auf den breitern Strö- men statt. Die Hauptflöhe bestehen oft aus 40-70 hintereinander gehängten Gestören und enthalten bis 500 und mehr Stämme. Berühmt sind in Deutsch- land durch ihre Meisterschaft namentlich die Floßer im mittlern Schwarzwalde. Von der Schnittholz" 21* ¶