Holzschnit
zerei,
s. Holzbildhauerei.
Holzschnitzerei
3 Wörter, 37 Zeichen
Holzschnitzerei,
s. Holzbildhauerei.
Holzasbest - Holzbohre
* 2
Seite 8.678. (Holzschnitzerei), die Kunst, plastische, d. h. runde und halberhabene, Gegenstände aus Holz
[* 3] zu fertigen,
wobei verschiedene Werkzeuge
[* 4] (Meißel,
[* 5] Bohrer,
[* 6] Stemmeisen, Raspeln, Sägen
[* 7] etc.) benutzt werden. Ursprünglich war jeder Bildhauer
zugleich Holzschnitzer.
Die ältesten Kultusbilder der Griechen und andrer Völker waren aus Holz geschnitzt,
weshalb die Griechen die Erfindung der Holzbildhauerei auf den mythischen Ahnherrn aller Künste, Dädalos,
[* 8] zurückführten. In Ägypten
[* 9] stand
die Holzbildhauerei zu allen Zeiten in hoher Blüte,
[* 10] was zahlreiche Gräberfunde lehren. Da im Altertum jedoch nur Kultuszwecke u. dgl. die
Verwendung des Holzes bedingten, datiert der Anfang der Holzbildhauerei in künstlerischem Sinn erst seit dem christlichen
Mittelalter.
Möbel (Kunsttischlerei
* 11
Möbel.Sie erstreckte sich zunächst auf Möbel [* 11] für kirchlichen und weltlichen Gebrauch, deren Stil und Ornamentik durch die jeweilig herrschende Architektur (byzantinisch, romanisch, gotisch) bestimmt wurde. Am reichsten begann sich die an dem Chorgestühl der Kirchen zu entfalten, welches dann in der Renaissanceperiode das Objekt einer üppigen figürlichen und ornamentalen Dekoration wurde. In deutschen und italienischen Kirchen sowie in den Museen sind noch zahlreiche Beispiele von Chorgestühlen vorhanden, bei welchen sich oft zu der Holzbildhauerei noch Intarsia oder Holzmosaik gesellt.
Daneben kommen geschnitzte Andachtsbilder (Madonnen, Heilige, Kalvarienberge) mit Baldachinen und Tabernakeln und besonders bemalte und vergoldete, oft sehr figurenreiche Altarschreine in Betracht. In Deutschland [* 12] sind die beiden Syrlin (Chorgestühl im Münster [* 13] zu Ulm), [* 14] Veit Stoß, Hans Brüggemann (Schleswiger Altar), [* 15] in Italien [* 16] Giuliano und Benedetto da Majano, Baccio d'Agnolo, Stefano da Bergamo und die Familie de' Marchis die namhaftesten Holzbildhauer des 15. und 16. Jahrh. für kirchliche Zwecke. Um dieselbe Zeit wurden auch die profanen Möbel immer reicher gestaltet, und schließlich erstreckte sich die Holzbildhauerei auf ganze Zimmerausstattungen (Täfelungen, Decken), wovon noch mehrere vollständig erhaltene Beispiele (Seidenhofzimmer in Zürich, [* 17] Fredenhagensches Zimmer in Lübeck, [* 18] Hirschvogelhaus in Nürnberg, [* 19] zwei Zimmer im Berliner [* 20] Kunstgewerbemuseum) glänzendes Zeugnis ablegen.
Andre Spezialitäten der Holzbildhauerei waren in dieser Zeit Truhen, Bilderrahmen, Kunstschränke sowie Schmuckkästchen und Möbel jeglicher Gattung. Auch in der Barockzeit blühte die Holzbildhauerei, bis sie in der Rokokoperiode für Zimmerausschmückungen allmählich durch die Stuckdekoration verdrängt wurde. Neuerdings hat sie wieder einen Aufschwung genommen, wird aber als ein Zweig der Möbeltischlerei kultiviert. Nur in Italien, wo gegenwärtig Frullini (s. d.) Ausgezeichnetes leistet, ist die Holzbildhauerei noch eine besondere Kunst. S. die Tafel »Möbel«.
Vgl. J. Lessing, Holzschnitzereien des 15. und 16. Jahrhunderts (Berl. 1882).