(Holzalkohol,Methylalkohol,Methyloxydhydrat,Carbinol, Formalkohol); ein Bestandteil des
Holzessigs (s. d.),
aus welchem er durch wiederholte fraktionierte Destillation und weitere Reinigung fabrikmäßig gewonnen wird. Der für gewöhnlich
im Handel vorkommende H. ist jedoch stets noch etwas wasserhaltig und die geringeren Qualitäten enthalten
auch noch andre flüchtige Beimengungen, die jedoch für manche seiner Verwendungen nicht störend sind. Man verkauft ihn
wie den
Spiritus nach Prozenten, Tralles, gewöhnlich 95-98%. - Der H. ist eine dem gewöhnlichen
Alkohol (Äthylalkohol, Weingeist)
ähnliche Flüssigkeit, farblos, brennbar, sehr flüchtig, von eigentümlichen geistigen Geruch und brennendem
Geschmack, mit Wasser in allen Verhältnissen mischbar; im konzentrierten Zustande wirkt er giftig, im verdünnten berauschend;
er siedet bei 65° und destilliert unverändert über. Die Hauptverwendung findet der H. jetzt zur Darstellung von Jodmethyl
(Methyljodür) für die Herstellung verschiedner
Anilinfarben; in England benutzt man ihn, wegen der hohen
Spiritussteuer, ganz allgemein anstatt
Spiritus zum Brennen und zur Bereitung von
Lacken, dort wie auch bei uns zum Denaturieren
von
Spiritus. - Zollfrei.
(Methyloxydhydrat, Holzgeist, Holzalkohol, Holzspiritus) CH4O entsteht bei trockner Destillation
[* 3] des Holzes und der Runkelrübenmelasse, verdichtet sich mit den gleichzeitig auftretenden Dämpfen von Wasser, Essigsäure etc.
und findet sich daher im rohen Holzessig, aus welchem er sich nach der Neutralisation bei der Rektifikation
zuerst verflüchtigt, so daß man ihn gesondert auffangen kann. Durch Rektifikation in Kolonnenapparaten, wie sie in der Spiritusfabrikation
[* 4] gebräuchlich sind, und mehrmaliges Behandeln mit frisch geglühter Holzkohle erhält man nahezu reinen aus welchem ein vollkommen
reines Produkt gewonnen wird, indem man den Alkohol in Ameisensäure- oder Benzoeäther überführt und
diese durch Natronlauge zersetzt.
Auch aus der Schlempe von vergorner Runkelrübenmelasse, welche Trimethylamin enthält, wird Methylalkohol gewonnen. Er bildet eine farblose
Flüssigkeit vom
spez. Gew. 0,789, riecht eigentümlich
geistig, schmeckt brennend, siedet bei 66°, brennt mit wenig leuchtender Flamme,
[* 5] mischt sich mit Wasser,
Alkohol und Äther, verhält sich als Lösungsmittel wie Alkohol und gleicht diesem auch in seinem chemischen Verhalten, indem
er durchaus analoge Verbindungen bildet, welche aber flüchtiger sind als die entsprechenden Äthylverbindungen.
Mit Chlorcalcium bildet er eine kristallisierende Verbindung und mit Oxalsäure den ebenfalls kristallisierbaren Oxalsäuremethyläther.
Diese beiden Verbindungen können zur Darstellung von reinem Methylalkohol benutzt werden. Durch oxydierende Substanzen wird Methylalkohol in Ameisensäure
umgewandelt. Auf den Organismus wirkt Methylalkohol wie gewöhnlicher Alkohol. Man benutzt ihn namentlich in England (wegen der dortigen
hohen Branntweinsteuer) als Brennmaterial, zu Firnissen, Polituren etc., besonders auch zur Darstellung von andern
Methylverbindungen für die Anilinfarbenfabrikation und zum Denaturieren des Alkohols.