Titel
Holbein
,
[* 2] deutsche Künstlerfamilie, von deren Gliedern folgende hervorzuheben sind:
1)
Hans, der ältere,
Maler, geboren um 1460 zu
Augsburg,
[* 3] bildete sich unter dem Einfluß von
Martin
Schongauer, erreichte aber,
schnell fortschreitend und sich immer entschiedener losringend von altertümlicher Auffassungsweise, in seinen besten Werken
eine große dramatische, mit klarer, leuchtender Farbenwirkung verbundene Lebendigkeit und Prägnanz des
Ausdrucks. Seine
Gestalten, ob auch in
Füßen und
Händen noch schwach, wissen sich natürlich zu bewegen; in genreartigen
Episoden wird das
Schalkhaft-Anmutige wie das
Derbe und Humoristische zur Geltung gebracht; meisterhaft sind die im bildnistreuen
Gesicht
[* 4] wie in Auftreten und
Tracht aus des Künstlers eigner Zeit und Umgebung entnommenen Gestalten. Zu seinen besten
Arbeiten
gehören vier Flügelbilder aus der Geschichte
Marias, von einem
Altar
[* 5] aus der
Abtei
Weingarten (jetzt im
Augsburger
Dom) von 1493,
die Reste eines ehemaligen
Altars in der Dominikanerkirche zu
Frankfurt
[* 6] a. M.,
Szenen aus
Christi
Passion von 1501 (jetzt daselbst
im Städelschen
Institut), die
Flügel eines
Altars aus
Kloster Kaisheim, 16
Szenen aus der
Passion und der Geschichte
Marias von 1502 in der
Münchener
Pinakothek, die
Basilika
[* 7]
Santa Maria
Maggiore (1499) und St.
Paul vor den
Mauern (um 1504) mit dem
Bildnis des Malers und seiner beiden
Söhne. So trefflich indessen diese Werke sind, so schritt doch Holbein
immer weiter fort,
und in den Gemälden:
Epitaph des
Bürgermeisters
Schwartz, bei v.
Stetten in
Augsburg, Katharinenaltar (1512) in der
Galerie zu
Augsburg, Sebastiansaltar (1515-16) in der
Pinakothek zu
München
[* 8] erreicht er unter dem Einfluß der italienischen
Renaissance eine große
Kraft
[* 9] des
Ausdrucks,
Schönheit des
Kolorits und seelenvolle Durchbildung.
Vortrefflich sind auch seine zahlreich vorkommenden Zeichnungen; in Basel, [* 10] Berlin [* 11] und Kopenhagen [* 12] findet man Skizzenbücher von ihm, unter denen das Berliner [* 13] das wertvollste ist.
Vgl. A.
Woltmann, Holbein
Holbeins
des ältern Silberstiftzeichnungen
(Nürnb. 1876).
Sein 1515 von ihm selbst gezeichnetes Bildnis, ein prächtiger
Kopf mit langem
Haar
[* 14] und
Bart, besitzt der
Herzog von
Aumale. Holbein
zog
trauriger Vermögensverhältnisse wegen um 1517 aus
Augsburg nach dem Elsaß und starb 1524 außerhalb seiner
Heimat.
2) Hans, der jüngere, der berühmteste Maler der Familie, Sohn des vorigen, geb. 1497 zu Augsburg, bildete sich dort unter dem Einfluß seines Vaters und Hans Burgkmairs und siedelte schon um 1514 nach Basel über, wo sich im Museum ein Madonnenbild von ihm mit dieser Jahreszahl befindet. Im J. 1515 bemalte er eine Tischplatte mit Darstellungen aus Schwänken (Zürich, [* 15] Stadtbibliothek) und fertigte eine Reihe von Federzeichnungen zu dem »Lob der Narrheit« von Erasmus in einem Exemplar, das sich jetzt im Baseler Museum befindet.
Aus dem Jahr 1516 haben wir Bücherholzschnitte, ferner das Aushängeschild eines
Schulmeisters im
Baseler
Museum, ebendaselbst
die Brustbilder des
Bürgermeisters
Jakob
Meyer zum
Hasen und seiner Hausfrau, dann das bereits von großer
Meisterschaft zeugende Bildnis des Malers
Hans
Herbster in der
Galerie von
Mr.
Baring zu
London.
[* 16] Im folgenden Jahr war Holbein
in Luzern,
[* 17] wo
er das jetzt nicht mehr bestehende
Haus des
Schultheißen
Jakob v. Hertenstein außen und innen mit Wandbildern
schmückte. Vielleicht, daß auch einen
Schritt in die
Lombardei that; nächst den indirekten Einwirkungen von
Italien,
[* 18] die
er schon in
Augsburg, der Stadt deutscher
Renaissance, empfangen, sind auch die Einflüsse des
Andrea
Mantegna, die aber auch
durch dessen Kupferstiche und die alten
Holzschnitte vermittelt sein können, sowie auch direkte Einflüsse
des
Leonardo da
Vinci und der römischen
¶
mehr
Schule zu spüren. Daß er Leonardos Abendmahl in Mailand
[* 20] gesehen, scheint ein Abendmahlsgemälde von seiner Hand im
[* 21] Baseler Museum
zu beweisen. 1519 kam Holbein
nach Basel
zurück, ließ sich 25. Sept. d. J. in die Malerzunft
und in die Bürgerschaft daselbst aufnehmen. Von den Arbeiten, welche Holbein
nunmehr in Basel
ausführte,
gehören zu den charaktervollsten die Darstellung der Passion in acht Feldern, jetzt im dortigen Museum, ausgezeichnet durch
die dramatische Lebendigkeit, die schönen Architekturen und Landschaften, die kühnen Helldunkeleffekte, dann eine realistische
Darstellung des Christusleichnams, nur das Abbild eines von Verwesung ergriffenen toten Körpers, von 1521 und die
braun in braun gemalten Orgelthüren des Baseler Münsters mit vier Heiligengestalten und singenden Engelknaben daselbst; ferner
zwei Altarflügel, Christi Geburt, Nachtstück, und die Anbetung der Könige mit den Porträten der Stifterfamilie Oberriedt im
Münster
[* 22] zu Freiburg
[* 23] i. Br. Am populärsten aber ist der Künstler durch das berühmte um 1526 gemalte Madonnenbild
geworden, dessen bekanntestes Exemplar sich in der Galerie zu Dresden
[* 24] befindet.
Doch ist dies nur eine Kopie aus dem 17. Jahrh., während das Original, in der Architektur und Gruppierung gedrungener, im Madonnenantlitz
strenger, sonst völlig übereinstimmend, sich im Besitz des Großherzogs von Hessen
[* 25] zu Darmstadt
[* 26] befindet. Stifter dieses Bildes
war der frühere Bürgermeister Jakob Meyer zum Hasen, den Holbein
schon 1516 gemalt hatte; er und die Seinen knieen
vor der Gottesmutter, beschützt von ihrem Gnadenmantel und gesegnet vom Christuskind.
Beinahe auf gleicher Höhe mit diesem steht ein andres Madonnenbild, die Jungfrau von Solothurn [* 27] (städtisches Museum), sitzend mit dem Kind und von den beiden Schutzheiligen der Stadt, Ursus und Martinus, umgeben, bezeichnet 1522. Mit echt deutscher Charakteristik und seiner Ausführung verbinden diese Werke eine Freiheit der Form, wie sie sonst in Deutschland [* 28] um diese Zeit nicht vorkommt. Außerdem war als Freskomaler thätig, dekorierte die Fassaden von Bürgerhäusern, unter andern das Haus »Zum Tanz« mit einer herrlichen fingierten Architektur und einem Bauerntanz, welche Malereien im vorigen Jahrhundert zu Grunde gegangen sind.
Kein günstigeres Schicksal hatten seine Malereien im Großratssaal, in denen er Beispiele von Bürgertugend und strenger Gerechtigkeit
darstellte: Charondas von Catanea, Zaleucus, Curius und die Samniter, Sapor und Valerianus, dazwischen Einzelgestalten
meist allegorischen Charakters. In dieser Epoche tritt die Bildnismalerei, die später Holbeins
eigentliches Feld bildet, zurück;
doch malte er 1519 das vorzügliche Bildnis des Juristen und Humanisten Bonifacius Amerbach (Baseler Museum), dessen spätere
Kunstsammlung, namentlich an Arbeiten Holbeins
reich, die Grundlage des Baseler Museums bildete. Um 1523 porträtierte er den
Erasmus, der damals in Basel
lebte, und mit dem auch persönlich in Beziehung stand;
zwei kleinere Profilbilder, welche den Gelehrten schreibend darstellen, befinden sich im Louvre und im Baseler Museum, ein größeres, das Gesicht zu drei Vierteln, in Longford Castle.
Den Charakter eines Bildnisses trägt auch ein kleines Juwel, die Lais Corinthiaca von 1526, deren
Seitenstück eine Venus mit dem Amor bildet (Baseler Museum), beide angeblich eine Dame aus der Familie Offenburg
[* 29] darstellend. Daneben
entfaltete eine ausgedehnte Thätigkeit als Zeichner, fertigte Vorbilder für Glasmaler, Gold- und Waffenschmiede und namentlich
Zeichnungen für den Holzschnitt, welche
Holbein
Lützelburgers Hand in meisterhaftem Feinschnitt ausführte.
In dieser Thätigkeit erscheint Holbein
im Bund mit der Litteratur nach allen Richtungen hin, namentlich mit dem Humanismus, dann
mit der Reformation. Er illustrierte die Werke des Erasmus, des Th. More, geographische und astronomische Bücher, die Lutherschen
Übersetzungen der Bibel,
[* 30] Alphabete etc. Man zählt über 300 Blätter von ihm.
Seine zwei Hauptwerke dieser Gattung sind die Cyklen: »Bilder des Alten Testaments« (»Historiarum Veteris Instrumenti icones«),
91 Blatt, [* 31] und der sogen. Totentanz (besser »Bilder des Todes«, »Icones oder Imagines mortis, Simulachres de la mort«),
beide aus der Baseler
Zeit und in damaligen Probedrucken vorhanden, das erste Werk im Baseler Museum, das zweite daselbst und
in den Kupferstichkabinetten zu Berlin (neue Ausgabe von Lippmann, Berl. 1878), Paris
[* 32] und im Britischen Museum, beide aber in
Buchform erst seit 1538 in Lyon
[* 33] erschienen und seitdem in zahlreichen Ausgaben mit lateinischem, französischem, englischem,
italienischem und spanischem, niemals aber deutschem Text. In den Todesbildern, deren Zahl von 40 Blatt
später (seit 1545) auf 53, endlich (seit 1562) auf 58 Blatt steigt, behandelte Holbein
den mittelalterlichen Vorwurf von der Allgewalt
des Todes und der Eitelkeit des Irdischen in ganz neuem Geist, zeigte mit furchtbarer Ironie, wie der Tod unter allen Verhältnissen
mitten in das Leben unerbittlich eingreift, und fand in dieser Form Gelegenheit zu schneidender Satire
auf kirchlichem, sozialem und politischem Gebiet.
Die Zeitverhältnisse, welche diesen Erfindungen den Ursprung gaben, die Reformation und ihre Kämpfe, die Wirren der Bauernkriege,
waren aber äußerlich hemmend für den Künstler, dem nun die Gelegenheit zur Ausübung seiner Kunst mehr
und mehr entzogen wurde. Empfohlen durch Erasmus, machte er sich Ende August 1526 auf den Weg nach England; die Kenntnis der
flandrischen Malerei, die er sich auf dem Weg aneignen konnte, wurde nun bestimmend für seine Kunstweise. In London nahm sich
Sir Thomas More, des Erasmus Freund, seiner an. Holbein
malte hier 1527 More (Original bei Herrn Huth in London), den
Erzbischof Warham von Canterbury (Lambeth House und Louvre), den Stallmeister des Königs, Sir Henry Guildeford (Windsor), 1528 des
Königs Astronomen Nikolaus Kratzer (Louvre), Thomas More mit seiner Familie, von welchem Bilde das Original untergegangen ist und
nur noch einzelne gezeichnete Köpfe (Windsor) und die Skizze des Ganzen (Basel)
übrig sind. Letztere brachte als
Gruß des Freundes dem Erasmus mit, als er 1528 nach diesem gewinnbringenden Aufenthalt in die Heimat zurückkehrte. Er fand
hier keine glücklichen Verhältnisse vor: der Bildersturm hatte kurz zuvor getobt, der religiöse Fanatismus
war auf das Äußerste gestiegen, Erasmus nach Freiburg
geflohen, die Kunst mehr als je in den Hintergrund gedrängt. Er malte hier 1529,
flüchtiger in der Ausführung als sonst, aber mit ergreifendem Realismus, seine Hausfrau mit zwei Kindern, vollendete die
Ausmalung des Großratssaals, für die er (zwischen 6. Juli und 72 Gulden erhielt, und fügte
den Darstellungen aus dem klassischen Altertum zwei Szenen aus dem Alten Testament: Rehabeams Übermut und Saul von Samuel gestraft,
hinzu. Dann aber machte er sich nochmals nach England auf, und vergebens sandten ihm Bürgermeister und Rat ein Schreiben
nach, das ihm für den Fall der Rückkehr einen Jahresgehalt bot. Bei diesem zweiten Aufenthalt in England
kam Holbein
¶
mehr
in ganz andre Kreise. [* 35] Th. More, mittlerweile Kanzler geworden, trat bald nachher zurück. Holbein fand zunächst Beschäftigung durch seine Landsleute, die Kaufleute vom hansischen Stahlhof. Zwischen 1532 und 1536 porträtierte er viele von ihnen;
dergleichen Bildnisse kommen vor in Windsor, Braunschweig, [* 36] München, Wien, [* 37] Petworth;
das schönste ist das des Georg Gisze von 1532 im Museum zu Berlin. Im J. 1533 fertigte er für die Hansen den Entwurf eines prächtigen Schaugerüstes mit dem Parnaß zum Krönungseinzug der Königin Anna Boleyn;
dann malte er für die Dekoration ihrer Gildhalle auf Leinwand die großen Darstellungen der Triumphe des Reichtums und der Armut, die untergegangen sind, und von deren vollendetem Stil uns nur die Skizze der erstern im Louvre und ältere Nachbildungen einen Begriff geben.
Sein berühmtestes Porträt dieser Periode ist das große Bild von 1533 zu Longford Castle, das in ganzen Figuren den Dichter und Diplomaten Sir Thomas Wyat und einen gelehrten Freund darstellt. Um dieselbe Zeit malte er den Staatsmann Sir Thomas Cromwell (zu Tittenhanger). Seit 1536 war er nachweisbar im Dienste [* 38] des Königs thätig. Er malte 1537 Heinrich VIII. und seine dritte Gemahlin, Jane Seymour, hinter ihnen die Eltern des Königs, an die Wand eines Gemachs zu Whitehall, ein hochgepriesenes Werk, das beim Brande des Schlosses zu Grunde ging, und von dem nur eine kleinere Kopie (zu Hampton Court) sowie der Karton der männlichen Figuren (zu Hardwick Hall, [* 39] im Besitz des Herzogs von Devonshire) erhalten ist.
Das vorzügliche Porträt der Jane Seymour ist im Belvedere zu Wien. Ihren Sohn, den Prinzen Edward, malte der Künstler 1538 als kleines Kind (Hannover, [* 40] Welfenmuseum). Im Frühling d. J. war er als Brautmaler nach Brüssel [* 41] geschickt worden, um die Herzogin Christine von Mailand, um welche der König freite, zu porträtieren. Das ausgeführte Bild in ganzer [* 34] Figur, zu Arundel Castle, ist eins seiner Hauptwerke. Im Herbste d. J. machte er einen Besuch in Basel, wo der Rat mit ihm ein neues Abkommen traf, dem zufolge Holbein noch zwei Jahre Urlaub erhielt, danach wieder heimkehren und ein Dienstgeld von 50 Gulden empfangen sollte, während bis dahin seiner Frau 40 Gulden verheißen wurden. Holbein erfüllte den Kontrakt jedoch später nicht. 1539 ward er nach dem Niederrhein geschickt, um das Brautporträt von Anna von Kleve zu malen (Louvre). Zu seinen berühmtesten Bildnissen gehören ferner: Sir Richard Southwell, 1536 (Uffizien zu Florenz), [* 42] der Goldschmied Hubert Morrett (Dresden, Holbeins bestes Porträt), der Herzog von Norfolk (Windsor), Dr. John Chamber (Wien, Belvedere), die vereinigte Barbier- und Chirurgengilde, vom König ihre Privilegien empfangend (im Zunfthaus Barbershall zu London), eins seiner letzten Werke, von fremder Hand vollendet.
Nur ein kleiner Bruchteil der in Galerien ihm beigemessenen Stücke rührt wirklich von ihm her. Die echten Gemälde werden durch die meisterhaften Studien nach dem Leben, von denen die reichste Sammlung zu Windsor, ergänzt. Durch den Geschmack der Engländer fast gänzlich auf das Bildnis beschränkt, zeigte er sich auch auf diesem Feld in ganzer Größe. Unter dem Einfluß des Quintin Massys eignete er sich eine zartere und feinere Charakteristik, eine klarere Farbe, eine sorgfältigere Pinselführung an. Die Zartheit und Vollendung in allen Beiwerken ist kaum zu übertreffen.
Außerdem malte er in Miniatur, zeichnete aufs neue für den Holzschnitt, entwarf den Titel zu Coverdales erster englischer Bibel (1535), drei zum Teil satirische Blätter zu Cranmers Katechismus (der Zeitverhältnisse wegen erst 1548 erschienen), König Heinrich VIII. im Rat für Halls Chronik. Im Auftrag des Königs fertigte Holbein zahlreiche Entwürfe für kunstindustrielle Arbeiten, besonders der Goldschmiedekunst, [* 43] in denen er sein Stilgefühl und seine reiche Phantasie glänzend bewährte und mustergültig noch heute nachahmenswerte Beispiele für das Kunsthandwerk hinterlassen hat.
Die großen Entwürfe eines Kamins und einer Uhr [* 44] (Britisches Museum) sowie des Pokals der Königin Jane Seymour (Oxford, [* 45] Bodleyanische Bibliothek) gehören zu den vorzüglichsten derselben. Aus dieser vielseitigen Thätigkeit rief ihn im Herbst 1543 ein schneller Tod durch die Pest ab. Er hinterließ nur ein Pferd [* 46] und etwas Habe, deren Verkauf eine kleine Schuldensumme decken und ein Pflegegeld für zwei uneheliche Kinder abwerfen sollte. Also war er trotz seines Ruhms und seiner Stellung keineswegs in glänzenden Vermögensverhältnissen, was auch dadurch bewiesen wird, daß er sich wiederholt seinen Jahresgehalt von 30 Pfd. Sterl. ganz oder teilweise vorausbezahlen ließ. Er hinterließ mehrere später in Basel verehelichte Töchter und einen Sohn, Philipp, der in Paris die Goldschmiedekunst erlernte. Holbein brachte den nordischen Realismus zur höchsten Vollendung, verband aber damit Sinn für ideale Schönheit und war unter den deutschen Künstlern seiner Zeit der größte Kolorist.
Vgl. Woltmann, und seine Zeit (2. Aufl., Leipz. 1874-76, 2 Bde.);
R. W. Wornum, Some account of the life and works of Holbein (Lond. 1867);
P. Mantz, Holbein. Holbein (Par. 1879);
Leithäuser, Hans Holbein in seinem Verhältnis zur Antike und zum Humanismus (Hamb. 1886).
3) Ambrosius, Maler, älterer Bruder des vorigen, ging wahrscheinlich mit diesem nach Basel, wo er schon 1516 vorkommt, trat in die Malerzunft »zum Himmel« [* 47] und wurde Bürger. Drei Bilder: der Schmerzensmann nach Dürer und zwei Knabenporträte von ihm, befinden sich im Baseler Museum, das Bildnis eines jungen Mannes in der Eremitage zu St. Petersburg. [* 48] Er war namentlich als Zeichner für schweizerische Buchverleger thätig und hat auch gute Silberstift- und Federzeichnungen hinterlassen (Museum zu Basel). Nach 1519 kommt er nicht mehr vor.
4) Siegmund, Maler, Bruder von Hans dem ältern, wird zwischen 1505 und 1517 in Augsburg urkundlich genannt, zog später nach Bern [* 49] und ward dort eingesessener Bürger, gelangte in gute Verhältnisse und machte im September 1540 sein Testament, in welchem er seinen berühmten Neffen Hans zum Erben einsetzte. Er starb noch vor dem 18. Nov. d. J. Von seinen künstlerischen Leistungen ist keine mehr mit Sicherheit nachzuweisen.