Hohle Mündung
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Hohle
[* 2] Flutmündung, offene oder hohle Mündung, Trichtermündung, schon bei den Römern ein Wasserbecken, das mit
Ebbe und Flut in Beziehung stand. Die neuern Geographen bezeichnen mit diesem Worte, im Gegensatz zu den Deltabildungen, die
breiten, offenen, meerbusenartigen Mündungen
der Ströme, in denen sich Ebbe und Flut geltend machen,
sowie die trichterförmig ins Land einschneidenden Meerbusen, z. B. den des La Plata. Während die Deltas, die sich an den
Mündungen
vieler Ströme teils in den Ocean, teils in größere Binnenmeere hinein gebildet haben, durch allmähliche Ablagerung
von Sedimenten, die das Stromwasser aus dem Binnenlande herabführt, entstanden sind, bleiben die Ästuarien
von jeder Art von Sedimenten frei, indem die etwa an der Strommündung
abgesetzten Materialien durch den Ebbestrom mit großer
Gewalt fortgerissen werden.
Die Sedimente gelangen auf diese Weise ins Meer hinaus und bilden in der Gegend der Strommündungen
auf dem Grunde desselben
Ablagerungen feinen Schlammes, sog. Schlick, oder häufen sich sogar
zu Barren auf. Meeresströmungen
[* 4] führen diesen Schlamm auch weiter und lagern ihn längs der benachbarten Küsten ab. Dies
geschieht namentlich vor dem Ästuarium des Amazonenstroms, dessen Schlamm sich nördlich an den Wüsten absetzt und damit zur Versumpfung
derselben Veranlassung gegeben hat.
Andere Beispiele solcher Ästuarien liefern der Lorenzstrom, der Ob, Jenissei, die Elbe, Weser, Themse, Severn,
Tajo, Gabun, La Plata u. s. w. Die Form der Ästuarien wird durch die Gezeiten beeinflußt.
Das Flußwasser wird durch das eindringende spezifisch schwerere Meerwasser nach oben gedrängt und sucht infolgedessen an
Breite
[* 5] zu gewinnen, was es an Tiefe einbüßt. Dadurch wird die Mündung
trichterförmig erweitert. Wichtig
für die Bildung der Ästuarien sind Küstenströmungen, das Verhältnis der Strom- zur Flutkraft, etwaige Senkungen der betreffenden
Küste, vorherrschende Witterung und Sturmfluten (s. Watt).