Hoherpriester
(hebr. Cohēn hagadōl; grch.
Archiereus, entsprechend dem röm.
Pontifex maximus), in der nachexilischen
Zeit der jüd. Oberpriester.
(Über die Entstehung seines
Amtes s.
Levi.) Diese Würde erbte in der Aaronitischen
Familie vom
Vater auf den Sohn fort, bis Herodes d. Gr. sie auch gemeinen Priestern übertrug
und fremde weltliche Herrscher, zuletzt selbst der Pöbel, sie nach Willkür, oft für
Geld erteilten. Wenn im
Neuen
Testament
mehrere zugleich lebende Hoherpriester
erwähnt werden, so sind darunter entweder die gewesenen
Hoherpriester
oder der
Stellvertreter des jeweiligen Hoherpriester
oder auch die Vorsteher der 24 Priesterklassen mit zu verstehen.
Der Hoherpriester
wurde feierlich eingeweiht, früher durch Salbung, später, wie es scheint, nur durch
Anlegen der Amtskleidung. Diese
bestand nach dem
Pentateuch aus einem baumwollenen, purpurblauen Oberkleid, an dessen Saum Granatäpfel
und goldene
Glöckchen befestigt waren, darüber ein prächtiger kurzer
Leibrock von gezwirntem
Byssus (Ephod); ferner aus einem
auf der
Brust zu tragenden viereckigen doppelten Schild,
[* 3] womit eine Art Orakel,
Urim und
Thummim (s. d.), verbunden war.
Dieses Brustschild (Choschen) war mit goldenen
Ringen und
Ketten und mit purpurblauen
Schnüren festgebunden
und mit 12 hellglänzenden, in
Gold
[* 4] gefaßten
Edelsteinen, in deren jeden je ein
Name der 12
Stämme eingegraben war, in vier
Reihen besetzt. An der Kopfbedeckung (Miznefet), einem doppelten
Turban, befand sich vorn ein
Goldblech mit der
Inschrift: «Dem
Jahwe heilig.» In diesem Schmuck erschien der als die heiligste und höchste
Person im
Volke. Ihm stand
die
Anordnung und Oberaufsicht des Gottesdienstes zu. Er war berechtigt, die Opferfunktionen eines einfachen Priesters auszuüben;
seine feierlichste Amtshandlung aber war, daß er, als
Mittler zwischen Jahwe und dem
Volke, jährlich einmal, am Versöhnungstage
(s. d.), in das Allerheiligste des
Tempels ging, und zwar nicht in seinem prächtigen Amtsgewand, sondern
im einfachen weißen Priesterkleide, und durch Vollziehung der Sühnegebräuche das Heiligtum von allen ihm zugestoßenen
Befleckungen befreite.
In der christl.
Kirche ist das Wirken Jesu schon früh mit dem
Amt des Hoherpriester
verglichen worden, daher man
von einem hohenpriesterlichen
Amte Jesu redet.