Hohenschwangau
,
königliches Schloß im bayr. Regierungsbezirk Schwaben, 3 km südöstlich von Füssen, war Lieblingsaufenthalt des unglücklichen Königs Ludwig II. Schon im 12. Jahrh. stand hier eine den Welsen gehörende Burg (damals Schwanstein genannt), welche 1191 durch Kauf in den Besitz der Herzöge von Schwaben hohenstaufischen Stammes überging, dann dem Geschlecht der Herren von Schwangau gehörte und in der Zeit der Reformation an die Augsburger Patrizierfamilie Paumgartner kam, welche die baufällig gewordenen Gebäude niederreißen und 1538-47 ein neues Schloß errichten ließ.
Herrschaft und
Schloß wurden 1567 vom
Herzog
Albrecht V. von
Bayern
[* 2] erworben.
Letzteres war zu Anfang unsers
Jahrhunderts zur
halben
Ruine geworden und bereits zum Abbruch von einem
Bauer um 200
Gulden gekauft, als 1832 der damalige
Kronprinz
Maximilian
von
Bayern das Gebäude wieder erwarb und die
Restauration desselben im
Geiste des ritterlichen
Mittelalters
unter Leitung Domenico
Quaglios anordnete. Er gab dem
Schloß (894 m ü. M. gelegen) auch den
Namen Hohenschwangau
, den bisher eine gegenüber
auf dem Berzenkopf liegende
Burg geführt hatte.
Seitdem gehört Hohenschwangau
zu den herrlichsten der vielen deutschen Fürstenlustsitze. In prachtvoller
Wald- und Gebirgsumgebung krönt
es einen Vorsprung der
Alpen,
[* 3] dessen
Fuß von dem Schwansee und dem Alpsee bespült wird. Das
Innere ist
in seinen verschiedenen prachtvollen
Sälen (Schwanrittersaal, Schyrensaal,
Helden-, Hohenstaufensaal etc.) mit Fresken und
enkaustischen Wandbildern von
Neher,
Lorenz
Quaglio,
Lindenschmit, M. v.
Schwind etc. geschmückt. Auch durch die historischen
Erinnerungen, die sich an die Stätte knüpfen, übt Hohenschwangau
hohen
Reiz.
Hier sagte
Konradin beim Antritt seines verhängnisvollen
Zugs nach
Italien
[* 4] seiner
Mutter lebewohl. Im
Schmalkaldischen
Krieg setzte
sich
Schärtlin v.
Burtenbach und nach ihm
Moritz von
Sachsen
[* 5] auf Hohenschwangau
fest; im Dreißigjährigen
Krieg wurde das
Schloß von den
Spaniern und
Schweden,
[* 6] im spanischen und österreichischen
Erbfolgekrieg von den Österreichern hart mitgenommen.
An der
Stelle der alten eigentlichen
Burg Hohenschwangau
liegt dicht an der Pöllatschlucht auf einem vorspringenden Bergkegel, dessen
Spitze vor dem
Bau erst abgesprengt werden mußte, und zu dem nur ein in den
Felsen gehauener Weg führt, das
Schloß Neuschwanstein,
von
Ludwig II. während eines Zeitraums von mehr als zehn
Jahren nach den
Plänen des Hofbaudirektors v.
Dollmann im frühromanischen
Stil erbaut und vom König bis zu seiner Überführung nach
Schloß
Berg bewohnt, ein Wunderbau,
mit verschwenderisch prachtvoller Einrichtung, herrlichen Wandgemälden von Aigner, Hauschild, Schwoiser,
Piloty u. a. und
Kunstwerken aller Art versehen.
Vgl. Muffat, Geschichte des
Schlosses und der ehemaligen Reichsherrschaft
Hohenschwangau
(Münch. 1837);
Hormayr, Die goldene
Chronik von Hohenschwangau
(das. 1842).