Titel
Hoffmann.
1)
Friedrich,
Mediziner, geb. zu
Halle,
[* 3] studierte in
Jena,
[* 4] habilitierte sich 1681 daselbst und ließ sich 1685 als
Arzt zu
Minden
[* 5] nieder, wo er Garnisonsarzt, 1686
Physikus des
Fürstentums
Minden und kurfürstlicher Hofmedikus
ward. 1688 ging er als
Physikus nach
Halberstadt
[* 6] und 1693 als
Professor der
Medizin nach
Halle, 1708 als Leibarzt des
Königs
Friedrich
I. mit Beibehaltung seiner Professur nach
Berlin,
[* 7] kehrte aber 1712 nach
Halle zurück, wo er starb.
Hoffmann
prüfte zahlreiche wichtige
Arzneimittel, klärte ihre Anwendung auf und wußte durch einfache
Mittel und
Diät große Erfolge
zu erzielen.
Einige von ihm angegebene Arzneipräparate, namentlich das Elixirium viscerale und der
Liquor anodynus mineralis
(Hoffmannsche Tropfen,
s. d.), sind noch heutzutage im
Gebrauch. Hoffmann
gehört der solidarpathologischen
Richtung und der
Schule der
Iatromechaniker an: Die
Funktionen des
Organismus sind nach den
Gesetzen der
Mechanik aufzufassen. Der
Organismus ist eine
Maschine,
[* 8] die in Thätigkeit erhalten wird durch den
»Nervenäther«. Dieser wird im
Gehirn
[* 9] gebildet, auf den nervösen
Bahnen im
Körper
verbreitet und veranlaßt die einzelnen
Organe zu ihren spezifischen Leistungen.
Die
Bewegungen repräsentieren das
Leben; werden dieselben zu groß
(»Krampf«) oder zu klein
(»Atonie«,
Schwäche), so ist
Krankheit
vorhanden. Hoffmanns
lateinische Werke erschienen gesammelt noch unter seiner Mitwirkung Genf
[* 10] 1740, 6 Bde.; 2. Aufl. 1748. Nach
seinem
Tod fügte
Nicolai zwei
Supplemente (1753-60, 3 Bde.) hinzu.
Die ganze Sammlung wurde wieder abgedruckt
Neapel
[* 11] 1753, 25 Bde.; 1763, 27 Bde.;
Venedig
[* 12] 1745, 17 Bde., etc.
Vgl.
Schulze,
Vita Hoffmanni
(Halle 1749).
2) Johann Gottfried, staatswirtschaftlicher Schriftsteller, geb. zu Breslau, [* 13] studierte in Halle und Leipzig [* 14] die Rechte, ward 1788 Hauslehrer in Memel [* 15] und übernahm 1792 die Administration der Pinnauer Fabrik bei Wehlau, welche Stellung er aber 1798 aufgab. 1803 als Bauassessor bei der ostpreußischen Kriegs- und Domänenkammer angestellt, nahm er an den Vorarbeiten zur Gesetzgebung von 1808 teil und erhielt 1807 die ordentliche Professur der praktischen Philosophie und der Kameralwissenschaften an der Königsberger Universität. 1808 wurde er Staatsrat im Ministerium des Innern, 1810 Direktor des von ihm eingerichteten Statistischen Bureaus und Professor der Universität Berlin.
Bei allen Gesetzvorschlägen für die innere Verwaltung in den Jahren 1811-12 thätig, wurde er 1817 vortragender Rat im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, aus dem er 1821 ausschied, um in sein akademisches Lehramt zurückzutreten. Nachdem er 1838 wegen vorgerückten Alters seine Entlassung genommen, starb er Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Übersicht der Bodenfläche und Bevölkerung [* 16] des preußischen Staats« (Berl. 1818);
»Beiträge zur Statistik des preußischen Staats« (das. 1821);
»Die Wirkungen der asiatischen Cholera im preußischen Staat während des Jahrs 1831« (das. 1833);
»Die Lehre [* 17] vom Geld« (das. 1838);
»Die Lehre von den Steuern« (das. 1840);
»Sammlung kleiner Schriften staatswirtschaftlichen Inhalts« (das. 1843);
»Nachlaß kleiner Schriften staatswissenschaftlichen Inhalts« (das. 1847) etc.
3) Karl Friedrich Vollrath, geograph. Schriftsteller, geb. zu Stargard, [* 18] studierte seit 1812 in Berlin, war dann Lehrer an Fellenbergs Institut in Hofwyl und ging später auf Einladung Cottas nach Stuttgart, [* 19] wo er die Direktion eines geographischen Instituts übernahm, dem er nach München [* 20] folgte. 1829 wurde er Privatdozent an der Universität daselbst, mußte aber wegen freimütiger Äußerungen über den Katholizismus bald München verlassen und begab sich wieder nach Stuttgart, wo er in bitterm Mangel starb, nachdem er wenige Tage zuvor Rufe nach Petersburg [* 21] und Dorpat [* 22] erhalten hatte. Er schrieb: »Die Erde und ihre Bewohner« (Stuttg. 1833; 6. Aufl. von Berghaus und Völter, 1861-65);
»Deutschland [* 23] und seine Bewohner« (das. 1834-36, 4 Bde.);
»Europa [* 24] und seine Bewohner« (das. 1835-40, 8 Bde.);
»Die Völker der Erde, ihr Leben, ihre Sitten und Gebräuche« (das. 1840, 2 Bde.);
»Hertha«, allgemeine Einleitung in die Erdkunde [* 25] (Ulm [* 26] 1840-41, 2 Bde.), u. a.
4) Franz, philosoph. Schriftsteller, geb. zu Aschaffenburg, [* 27] widmete sich in München unter Franz v. Baader philosophischen Studien, wurde 1834 als Professor am Lyceum zu Amberg [* 28] angestellt und im folgenden Jahr als ordentlicher Professor der Philosophie nach Würzburg [* 29] berufen, wo er starb. Er schrieb unter anderm: »Die ewige Selbsterzeugung Gottes« (Würzb. 1835);
»Vorhalle zur Lehre Franz v. Baaders« (Aschaffenb. 1836);
»Die Societätsphilosophie Baaders« (Würzb. 1837);
»Grundriß der reinen Logik« (2. Aufl., das. 1855);
»Biographie Franz v. Baaders« (Leipz. 1857);
»Acht philosophische Abhandlungen über Franz v. Baader und seine Werke« (das. 1857);
»Die Gottesidee des Anaxagoras, Sokrates und Platon« (das. 1860);
»Über Theismus und Pantheismus« (das. 1861);
»Festrede auf Fichte« [* 30] (das. 1862);
»Ansprache an die Verehrer und Freunde der Baaderschen Philosophie« (Erlang. 1868);
»Die Weltalter, Lichtstrahlen aus Franz v. Baaders Werken« das. 1868);
»Kirche und Staat« (Gütersl. 1873).
Gesammelt erschienen seine »Philosophischen Schriften« (Erlang. 1868-82, 8 Bde.). Auch veranstaltete er als treuester Schüler Baaders (s. d.) mit Schlüter, Lutterbeck u. a. die Herausgabe der »Sämtlichen Werke« desselben (Leipz. 1850-60, 16 Bde.).
5) Johann Joseph, namhafter Kenner der chinesischen und japanischen Sprache [* 31] und Litteratur, geb. zu Würzburg, studierte daselbst ¶
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Philologie und wandte sich dann nach Holland, wo er sich mit Eifer auf das Studium des Chinesischen und Japanischen warf. In der Folge wurde er zum Professor der genannten Sprachen an der Universität zu Leiden [* 33] ernannt; er starb im Haag. [* 34] Von seinen Veröffentlichungen sind der »Catalogus librorum et manuscriptorum japonicorum« (Leiden 1845) und »Japanische Sprachlehre« (das. 1877; Nachtrag: »Japanische Studien«, 1878) hervorzuheben. Mit dem Naturforscher P. Fr. v. Siebold verband er sich zur Herausgabe des umfangreichen Werkes »Nippon. Archiv zur Beschreibung von Japan [* 35] etc.« (Leiden 1832-51, 20 Sektionen).
6) Heinrich Karl Hermann, Botaniker, geb. zu Rödelsheim bei Frankfurt [* 36] a. M., studierte in Gießen [* 37] und Berlin Medizin, habilitierte sich 1842 als Privatdozent in Gießen und ist seit 1853 Professor der Botanik daselbst. Er beschäftigte sich vorzugsweise mit den biologischen Verhältnissen der Pilze [* 38] und ihren Beziehungen zu Gärung, Fäulnis und Krankheitsprozessen. Außerdem machte er langjährige Studien über den Einfluß des Klimas auf die Pflanzen und beschäftigte sich mit experimentellen Untersuchungen über Bildung von Varietäten und Entstehung verwandter Arten auseinander. In neuerer Zeit hat er namentlich die Phänologie durch eingehende Untersuchungen gefördert. Er schrieb: »Schilderung der deutschen Pflanzenfamilien vom botanisch-deskriptiven u. physiologisch-chemischen Standpunkt« (Gieß. 1846; 2. Ausg., Mainz [* 39] 1851);
»Untersuchungen über den Pflanzenschlaf« (das. 1851);
»Pflanzenverbreitung u. Pflanzenwanderung« (Darmst. 1852);
»Witterung und Wachstum, oder Grundzüge der Pflanzenklimatalogie« (Leipz. 1857);
»Lehrbuch der Botanik« (Darmst. 1857);
»Icones analyticae fungorum. Abbildungen und Beschreibungen von Pilzen mit besonderer Berücksichtigung auf Anatomie und Entwickelungsgeschichte« [* 40] (Gieß. 1861-65, 4 Hefte mit 24 Tafeln);
»Index fungorum« (Leipz. 1863);
»Untersuchungen zur Bestimmung des Wertes von Spezies und Varietät« (Gieß. 1869);
»Mykologische Berichte« (das. 1870-73, 3 Tle.);
»Resultate der wichtigsten pflanzenphänologischen Beobachtungen in Europa« (das. 1885).
Theologen.
7) Andreas Gottlieb, biblischer Kritiker und Orientalist, geb. zu Welbsleben in der Grafschaft Mansfeld, nahm als freiwilliger Jäger an dem Feldzug von 1813 teil, bezog dann die Universität Halle, wo er Theologie und unter Gesenius Syrisch und Hebräisch studierte, später auch selbst Vorlesungen über orientalische Sprachen hielt, ward 1823 außerordentlicher, 1825 ordentlicher Professor in Jena, 1828 Kirchenrat und 1843 Geheimer Kirchenrat. Er starb Als seine Hauptschrift ist die »Grammatica syriaca« (Halle 1827) zu nennen. Außerdem erwähnen wir seinen »Commentarius philologico-criticus in Mosis benedictionem« (Halle, dann Jena 1822, 8 Programme) und »Die Apokalyptiker der ältern Zeit unter Juden und Christen in vollständiger Übersetzung etc.« (Bd. 1, Jena 1833-1838, 2 Tle., das Buch Henoch enthaltend). Auch hat er die zweite Sektion der Ersch und Gruberschen Encyklopädie anfangs gemeinschaftlich mit G. Hassel, vom 8. Band [* 41] an allein redigiert.
8) Gottlieb Wilhelm, württemberg. Separatist, geb. zu Ostelsheim bei Kalw, wurde kaiserlicher Notar und Bürgermeister in Leonberg und sammelte, mit allen Größen des Pietismus befreundet, die mit den Neuerungen in der Landeskirche Unzufriedenen in der 1818 mit königlicher Erlaubnis gestifteten, nach apostolischem Vorbild eingerichteten Gemeinde Kornthal, von wo er auf die württembergische Landesgeistlichkeit bis zu seinem 1846 erfolgten Tod einen bedeutenden Einfluß ausübte. Verwandte Unternehmungen setzten in anderm Stil seine Söhne Wilhelm und Christoph (s. unten 9 und 10) fort.
Vgl. Palmer, Gemeinschaften und Sekten Württembergs (Tübing. 1877).
9) Ludwig Friedrich Wilhelm, namhafter Kanzelredner und Kirchenpolitiker, Sohn des vorigen, geb. zu Leonberg, bekleidete erst verschiedene geistliche Ämter im Württembergischen, führte 1839-50 die Inspektion über die Missionsanstalt zu Basel [* 42] und hielt seit 1843 zugleich als Professor der Theologie Vorlesungen an der Universität. Er ward dann als Professor und Ephorus des theologischen Stifts nach Tübingen, [* 43] 1852 als Hof- und Domprediger nach Berlin berufen, wo er seit 1853 auch als Mitglied des evangelischen Oberkirchenrats, Generalsuperintendent der Kurmark, Oberkonsistorialrat und Ephorus des Domkandidatenstifts, seit 1855 als Brandenburger Domherr, seit 1871 als erster Hofprediger mit dem Rang eines Geheimrats erster Klasse wirksam war. Er genoß in hohem Grade das Vertrauen Friedrich Wilhelms IV. und hatte bis zu seinem erfolgten Tod vielleicht den größten Einfluß auf die innern Verhältnisse der protestantischen Kirche. Als Theolog war er ohne Bedeutung; doch rühren von ihm her eine Reihe von Schriften über Missionswesen und Missionsgeschichte (»Missionsstunden und Vorträge«, Stuttg. 1847-51, 2 Bde., u. a.),
mehrere Sammlungen von Predigten (»Ruf zum Herrn«, Berl. 1854-58, 8 Bde.; »Die Haustafel«, das. 1859-63, 3 Tle.; »Ein Jahr der Gnade«, das. 1864),
die Schriften: »Deutschland einst und
jetzt im Lichte des Reiches Gottes« (Berl. 1868) und »Deutschland und Europa im Lichte der Weltgeschichte« (das. 1869) u. a. Sein
Leben beschrieb sein Sohn Karl Hoffmann
(Berl. 1877-80, 2 Bde.).
10) Christoph, Stifter der deutschen »Tempelgesellschaft« (s. d.) in Palästina, [* 44] Bruder des vorigen, geb. 1808, wurde 1840 Repetent am theologischen Seminar in Tübingen, 1841 Lehrer auf dem Salon bei Ludwigsburg, [* 45] 1848 Abgeordneter zur deutschen Nationalversammlung, 1853-55 Vorsteher der Evangelistenschule in St. Chrischona bei Basel und erließ 1854 in Verbindung mit Christoph Paulus einen Aufruf zu einer großartigen Auswanderung der Gläubigen nach Palästina, um daselbst mit allen frommen Juden und Katholiken das Gesetz des Moses zu erfüllen.
Vorläufig wurde damit ein Anfang auf dem Kirschenhardthof bei Marbach gemacht, hierauf 1861 ein abermaliger Aufruf an die
Christenheit zur Stiftung eines Zentralheiligtums in Jerusalem
[* 46] erlassen. 1858 machte er seine erste Forschungsreise nach Palästina,
wohin er 1868 übersiedelte. Seit 1869 kam es zur Gründung der gut organisierten Kolonien zu Haifa, Jafa
und Sarona in Palästina, und 1878 wurde die Zentralleitung des »deutschen Tempels« nach Jerusalem verlegt. Da aber der Stifter
in der »Süddeutschen Warte« und in seinem Buch »Occident und Orient« (Stuttg. 1875) den trinitarischen und christologischen
Grundlehren der Kirche den Krieg erklärte, sagte sich der »Reichsbrüderbund«
zu Haifa unter dem Tempelvorsteher Hardegg (gest. 1879) von dem Haupttempel los. Hoffmann
gab heraus »Bibelforschungen«
(Jerusal. u. Stuttg. 1882-84, 2 Bde.)
und starb
Vgl. seine Selbstbiographie »Mein Weg nach Jerusalem« (das. 1882-84, 2 Bde.). ¶
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Dichter, Schriftsteller.
11) Ernst Theodor Amadeus (eigentlich Wilhelm), einer der originellsten und phantasiereichsten deutschen Erzähler, war zu Königsberg [* 48] i. Pr. geboren. Nachdem er seine juristischen Studien daselbst vollendet hatte, arbeitete er bei der Oberamtsregierung in Großglogau und dann bei dem Kammergericht in Berlin, wurde 1800 Assessor bei der Regierung in Posen, [* 49] aber wegen einiger anzüglichen Karikaturen, welche er gefertigt, 1802 als Rat nach Plozk und 1803 in gleicher Eigenschaft nach Warschau [* 50] versetzt.
Der Einmarsch der Franzosen 1806 machte hier seiner amtlichen Laufbahn ein Ende. Ohne Vermögen und ohne Aussichten im Vaterland,
benutzte er seine musikalischen Talente zum Broterwerb und ging 1808 auf Einladung des Grafen Julius von
Soden als Musikdirektor bei dem neuerrichteten Theater
[* 51] nach Bamberg.
[* 52] Als dasselbe bald nachher geschlossen wurde, geriet er in
die größte Not. Nachdem er sich einige Zeit durch Musikunterricht und Arbeiten für die Leipziger »Allgemeine musikalische
Zeitung« die nötigsten Subsistenzmittel erworben, erhielt er 1813 die Stellung als Musikdirektor bei der
Secondaschen Schauspielergesellschaft und leitete bis 1815 das Orchester dieser abwechselnd in Dresden
[* 53] und in Leipzig spielenden
Truppe. 1816 wieder als Rat bei dem königlichen Kammergericht in Berlin angestellt, starb er daselbst an der Rückenmarksdarrsucht
nach qualvollen Leiden. Hoffmann
hatte sich von Jugend auf mit Vorliebe dem Studium der Musik gewidmet. In Posen
brachte er das Goethesche Singspiel »Scherz, List und Rache« aufs Theater, in Warschau »Die lustigen Musikanten« von Brentano, dazu
die Opern: »Der Kanonikus von Mailand«
[* 54] und »Schärpe und Blume«, wozu er selbst den Text dichtete. Auch setzte
er die Musik zu Werners »Kreuz
[* 55] an der Ostsee« und komponierte für das Berliner
[* 56] Theater Fouqués zur Oper umgestaltete »Undine«, deren
Partitur samt den prächtigen, nach Hoffmanns
Entwürfen gefertigten Dekorationen bei dem Brande des Opernhauses zu Grunde ging.
Die Aufforderung, seine in der »Musikalischen Zeitung« zerstreuten Aufsätze zu sammeln, veranlaßte ihn
zur Herausgabe der »Phantasiestücke in Callots Manier« (Bamb. 1814, 4 Bde.; 4. Aufl.,
Leipz. 1864, 2 Bde.),
welche großes Aufsehen machten und ihm die unterscheidende Bezeichnung; »Hoffmann
-Callot«
verschafften. Weiter folgten: »Vision auf dem Schlachtfeld von Dresden« (Leipz. 1814);
»Elixire des Teufels« (Berl. 1816);
»Nachtstücke« (das. 1817, 2 Bde.);
»Seltsame Leiden eines Theaterdirektors« (das. 1818);
»Die Serapionsbrüder« (das.
1819-21, 4 Bde.; nebst einem Supplementband, welcher Hoffmanns
letzte Erzählungen enthält, das. 1825);
»Klein Zaches, genannt Zinnober« [* 57] (2. Aufl., das. 1824);
»Prinzessin Brambilla, ein Capriccio nach Jakob Callot« (das. 1821);
»Meister Floh, ein Märchen in sieben Abenteuern zweier Freunde« (Frankf. 1822);
»Lebensansichten des Katers Murr, nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler, in zufälligen Makulaturblättern« (Berl. 1821-22, 2 Bde.);
»Der Doppelgänger« (Brunn 1824) und einige kleinere Erzählungen, von denen »Meister Martin und seine Gesellen«,
»Das Majorat«, »Das Fräulein von Scudery«, »Der Artushof«, »Doge und Dogaresse« etc. wahre Meisterstücke der Novellistik genannt
zu werden verdienen. Hoffmann
war ein durchaus origineller Mensch, mit den seltensten Talenten ausgerüstet,
wild, ungebunden, nächtlichem Schwelgen leidenschaftlich ergeben (wobei er in Berlin besonders an Ludwig Devrient einen geistesverwandten
Genossen
hatte) und doch ein trefflicher Geschäftsmann und Jurist.
Voll scharfen und gesunden Menschenverstandes, der den Erscheinungen und Dingen sehr bald die schwachen und lächerlichen Seiten ablauschte, gab er sich doch allerlei phantastischen Anschauungen und abenteuerlichem Dämonenglauben hin. Exzentrisch in seiner Begeisterung, Epikureer bis zur Weichlichkeit und Stoiker bis zur Starrheit, Phantast bis zum fratzenhaftesten Wahnsinn und witziger Spötter bis zur phantasielosen Nüchternheit, vereinigte er die seltsamsten Gegensätze in sich, Gegensätze, in denen sich auch seine meisten Novellen bewegen. In allen seinen Dichtungen fällt der Mangel an Ruhe zuerst auf, seine Phantasie und sein Humor reißen ihn unaufhaltsam mit sich fort.
Finstere Gestalten umkreisen und durchkreuzen stets die Handlung, und das Wilddämonische spielt selbst in die Welt der philisterhaften
und modernen Alltäglichkeit hinein. In der Virtuosität, gespenstisches Grauen zu erwecken, werden wenige
Erzähler Hoffmann
erreicht haben; es ist glaubhaft, daß er sich, wie man erzählt, vor seinen eignen gespenstischen
Gestalten gefürchtet habe. Aber selbst in den verwildertsten, formlosesten und phantastisch zerrissensten Erzeugnissen offenbart
sich des Dichters besserer Geist, sein Genie, sein sprudelnder Witz. Die Sprache handhabte er mit großer
Gewandtheit, wenn auch nicht ohne Manier. Als Musikkritiker hielt er zu Spontini und den Italienern gegen K. M. v. Weber und
die aufblühende deutsche Oper, wirkte aber für das Verständnis Mozarts und Beethovens. Eine Sammlung seiner »Ausgewählten
Schriften« erschien Berlin 1827 bis 1828, 10 Bde., denen
seine Witwe Micheline, geborne Rorer, 5 Bände Supplemente (Stuttg. 1839) beifügte, welche die Erzählungen aus seinen letzten
Lebensjahren und die 3. Auflage von Hitzigs trefflicher Biographie (»Hoffmanns Leben und Nachlaß«, zuerst Berl. 1823) enthalten.
Eine neue Ausgabe erschien unter dem Titel: »Gesammelte Schriften« (Berl. 1871-73, 12 Bde.) und in der Hempelschen Sammlung (das. 1879-83, 15 Tle.);
eine Auswahl gab Hoffmann. Kurz heraus (Hildburgh. 1870, 2 Bde.).
Hoffmann war auch geschickter Karikaturenzeichner, von dem mehrere Karikaturen auf Napoleon I. herrühren. Funck gab interessante Erinnerungen an Hoffmann in seiner Schrift »Aus dem Leben zweier Dichter, Ernst Theod. Wilh. und Fr. G. Wetzel« (Leipz. 1836). Im Ausland, besonders in Frankreich, ist Hoffmann vielfach übersetzt und nachgeahmt worden.
12) August Heinrich, Sprachforscher und Dichter, geb. zu Fallersleben im Braunschweigischen, wonach er sich Hoffmann von Fallersleben nannte, besuchte 1816 die Universität Göttingen, [* 58] um Theologie zu studieren, widmete sich aber, von Benecke angeregt, mit Vorliebe dem Studium der vaterländischen Litteratur, dem er auch in Bonn, [* 59] wohin er sich 1819 wandte, treu blieb. Nachdem er 1821 in Leiden ein halbes Jahr lang Forschungen über die altniederländische Litteratur angestellt, privatisierte er in Berlin, wurde 1823 Kustos an der Universitätsbibliothek in Breslau, 1830 außerordentlicher und 1835 ordentlicher Professor der deutschen Sprache daselbst. Wiederholte Reisen nach Österreich [* 60] (1827 und 1834), Dänemark [* 61] (1836), Holland und Belgien [* 62] (1837), in die Schweiz [* 63] (1839) hingen mit seinen wissenschaftlichen Bestrebungen eng zusammen. Sein Amt bei der Bibliothek hatte er bereits 1838 freiwillig niedergelegt, als er durch Dekret vom wegen politisch anstößiger Grundsätze und Tendenzen, die er in den »Unpolitischen ¶