Als er 1855 wieder in die Zweite
Kammer kam, bildete er aus den freisinnigen Mitgliedern derselben die
Fortschrittspartei, beteiligte
sich in hervorragender
Weise an der
Opposition gegen die klerikale
Politik des
MinisteriumsLinden sowie an den deutschen Einheitsbestrebungen
und brachte 1866 die
Bildung der »deutschen
Partei« zu stande, an deren
Spitze er für die
Sache der deutschen
Einheit im
Landtag und auf Landesversammlungen eifrig thätig war. 1871-1881 vertrat er
Göppingen
[* 4] im deutschen
Reichstag, 1875 ward
er nach
WebersTod zum
Präsidenten der württembergischen Zweiten
Kammer erwählt. Aus der nationalliberalen
Partei im
Reichstag, welcher er bis dahin angehört hatte, schied er 1879 aus,
weil er die
Opposition derselben gegen die Zollreform nicht
billigte. Im
Oktober 1881 wurde er zum
Minister des Innern ernannt.
Alfred von, Buchhändler, geb. in Wimpffen am Neckar, errichtete in Wien
[* 6] eine Verlagsbuchhandlung
(Firma «AlfredHölder») und übernahm zugleich das Sortiment der Beckschen Universitäts-, später auch
k. k. Hofbuchhandlung (gegründet 1809) daselbst, das er unter dieser Firma fortführt. Der Verlag, einer der bedeutendsten
in Österreich,
[* 7] umfaßt Naturwissenschaften (Werke von Brühl, Claus, von Hauer, Tschermak, Wiesner u. a.), Pädagogik (namentlich
Schulbücher, Vorlagen u. a.), Rechtswissenschaft und Nationalökonomie (Frydmann,
Grünhut, Anton und KarlMenger, Schiffner,L. von Stein, Theumann u. a.), Geschichte (Czörnig, Krones, Weiß u. a.), Sprachkunde
(F. Müller), Geographie (Scherzer, die Reisen von Holub, Payer), Medizin, Technik u. s. w., darunter viele Fachzeitschriften,
wie «Zeitschrift für Privat- und Öffentliches Recht der Gegenwart» (1874 fg.),
«Centralblatt
für das gewerbliche Unterrichtswesen in Österreich» (1883 fg.) u. a. Hölder wurde 1875 in den Adelstand erhoben
und 1884 zum k. k. Kommerzialrat ernannt.
Eduard Otto, Rechtsgelehrter, geb. in Stuttgart, studierte in Tübingen,
wurde 1872 außerord., 1873 ord.
Professor in Zürich,
[* 8] 1874 in Greifswald,
[* 9] 1880 in Erlangen,
[* 10] 1893 in Leipzig
[* 11] (als Nachfolger Windscheids). Er schrieb:
«Die Theorie der Zeitberechnung nach röm. Recht» (Gött. 1873),
«Institutionen des röm. Rechtes» (Freib. i. Br., 3. Aufl.
1893),
Julius von, württemb. Staatsmann, geb. zu Stuttgart, studierte in TübingenStaats- und Rechtswissenschaften,
wurde 1842 Aktuar beim Stadtgericht in Stuttgart, bald darauf Assessor beim Gerichtshof in Ellwangen und 1848 Regierungsrat
in dem von dem Märzminister Duvernoy geleiteten Ministerium des Innern. 1849 wurde er in die Zweite Kammer
gewählt, wo er auf der rechten Seite der demokratischen Partei stand. Unter dem reaktionären Ministerium Linden, das 1850 die
Geschäfte übernahm, wurde Hölder zum Mitglied der Ablösungskommission ernannt, trat aber nach einigen Jahren
aus dem Staatsdienst und ließ sich als Advokat in Stuttgart nieder. 1855 wieder in den Landtag gewählt,
rief Hölder die Fortschrittspartei, eine Vereinigung aller freisinnigen Kammermitglieder, ins Leben und nahm hervorragenden Anteil
an der Opposition gegen die klerikale Politik des Ministeriums sowie an den deutschen Einheitsbestrebungen.
Nachdem er 1864 sich mit der nationalen Partei von den Demokraten getrennt und 1866 gegen die Verwilligung
der Mittel zum Kriege gegen Preußen
[* 13] gestimmt hatte, bildete er nach dem Kriege die «Deutsche Partei»,
[* 14] an deren Spitze er trat.
Seit 1872 war er Vicepräsident, seit 1875 Präsident der württemb. Zweiten Kammer. Im DeutschenReichstage, dem er 1871-81
angehörte, schloß er sich der nationalliberalen Partei an, trat aber, da er mit deren Verhalten gegenüber der neuen Zollpolitik
der Regierung unzufrieden war, 1879 aus der Partei aus und zur «Gruppe Völk» über. Im Okt. 1881 wurde er zum württemb.
Minister des Innern ernannt. Als solcher unterstützte er die gemäßigt liberale Politik Mittnachts,
vermochte aber die angestrebte Verwaltungsreform nicht durchzuführen. Hölder starb in Stuttgart.