Höhlenkultus
(Grottenkultus), der besonders bei den klassischen Völkern stark ausgebildete Brauch, die in das Erdinnere führenden Höhlen mit ihrem geheimnisvollen Dunkel als Geburtsplätze und Aufenthalt der Gottheiten, Musen [* 2] und Nymphen zu verehren und zur geweihten Stätte mannigfacher Zeremonien, Opfer und Wallfahrten zu machen. Die Höhle des Mithras, des Zeus [* 3] auf der Insel Kreta, des Dionysos [* 4] und viele dem Pan [* 5] gewidmete Grotten gehören hierher. Vor allem aber waren die zahlreichen dem Apollo, Äskulap, Trophonius, der Proserpina und andern chthonischen Gottheiten geweihten Höhlen Schauplatz des Orakeldienstes und der Traumheilung, wobei betäubende Erddünste und Quellen, namentlich schwefelwasserstoffhaltige, als begeisternde Ausflüsse der Gottheit galten, z. B. in Delphi und Dodona, in Nysa, Hierapolis und Kolophon (Kleinasien), in Cumä etc. Vgl. Quellendienst. Auch im nördlichen Europa [* 6] galten die Höhlen als Wohnorte von Dämonen und Drachen und erfuhren dem entsprechenden Kultus; am berühmtesten im Mittelalter war die vielbesungene St. Patrickshöhle, durch die man an den Ort des Fegfeuers gelangte.