Höhlen
,
leere oder teilweise mit Wasser angefüllte natürliche Räume unter der Erde, die entweder
völlig verschlossen oder durch schmale, öfters durch Kunst erweiterte Offnungen zugänglich sind. Da sie meist durch die
auflösende Thätigkeit des im Gebirgsinnern cirkulierenden Wassers entstanden sind, und Kalkstein, Dolomit und
Gips
[* 2] in größter
Menge vom Wasser aufgelöst werden, so sind Gegenden, die aus den genannten Gesteinsarten zusammengesetzt
werden, die hauptsächlichste
Heimat der Höhlen.
Dieselben bilden meist größere, zusammenhängende Höhlen
systeme, die sich bald
durch enge
Kanäle schlauch- oder spaltenartig fortziehen, bald wieder großartig in Kammern,
Hallen, hochgewölbten
Domen erweitern.
Nicht minder groß ist die Abwechselung in der Höhenlage der einzelnen
Teile eines und desselben Höhlen
systems,
indem die Hohlräume streckenweise horizontal laufen, in die Höhe steigen, sich wieder senken, zuweilen jähe Abstürze
bilden, und sich sehr verschiedenartig, oft viele
Kilometer weit ausdehnen. So soll die Mammutshöhle bei Greenriver in
Kentucky 15 km
und mit ihren Seitengängen und Verzweigungen 240 km
Ausdehnung
[* 3] haben.
Nach
A. von
Humboldts Vorgange unterscheidet man:
Spaltenhöhlen;
Gewölbhöhlen, die man auch
Grotten nennt, wenn sie geringe
Tiefe oder einen weiten Eingang haben; Schlauchhöhlen
, enge, gewundene
Kanäle. Die meisten Höhlen
bestehen aus
Kombinationen dieser
drei Formen. Die Höhlen
in Kalk- und Dolomitgestein gewinnen besonders an Interesse durch die
Bildungen von
Höhlenkalk
,
Kalksinter oder
Tropfstein (s. d.), welche die Höhlen
wände in der seltsamsten
Weise inkrustieren.
Zwei solche Höhlen
zeigt die
Tafel: Höhlen
I,
[* 1]
Fig. 1
u. 2 (entnommen dem 7.
Bande des [im
Buchhandel nicht erschienenen] Prachtwerkes:
«Die
Balearen», 7 Bde., Lpz.
1869-90, anonym vom Erzherzog
Ludwig
Salvator). Zu den berühmtesten dieser
Tropfstein- oder Stalaktitenhöhlen
gehören die von
Adelsberg und St. Canzian im
Karst, die
Baumanns-,
Biels-,
Hermanns- und Scharzfelder Höhle im Harz, die
Barbarossa-
oder Kyffhäuserhöhle bei
Frankenhausen, die
Dechenhöhle in Westfalen,
[* 4] die Höhlen
in der Gegend von Muggendorf in
Franken, die
Nebelhöhle bei Pfullingen in
Schwaben, die Höhlen
bei Luray in Nordamerika,
[* 5] die von
Antiparos im Agäischen
Meere. (S.Tafel: Höhlen
II,
[* 1]
Fig. 1.) Viele derselben sind zugleich
Knochenhöhlen, in denen sich die Überreste vorweltlicher
Tiere finden (s. Taf. II,
[* 1]
Fig. 2). In Sandsteinfelsen finden sich oft
höhlen
artige Ausspülungen, wie namentlich in der Sächsischen
Schweiz
[* 6] (s. Taf. II,
[* 1]
Fig. 3). Die in manchen
vulkanischen Gesteinen vorkommenden Höhlen sind meist nur kolossale
Blasenräume, die durch die
Entwicklung von Wasserdämpfen
und
Gasen bei dem ursprünglichen Hervordrängen der geschmolzenen
Massen aus dem Erdinnern entstanden sind. Da, wo Basaltdecken,
welche in vertikale
Säulen
[* 7] abgesondert sind, von der
Brandung benagt werden, entstehen zuweilen
Grotten und
Höhlen durch Unterwaschung, Zusammensturz und Wegspülung einzelner Gruppen von
Säulen. Auf diese
Weise ist z. B. die
Bildung der
berühmten Fingalshöhle (s. d.) auf der schott.
Insel
Staffa (s. Taf. II,
[* 1]
Fig. 4) zu erklären.
Außerdem sind noch zu erwähnen die Eishöhlen [* 8] (s.d.) und die sog. Krystallhöhlen oder Krystallkeller im Granit der Alpen [* 9] (Schweiz, Dauphiné, Savoyen u. s. w.), an deren Wandungen Kieselsäure als Bergkrystall und Rauchtopas auskrystallisiert ist und prächtige Auskleidungen bildet, wie in der berühmten Krystallhöhle des Zinkenstocks im Berner Oberlande. Sie sind nur als Erweiterungen gangartiger Spalten zu betrachten. Die Temperatur der Höhlen gleicht zumeist der Mitteltemperatur des umgebenden Ortes. Die Lichtreflexerscheinungen der Blauen Grotten auf Capri [* 10] und der dalmatinischen Insel Busi kommen daher, daß der Eingang direkt über dem Meere liegt. – Höhlen geben Anlaß zu Erdfällen und Dolmen. (S. auch Höhlentiere.)