Hochkirch
[* 1]
(Hochkirchen), Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft
Bautzen,
[* 2] Amtshauptmannschaft
Löbau,
[* 3] mit (1885) 539 evang.
Einwohnern (davon 318
Wenden), bekannt durch den
Überfall bei Hochkirch
, eins der merkwürdigsten Ereignisse des Siebenjährigen
Kriegs. Nach der siegreichen
Schlacht bei
Zorndorf war
Friedrich II. so schnell wie möglich nach
Sachsen
[* 4] geeilt, um dem hart bedrohten
Prinzen
Heinrich
Hilfe zu bringen und
Dauns
Pläne zu vereiteln. Zwar gelang dies, doch konnte
er den
bedächtigen Gegner erst dadurch aus seiner festen
Stellung bei
Stolpen herauslocken, daß er sich gegen die
Lausitz wandte.
Daun nahm bei Löbau mit 65,000 Mann abermals eine feste Stellung. Der König, dessen Heer nur 30,000 Mann stark war, lagerte sich demselben in geringer Entfernung gegenüber in einer von den Österreichern völlig beherrschten Position, so daß der Feldmarschall Keith äußerte: »Wenn uns die Österreicher hier ruhig lassen, so verdienen sie gehängt zu werden«. Der König, das Gefährliche seiner Lage einsehend, beschloß, durch einen Angriff auf das Korps des Prinzen von Baden-Durlach, welcher in der Nacht vom 14. bis 15. Okt. gemacht werden sollte, sich aus der Verlegenheit zu ziehen.
Aber
Daun hatte inzwischen seinerseits mit großer Umsicht alle Vorbereitungen zu dem besonders von
Laudon
empfohlenen
Überfall getroffen und griff 14. Okt., früh 5
Uhr,
[* 5] plötzlich das preußische
Lager
[* 6] an. Hier entstand große Verwirrung;
die Schlaftrunkenen wurden zu
Hunderten in ihren
Zelten niedergemacht, und die große
Batterie, welche die Dorfstraße beherrschte
und die gleich anfangs genommen worden war, verbreitete
Tod und Verderben. Zwar ordneten sich schnell
einige
Regimenter und leisteten den entschlossensten
Widerstand, allein der dichte
Nebel verhinderte jedes kombinierte Zusammenwirken.
Hochkirch
wurde genommen und ging in
Flammen auf.
Vom Gottesacker aus suchten die Preußen [* 7] das Dorf wiederzuerobern, allein die verzweifeltste Tapferkeit war hier vergeblich. Der Feldmarschall Keith und der Prinz Franz von Braunschweig [* 8] fielen, und der König, selbst leicht verwundet, befahl den Rückzug des rechten Flügels auf die Höhe von Dreha, um hier seine Truppen in Schlachtordnung zu stellen. Unterdes war aber auch der linke Flügel umgangen und in Verwirrung gebracht worden; fernerer Widerstand konnte daher nur verderblich werden, und der allgemeine Rückzug wurde in ziemlicher Ordnung ausgeführt. Auf den Kreckwitzer Höhen, nur eine Stunde vom Schlachtfeld, nahm der König Position, und wirklich wagte es Daun, der auch bedeutenden Verlust erlitten hatte, nicht, die Geschlagenen hier anzugreifen; er zog überhaupt nur wenig Vorteil aus dem errungenen Sieg. Die Preußen hatten 9000 Mann, 101 Kanonen, 30 Fahnen, sämtliche Munitions- und Packwagen verloren, die Österreicher 6000 Mann, 10 Kanonen und 3 Fahnen.
[* 1]
^[Abb.: Kärtchen zur
Schlacht bei Hochkirch
(14. Okt. 1758).]