Titel
Hirse,
Bezeichnung für mehrere Getreidearten, zunächst aus der Familie Panicum L. und zwar mit den Untergattungen:
1) Digitaria und den Arten Bluthirse (P. sanguinale L.), gewimperte H. (P. ciliare Retz), fadenförmige H. (kahle H., P. filiforme);
2) Echinochloa P. B., Art Hühnerhirse (Fennichgras, Grauch, Grense, Hirse-Kammgras, Sorggras, P. Crus galli L.);
3) Miliaria Tria, Arten: Gemeine- oder Rispenhirse (Acker-, Hattel-, Haushaltshirse etc.) P. miliaceum L. - Haarförmige H. (P. capillare L.), ferner Setaria P. B., Fennich, Borstengras, Kolbenhirse, Pennig etc. mit grüner F. (Ackerhirse, wilde H., grünes Hirsengras, wilder Schwaden), Stammpflanze der Kolbenhirse, als italienische K. (ital. F., Fennichhirse, ital. Hirse, Kolbenfennich, Panicum italicum und Setaria panis Jess.), Futterpflanze und Mohar (deutsche K., kl. K., deutscher F., deutsche Hirse, Panikorn, Fuchsschwanzfennich - Setaria (Panicum) germanica P. B., Futter- und Nahrungspflanze, quirlblütiger Fennich (Klebgras,
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Knotengras, wirbelförmiger F. - Setaria verticillata P. B.), gelbhaariger F., Setaria glauca P. B. -
dann Mohrenhirse (Sirk, Besenkraut, Sorghohirse, Negerkorn, Durra, Guineakorn, Sorghum vulgare Pers. Eleusine (Eleusine Gaertn.) als E. coracana G., krumährige E., E. Tocusso Fres und E. indica, Teff, Poa abyssinia Pers. etc. die Hauptbrotfrüchte der Afrikaner und Asiaten. Die Mohrenhirse baut man nur in südlichen Ländern, in Mittel- und Nordeuropa, die gemeine oder Rispenhirse, die Klumphirse, die Bluthirse und die große Kolbenhirse oder Fennich, Mohar nur als Futterpflanze.
Die H. bildet in Deutschland den Gegenstand der Kleinkultur, auf größern Gütern wird sie nur ausnahmsweise angebaut. Gesamtanbau 1878 auf 14896.2 ha und 26.6 m. Ztr. Ertrag, 2325594 Ztr. Die Moharhirse liefert Körner und Mehl und Futter, in den entkörnten Rispen gute Kehrbesen, als Zuckermoharhirse, Sorghum, Zuckersaft zur Brennerei etc., verschiedne Farbstoffe, Grünfutter etc. Ernte 170-250 kg pro ha. Die Rispenhirse gibt 15-30 hl Körner à 60-70 kg, die Kolbenhirse etwas weniger.
Die Körner dienen zu Brei, unenthülst zu Viehfutter und zur Branntweinbrennerei und haben etwa den Preis der Gerste. Beim Enthülsen zum Zweck der Darstellung als menschliches Nahrungsmittel ergibt sich 40% Abgang. Das Stroh wird als Futter geschätzt; 10-20 m. Ztr. Ertrag pro ha. Der Anbau der H. ist in Südeuropa bedeutender als im Norden, besonders in Ungarn, Spanien, Portugal, Italien, Südfrankreich, der der Rispenhirse hat seine Schwierigkeiten und gelingt nicht jedes Jahr; sie verträgt namentlich nicht gut naßkalte Witterung, ist aber in trocknern Jahrgängen, in trocknem warmen Boden und bei guter Pflege eine der einträglichsten Feldfrüchte.
Schlesien, Polen, Mähren, Böhmen, Ungarn, Frankreich sind Länder, wo H. häufig gebaut wird. Enthülst ist H. nicht lange haltbar, unenthülst und in Fässer geschlagen mehrere Jahre lang. Die Farbe der unenthülsten Hirse ist nach den Varietäten gelb, weißgelblich, grau, schwärzlich, rot; ausgestampft durchgängig gleich hellgelb. In südlichern Gegenden, im Klima des Weinstocks, baut man mit noch besserm Ertrage die Kolbenhirse, Körner stroh- oder orangengelb oder rötlichbraun. Mohar, Mohrhirse, kultiviert man in Europa nur im südlichen Spanien, Portugal und Italien. -
Für die H. ist jetzt Ungarn eine Hauptbezugsquelle geworden, seit dasselbe durch wohlfeile Eisenbahnfrachten instand gesetzt wurde, große Mengen nach außen zu schaffen. Es haben diese Zuzüge den Verzehr des Reises schon merklich abgemindert, was nicht zu beklagen ist, denn die H. ist ein gehaltvolleres Nahrungsmittel. Das Hirsekorn geht überhaupt nicht blos auf die Landmärkte, sondern auch aus den verschiednen Produktionsländern als Exportartikel nach Holland, England, den deutschen Hafenstädten etc., hauptsächlich zur Verproviantierung der Schiffe. England bezieht große Mengen „aus der Türkei“. - Zoll: Rohe H. Nr. 9 a; geschälte oder gestampfte gem. Tarif im Anh. Nr. 25 q 2.