Hirse
[* 1] (Panicum L.), Gattung aus der Familie der Gramineen, Gräser mit nur in der ersten Jugend aufrechter, schon vor der Blüte nach einer Seite gewendeter, nach der Blüte herabhängender Rispe, grannenlosen, einblütigen Ährchen und wehrlosen, zugespitzten Hüllspelzen. Die Körner sind durch die verhärteten Deckspelzen beschalt und glänzend. Die gemeine (P. miliaceum L., s. Figur), mit 60-90 cm hohem Halm, breit-lanzettlichen, am Rand und auf der Unterfläche behaarten Blättern, wird in mehreren Varietäten mit weiß, gelb, rotgrau und schwarz beschalten Körnern kultiviert.
Sie verlangt ein kräftiges Land der Sandkonstitution und durchlassenden Untergrund. Die Kultur ist umständlich und eignet sich mehr für Kleinbesitzer. Das Land wird wie für Gerste hergerichtet; man säet Ende Mai, jätet nach dem Erscheinen des zweiten Blattes, behackt vor dem Schossen abermals und entfernt überflüssige Pflanzen. Zur Ernte schneidet man die Rispen, sobald sich in den Spitzen derselben reife Körner zeigen, und bringt sie zur Nachreife unter Dach. Das grüne Stroh wird zur Fütterung gelegentlich eingebracht, es ist besser als Gerstenstroh. Man rechnet bei Drillsaat auf 1 Hektar 0,43-0,63 Neuscheffel Aussaat und 26-60 Neuscheffel Körner nebst 980-1960 kg Stroh als Ertrag. Die Vegetationszeit dauert 13-16 Wochen, die Keimfähigkeit zwei Jahre. Ein Neuscheffel wiegt 31,85 kg. Die Hirse stammt aus Ostindien und andern wärmern Gegenden Asiens und hat weite
[* 1] ^[Abb.: Gemeine Hirse (Panicum miliaceum). Blüte, vergr.]
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Verbreitung gefunden. Sie war den Griechen und den Römern seit Julius Cäsar bekannt, und Strabon gibt an, daß sie in Gallien vortrefflich gedeihe und die stärkste Schutzwehr gegen Hungersnot sei. Auch die slawischen Völker lieben die Hirse sehr. Jetzt wird Hirse besonders in Schlesien, Mähren, Polen, Böhmen, Ungarn, Innerösterreich, Frankreich gebaut, und in Kärnten bildet sie die tägliche Speise des gemeinen Mannes. Eine andre Art (P. frumentaceum Roxb.) wird in Ostindien häufig kultiviert.
Die Hirse enthält 13,15 Proz. Wasser, 10,91 Proz. eiweißartige Körper, 3,67 Proz. Fett, 56,89 Proz. Stärkemehl und Dextrin, 13,06 Proz. Holzfaser, 2,32 Proz. Asche. Sie ist sehr nahrhaft, jedoch etwas schwerverdaulich und wird besonders zu Grütze und Graupen verarbeitet; auch soll sie, mit gleich viel Weizenmehl vermengt, gutes Brot geben. Sie wird aus den Produktionsländern viel nach Seeplätzen zur Verproviantierung der Schiffe exportiert. Früher gebrauchte man Hirse in der Medizin als schleimiges Mittel bei Durchfällen und äußerlich zu Umschlägen. Als Mastfutter für Geflügel wird Hirse in Wasser oder Milch gekocht und ist dann sehr wertvoll. Die Kolbenhirse gehört der Gattung Setaria, die Mohrhirse der Gattung Sorghum an.