Hirsau
(Hirschau), Fabrikdorf im württemberg.
Schwarzwaldkreis,
Oberamt
Kalw, an der
Nagold und der
Linie
Pforzheim-Horb
der Württember
gischen Staatsbahn, hat
Papier-,
Preßspäne-,
Saffian- und Löffelfabriken u. (1885) 757 meist evang.
Einwohner. - Hirsau
war ehemals berühmt durch sein Benediktinerkloster, das vom
Grafen Erlafried von
Kalw um 830 gegründet wurde.
Einen großen Aufschwung nahm als
Abt
Wilhelm (s. d.) 1077 die
Cluniacenser
Regel einführte und diese, nun Hirsauer
Regel genannt,
sich nach allen Seiten hin verbreitete.
Infolge der
Reformation wurde Hirsau
1558 säkularisiert und 1560 in eine
Klosterschule verwandelt, aber 1692 von den
Franzosen
eingeäschert. Die malerischen
Ruinen, darunter die sogen. Prälatur, zeugen noch von der
Große und Pracht
der Klostergebäude, von denen nur die 1509 im germanischen
Stil erbaute
Kapelle (jetzt
Pfarrkirche) mit dem interessanten Klosterbibliotheksaal
noch gut erhalten ist. Das von dem
Abt Trithemius verfaßte Geschichtswerk über Hirsau
(»Chronicon insigne
Mon. Hirsau
giensis«, Basel
[* 3] 1559; vollständig herausgegeben als »Annales
Hirsau
gienses«, St.
Gallen 1690) ist größtenteils legendenartige
Erfindung; zuverlässig ist der
»Codex Hirsau
giensis« (hrsg.
von
Gfrörer, Stuttg. 1844,
Litterarischer Verein), mehr
Urkunden- als Geschichtswerk.
Vgl. Steck, Das
Kloster Hirsau
, historisch-topographisch
beschrieben
(Kalw 1844);
Giseke, Die Hirschauer während des Investiturstreits (Gotha [* 4] 1883);