Hippotherium
100 Wörter, 737 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Hippotherium,
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
(Hipparion Kaup), ein fossiles pferdeähnliches Tier mit drei Zehen, von denen aber nur die
mittelste auf dem Boden aufstand. Hippotherium
ist das jüngste Glied
[* 3] der in den Tertiärschichten Amerikas oder Europas und Asiens nachgewiesenen,
aus mehr als 30 Formen bestehenden Ahnenkette des heutigen Pferdes, welche in ganz allmählichem Übergange zeigt, daß letzteres,
gleich den Wiederkäuern und Dickhäutern u. s. w., kleinen fünfzehigen, tapirähnlichen
vortertiären Tieren entstammt (s. Phenacodus). Einige der wichtigsten unter jenen Vorfahren des Hippotherium
sind
dem geolog. Alter nach: Eohippus, Orohippus und Hyracotherium, Mesohippus und Anchitherium. In Amerika
[* 4] starb das Hippotherium
erst nach
der Eiszeit
[* 5] aus.
[* 2] (Kleines Pferd,. Füllen), Sternbild der nördlichen Halbkugel, zwischen Delphin und Pegasus, von 312-319° Rektaszension, 2-9° Deklination, mit einem Stern vierter Größe und 15 kleinern, dem bloßen Auge [* 7] sichtbaren.
Der Doppelstern δ dieses Sternbildes hat unter allen Doppelsternen die kürzeste bis jetzt bekannte Umlaufszeit von 10,8 Jahren.
[* 2] Turngerät von dem Pferd ähnlicher Form. Lange vor dem Aufkommen der Turnkunst und schon im Altertum waren Nachbildungen des lebendigen Pferdes im Gebrauch zu Vorübungen des Reitens, insbesondere des Auf- und Absitzens; so bei der römischen Reiterei und im Mittelalter zur Ausbildung ritterlicher Fertigkeiten. Diese Übungen erhielten sich dann im Zusammenhang mit dem Fechtunterricht auch an Universitäten und adligen Schulen, Voltesieren oder Voltigieren (s. d.) genannt und überhaupt mit französischer Kunstsprache ausgebildet.
Unter Jahn wurden sie dann in die Turnkunst herübergenommen und hier entsprechend weitergebildet und bezeichnet. Jahn nannte die Übungen »Schwingen« und das Gerät danach »Schwingel«. Auch der zu verwandten Übungen gebrauchte Bock [* 8] stammt aus Jahns Zeit. Das Pferd in seiner jetzt auf den Turnplätzen meist üblichen Form erinnert insbesondere noch mit seinem in der Regel wie in den Reitschulen links vom Aufspringenden gestellten, längern, zuweilen auch noch etwas erhöhten »Hals« und kürzern »Kreuz« [* 9] an seine Entstehung. Zu vielen Übungen wird es mit Pauschen, welche die Mitte des Rückens, den »Sattel«, einschließen, versehen; es kann durch in Hülsen oder Röhren [* 10] laufende Beine höher gestellt werden (s. Turnkunst).
Vgl. Lion, Übungen des gemischten Sprungs (3. Aufl., Leipz. 1876);
Derselbe, Werkzeichnungen zu Turngeräten (3. Aufl., Hof [* 11] 1883).