einer der beiden Quellflüsse des
Rheins, 56 km lang, entspringt in den Wildnissen der Adulagruppe, im
Zapportgletscher, und arbeitet sich dann durch die
»Hölle«, einen schauerlichen Felsschlund, an der von Gletscherarmen umrahmten
Schafweide
Paradies vorbei. Von den Moschelgletschern stürzen zwölf weitere Quellbäche des Hinterrheins
herab. So verstärkt, fließt derselbe dem ersten Dorf entgegen: Hinterrhein (146 Einw.), wo
die
Straße über den
Bernhardin an der Thalseite sich emporwindet.
Diese oberste Thalstufe, die noch die
OrteMedels,
Nufenen,
Splügen und Sufers umfaßt, ist ein von
Gebirgen,
von
Eis- und Schneefeldern umrahmter, von
Lawinen bedrohter, noch waldreicher Thalkessel
(ValRin, deutsch korrumpiert
Rheinwald),
dessen Bewohner, 1191
Köpfe stark, ein deutsches, protestantisches Völkchen, die
»Freien vom
Ryn«, bilden. Er liegt bei Hinterrhein
1616, bei
Splügen 1450 m ü. M. Mit einem
Wasserfall stürzt sich der
Strom in den Felsschlund der
Roffla,
in welchem, von der rechten Seite herbrausend, der
AverserRhein sich mit dem Hauptwasser vereinigt (1089 m). Wo die Schlucht
wieder zum
Thal
[* 2] sich erweitert, öffnet sich die zweite
Stufe, das
Schams, kürzer, breiter, mattengrüner und behäbiger als
Rheinwald, mit 14
Gemeinden, deren Bewohner, ein rätoromanisches, protestantisches Völkchen, 1819
Köpfe
stark sind.
Das
Thal verengert sich dann wieder zur berühmten Schlucht der
Via mala (s. d.). Bei
Thusis (719 m) erweitert sich die Schlucht
zum offenen, fruchtbaren, mit Dörfern und
Burgen
[* 3] übersäeten
Tomleschg (weniger richtig
Domleschg, rätoromanisch Tomiliasca,
d. h. das
Thal des einstigen Reichshofs Tomils), einer Thallandschaft, wo im Thalgrund und an den Abhängen
zu beiden Seiten 6263 Einw. beider
Nationalitäten und
Konfessionen
[* 4] (doch deutsch und protestantisch vorherrschend) sich angesiedelt
haben.
Unmittelbarvor derVia mala wälzen von der
Linken die
Nolla (vom
PizBeverin),
¶
mehr
von der Rechten die Albula ihre Wasser zum Rhein. Den Überschwemmungen, welche früher die Nolla verursachte, ist jetzt durch
kostspielige Wehrarbeiten Einhalt gethan. Bei dem SchloßReichenau (586 m) vereinigt der Hinterrhein seine Gewässer mit denjenigen
des Vorderrheins. Das Thal des Hinterrheins bildet den Zugang zum Splügen (und Bernhardin) und hofft auf
den Bau der längst geplanten Splügenbahn.
Der Bezirk umfasst die beiden obersten Thalstufen des Hinterrheinthals (Rheinwald und Schams) sowie das Averserthal. Er wird
begrenzt: im N. vom Bezirk Heinzenberg, im O. vom Bezirk Albula,
im S. vom Bergell, Misox und dem italienischen
ValSan Giacomo und im W. vom Kanton Tessin
und dem Bezirk Glenner.
Der ganze Bezirk ist rings von hohen Gebirgsgruppen umschlossen und öffnet
sich nach N. mit dem Engpass der Viamala gegen Thusis und das Domleschg (Bezirk Heinzenberg).
Die Viehstatistik ergibt
folgende Ziffern:
1886
1896
1901
Rindvieh
3468
3336
3456
Pferde
100
138
135
Schweine
794
1070
759
Schafe
5202
5131
4493
Ziegen
2836
2821
2528
Bienenstöcke
141
191
188
Hauptbeschäftigung der Bewohner im Rheinwald und Avers sind Alpwirtschaft, im Schams daneben noch etwas Ackerbau. Früher baute
man im SchamsMinen ab. Einst beschäftigten im Rheinwald der Waaren- und Personenverkehr über den Splügen
und Bernhardin zahlreiche Leute; seit der Eröffnung der Gotthardbahn ist diese Einnahmequelle stark zurückgegangen. Es
hat auch die Bevölkerungszahl durch starke Auswanderung beständig abgenommen. Der Bezirk zählte 1850: 3701 Ew.;
1860:
3512;
1870: 3458;
1880: 3155;
1888: 2822;
1900: 2601. Vergl. Lechner, E. Thusisund die Hinterrheinthäler.
1625 m. Gem. und Pfarrdorf, auf einer Terrasse über dem linken Ufer
des Hinterrhein, an der Strasse über den St. Bernhardin und 36,5 km sw. der Station Thusis der Albulabahn
(Chur-Thusis-St. Moritz).
Kreis Rheinwald, Gem. Hinterrhein 1923 m. Alpweide am N.-Hang des St. Bernhardin, in einem zum Hinterrhein sich öffnenden Seitenthälchen und 1,7 km oberhalb des Dorfes Hinterrhein. Kt. Graubünden Bez. Hinterrhein Kreis Rheinwald, Gem. Nufenen).