Hindukusch
oder Hindukoh, bei den Alten Indischer Kaukasus und Paropamīsus (richtiger Paropanīsus), Gebirgskette im NO. von Afghanistan, erstreckt sich zwischen dem 34. und 37.° nördl. Br. und dem 66. bis 74.° östl. L. von NO. gegen SW., begrenzt im S. das Hochland von Pamir und trennt die westwärts vom obern Indus gelegenen Landschaften Tschitral und Kabulistan von den Ländern Wachan, Kundus und Badachschan am obern Laufe des Amu (Oxus). Der Hindukusch zweigt sich von dem mächtigen Gebirgsknoten des Pamir (s. d.) ab, der durch das Zusammentreten der Westenden des Himalaja, des Karakorum und des Kuen-lun gebildet wird und verbindet so Innerasien mit Westasien.
Als östl. Anfang gilt der 6170 m hohe Kund, als sein westl. Ende der Koh-i-Baba unweit der Quelle des Hilmend. Seine mittlere Höhe wird auf 4500 m geschätzt; im einzelnen ist das Gebirge noch wenig erforscht. Einzelne sehr beschwerliche, von Kabul nach dem obern Amu führende Pässe liegen 3000 m hoch. Die Schneegrenze befindet sich in 4200 m Höhe. In den abgelegensten Thälern des obern Hindukusch wohnen die aus etwa 40000 Familien bestehenden unabhängigen Sijāhpōsch, d. h. Schwarzgekleidete.
Sie sind Buddhisten, weshalb die mohammed. Afghanen sie Kafir, d. h. Ungläubige, die von ihnen bewohnte Gegend aber Kāfiristān nennen. Reis, Mais, Zuckerrohr, Tabak, Baumwolle, welche die Tiefthäler des Südabhangs erzeugen, werden in den engern Thälern und auf den Vorbergen durch Weinreben, Edelfrüchte, köstliche Obstarten, die besten Granatäpfel und den Maulbeerbaum ersetzt. Hierauf folgt die Waldregion mit Eichen und Nadelhölzern und dann die Region der von zahlreichen Herden beweideten Alpenwiesen, welche mit den buntfarbigsten Blumen geschmückt sind. Der Nordabhang zeigt ähnliche Vegetationsverhältnisse, doch treten mehr europ. Formen auf. Der Name Hindukusch (Hindutöter) ist von einem der Pässe hergenommen, den ind. Sklaven zu überschreiten hatten; Hindukoh würde ind. Berg bedeuten.