Himmelfahrt
,
eine unablösbar mit dem Weltbild des
Altertums zusammenhängende, auch noch mit dem ptolemäischen, nicht
mehr aber mit dem kopernikanischen
System vereinbare Vorstellungsform, welche den religiösen
Begriff der
Apotheose (s. d.)
sinnlich nahebringen und gleichsam ausmalen will. Wie schon im klassischen
Altertum
(Romulus), so dient
die Himmelfahrt
besonders auch im
Judentum und
Christentum zur phantasiemäßigen Veranschaulichung eines Überganges der betreffenden
Persönlichkeiten aus der irdischen, bez. menschlichen in die überirdische,
bez. göttliche Daseinsweise.
Schon bei
Lukas (drittes
Evangelium und
Apostelgeschichte) schließt das
Leben Jesu mit einer Himmelfahrt
(Ascensio,
im Unterschied zu der seit dem 5. Jahrh. erkennbaren
Vorstellung einer Himmelfahrt
der
Maria, Assumptio, daher Assunta); jüdische und
christliche
Apokalypsen behandeln übrigens auch die Himmelfahrt
des
Henoch, des
Moses und des
Jesaias. - Die bildende
Kunst bemächtigte
sich erst seit dem 7. Jahrh. des die Himmelfahrt
Christi betreffenden
Stoffs, der anfangs mehr symbolisch-typisch
(in
Miniaturen und Elfenbeinreliefs) und erst seit dem 15. Jahrh. realistisch dargestellt
wurde.
Aber auch in späterer Zeit steigt
Christus bisweilen noch mit der Siegesfahne gen
Himmel.
[* 2] Die bekanntesten
Darstellungen sind:
das
Bild von
Giotto
(Arena zu
Padua),
[* 3] die Himmelfahrt
Christi von P.
Perugino
(Museum zu
Lyon),
[* 4] die für viele spätern
Darstellungen Vorbild wurde;
die eigentümlich ideale Darstellung von Correggio (Kuppel von San Giovanni in Parma) [* 5] u. aus neuerer Zeit Gemälde von Schraudolph (München, [* 6] Neue Pinakothek), Pfannschmidt und E. v. Gebhardt (Berlin, [* 7] Nationalgalerie).
Es ist bisher
keinem
Künstler gelungen, eine Himmelfahrt
Christi von allgemein anerkanntem klassischen Wert zu schaffen. Die
Himmelfahrt
Mariä wurde von der
Kunst mit großer Vorliebe behandelt, welcher wir
Tizians Meisterwerk in der
Akademie zu
Venedig
[* 8] u. eine
Reihe von prächtigen
Schöpfungen des
Rubens in der
Kathedrale zu
Antwerpen,
[* 9] dem
Museum zu
Brüssel,
[* 10] dem
Belvedere zu
Wien,
[* 11] der
Akademie
zu
Düsseldorf
[* 12] u. a. O. verdanken. Die
Darstellung ist typisch geworden, so daß sich der Vorgang immer
in Gegenwart der
Apostel über dem geöffneten
Grab ereignet, während
Christus und
Gott-Vater die von
¶
mehr
Engeln umschwebte Maria empfangen. Bei den Darstellungen Murillos, bei welchen die Apostel fehlen, ist es nicht immer zu entscheiden, ob es sich um die Aufnahme der Maria in den Himmel (span. Asuncion) oder um die unbefleckte Empfängnis (span. Concepcion) handelt.