Titel
Hillel
,
1) Hillel
Hassaken (»der ältere«),
berühmter jüd. Gelehrter und Vorsteher des
Hohen
Rats zur Zeit
Christi, zu
Babylon (daher auch Ha-babli genannt) um 60
v. Chr. geboren, soll in seinem 40. Jahr nach
Jerusalem
[* 2] gekommen
sein und daselbst unter Schemaja und Abtaljon jüdische
Theologie studiert haben. Nach den Genannten bildeten er und
Schammai
die beiden Hauptautoritäten der rabbinischen
Schul- und Schriftgelehrsamkeit und zwar so, daß die Gesetzesauffassung Hillels
,
der als
Muster der Sanftmut und
Bescheidenheit dargestellt wird, der strengern des
Rabbi
Schammai, Mitvorstehers
des
Hohen
Rats, mehrfach entgegengesetzt war. Hillel
konzentrierte die halachische Schriftauslegungsmethode in sieben Hauptregeln,
führte das Prosbul, welches die mosaische Vorschrift (5.
Mos., 15, 2) vom Schuldenerlaß im
Sabbatjahr aufhob, ein. Die mildere
Praxis Hillels
bei Gesetzesbestimmungen erhielt sich in der
Schule Hillels
, neben der die
Schule
Schammais
mit strengerer
Observanz wirkte. Seine
Richtung, die man jüdischerseits vielfach mit dem
Geiste der
Bergpredigt und der ursprünglichen
Lehre
[* 3] Jesu in
Vergleich gebracht hat, läßt sich aus seinen im
Talmud aufbewahrten
Sprüchen erkennen.
Vgl. Kämpf, Hillel
(im
»Orient«
1849);
Delitzsch,
[* 4]
Jesus und Hillel
(2. Aufl.,
Erlang. 1867).
2) Hillel
Hannasi (d. h. der
Fürst), Sohn des
Rabbi
Juda Nasi, angeblich ein Abkömmling des vorigen, im 4. Jahrh.
n. Chr., Vorsteher
der
Schule zu
Tiberias, bekannt als Begründer der jüdischen
Zeitrechnung, für welche er die Bestimmung nach der Sichtbarwerdung
des
Mondes aufgab und den jüdischen
Kalender in feste, noch heute zum Teil gültige
Regeln brachte.