Hildebrand
(»Kriegsflamme«), früherer Name des Papstes Gregor VII. (s. Gregor 7).
2 Seiten, 1'414 Wörter, 10'237 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
(»Kriegsflamme«), früherer Name des Papstes Gregor VII. (s. Gregor 7).
1) Bror Emil, schwed. Archäolog und Numismatiker, geb. 22. Febr. 1806 zu Flerohopp im Kalmar-Län, studierte in Lund, wo er sich 1830 als Dozent habilitierte, wurde zwei Jahre später im königlichen Münzkabinett in Stockholm angestellt und 1837 zum Reichsantiquar (d. h. Direktor des archäologisch-historischen Staatsmuseums und des königlichen Münzkabinetts, Inspektor der Denkmäler) und Sekretär der königlichen Akademie der schönen Wissenschaften etc. ernannt, welches Amt er bis 1879 bekleidete. Seit 1866 Mitglied der schwedischen Akademie, starb er 30. Aug. 1884. Von seinen Veröffentlichungen nennen wir: »Svensk diplomatarium. III-V« (1842-65); »Svenska sigiller från medeltiden« (1862-69); »Anglosachsiska mynt i Sveriges kungl. myntkabinett, funna i Sveriges jord« (1846, neue Ausg. 1881); »Minnespenningar öfver enskilda svenska män och kuinnor« (1861); »Sveriges och svenska konungahusets minnespenningar, praktmynt och belöningsmedaljer« (1874 bis 1875) und »Teckningar ur svenska statens historiska museum. I-III« (mit seinem Sohn [s. unten: Hildebrand 5], 1873-84).
2) Bruno, Statistiker, geb. 6. März 1812 zu Naumburg a. S., studierte die Rechtswissenschaft in Leipzig, dann in Breslau, wo er 1834 in die burschenschaftlichen Untersuchungen verwickelt wurde. Nachdem er mehrere Jahre als Dozent und außerordentlicher Professor in Breslau thätig gewesen war, folgte er 1841 einer Berufung nach Marburg, wo er aber durch sein unabhängiges Auftreten mit der Regierung bald in Konflikt geriet. 1846 wurde er wegen eines in der deutschen »Londoner Zeitung« veröffentlichten Artikels der Majestätsbeleidigung angeklagt und suspendiert. Seine Freisprechung erfolgte erst zu Anfang 1848. Die Bewegung dieses Jahrs zog Hildebrand in die parlamentarische Thätigkeit hinein, indem er Marburg in der deutschen Nationalversammlung 1849-50 und Bockenheim in dem kurhessischen Landtag vertrat. Dem wieder zur Macht gelangten Minister Hassenpflug trat er auf das entschiedenste entgegen und bewirkte durch seinen Antrag die Verweigerung des von jenem begehrten Finanzzuschusses, welche die Auflösung der Ständeversammlung zur Folge hatte. Von 1851 bis 1856 lehrte an der Züricher Hochschule; dann nach Bern berufen, gründete er dort das erste Statistische Büreau der Schweiz und folgte 1861 dem Ruf als Professor der Staatswissenschaften und Direktor des Statistischen Büreaus der thüringischen Staaten nach Jena, wo er 29. Jan. 1878 starb. Von seinen schriftstellerischen Arbeiten verdienen namentlich Erwähnung: »Die Nationalökonomie der Gegenwart und Zukunft« (Frankf. a. M. 1848); »Die kurhessische Finanzverwaltung« (Kassel 1850); »Statistische Mitteilungen über die volkswirtschaftlichen Zustände Kurhessens« (Berl. 1853); »Beiträge zur Statistik des Kantons Bern" (Bern 1860, Bd. 1). Seit 1863 gab er die »Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik« (seit 1873 mit J. Conrad) heraus; auch veröffentlichte er das amtliche Quellenwerk »Statistik Thüringens« (Jena 1867-78, 2 Bde.).
3) Heinrich Rudolf, germanistischer Sprachforscher, geb. 13. März 1824 zu Leipzig, besuchte 1836-1843 die Thomasschule, dann die Universität daselbst, wo er sich insbesondere dem Studium der neuern, namentlich germanischen, Sprachen widmete, und ward 1848 Lehrer an der Thomasschule. An der Ausarbeitung des Grimmschen Wörterbuchs von Anfang an in hervorragender Weise beteiligt, übernahm er 1864 nach dem Tode der Brüder Grimm in Gemeinschaft mit Professor Weigand in Gießen die Fortsetzung des großen Nationalwerkes, legte 1868 seine Lehrerstelle, um sich ganz jenem Unternehmen widmen zu können, nieder und wurde 1869 zum außerordentlichen, 1874 zum ordentlichen Professor an der Universität zu Leipzig ernannt. Vom »Deutschen Wörterbuch« hatte Hildebrand zunächst die Bearbeitung des fünften Bandes (den Buchstaben K) übernommen, der 1873 vollendet ward; seitdem arbeitet er am vierten Band, erste Abteilung (den Buchstaben G enthaltend). Er schrieb: »Vom deutschen Sprachunterricht in der Schule und von deutscher Erziehung und Bildung überhaupt« (Leipz. 1865, 2. Aufl. 1879), »Über Grimms Wörterbuch in seiner wissenschaftlichen und nationalen Bedeutung« (das. 1869) etc. und gab Soltaus »Deutsche historische Volkslieder. Zweites Hundert« (das. 1856) u. a. heraus.
4) Ernst, Maler, geb. 1833 zu Falkenberg i. Schl., wurde Schüler von Steffeck in Berlin, wo er, abgesehen von einem einjährigen Aufenthalt in Paris, auch nachher thätig war, bis er 1875 als Professor an die Kunstschule zu Karlsruhe berufen wurde, wo er bis 1880 blieb, um dann einem Ruf an die Kunstakademie in Berlin zu folgen. Hier übte er eine erfolgreiche Lehrthätigkeit, die er jedoch 1885 aufgab. Anfangs widmete er sich nur dekorativer Malerei, wandte sich dann aber dem Porträt und dem Genre zu, worin er sich in einem kräftigen Naturalismus, naturwahrer Darstellung und wirkungsvollem Kolorit bewegt. Seine Hauptwerke sind: das kranke Kind; der seiner Mutter wiedergegebene Moses, dekorativ
behandelt für die Vorhalle einer Villa; Gretchen im Kerker, Marguerita Spoletina, die Reue (eine betende Bäuerin), Lasset die Kindlein zu mir kommen, die inständige Bitte, am Meeresstrand. In letzter Zeit kultivierte er mit besonderm Erfolg die Porträtmalerei. Er malte unter andern den Großherzog und die Großherzogin von Baden sowie den deutschen Kronprinzen und seine Familie. Auch hat er mit einer Tullia, welche ihr Gespann über den Leichnam ihres Vaters treibt (1886), einen Versuch auf dem Gebiet der Historienmalerei gemacht.
5) Hans Olaf, schwed. Kulturhistoriker, Sohn von Hildebrand 1), geb. 5. April 1842 zu Stockholm, studierte 1860-65 in Upsala, wurde dann am archäologischen Museum angestellt und 1879 nach dem Rücktritt seines Vaters zum Reichsantiquar ernannt. Er war 1873 Mitbegründer der Schwedischen Geographisch-anthropologischen Gesellschaft, machte wiederholt Reisen zu wissenschaftlichen Zwecken, war 1874 Generalsekretär des internationalen anthropologisch-archäologischen Kongresses zu Stockholm und vertrat Schweden auf den Kongressen zu Bologna, Brüssel, Pest und Lissabon. Von seinen Schriften sind zu nennen: »Svenska folket under hedna tiden« (2. Aufl. 1872; deutsch: »Das heidnische Zeitalter in Schweden«, Hamb. 1873); »Lifvet på Island under sagotiden« (2. Aufl. 1881); »Afrika i våra dagar« (1868); »Bidrag till spännets historia« (1872-74); »Den vetenskapliga fornforskningen« (1873); »De förhistoriska folken i Europa« (1873-80); »Folkens tro om sina döda« (1874); »Den kyrkliga konsten i Sverige under medeltiden« (1874); »Troas och Homeros' Troja« (1878); das noch unvollendete kulturhistorische Werk »Sveriges medeltid« (1879 ff.) und »Från äldre tider« (1882). Hildebrand ist Redakteur der »Antiqvarisk Tidskrift för Sverige« und des »Månadsblad« der Akademie der schönen Wissenschaften etc.
6) Adolf, Bildhauer, Sohn von Hildebrand 2), geb. 6. Okt. 1847 zu Marburg, besuchte seit 1865 die Kunstschule in Nürnberg, wo er den Unterricht Krelings genoß, und bildete sich dann bei Zumbusch in München aus. 1867 begab er sich nach Rom, von wo er 1869 nach Berlin ging. Hier arbeitete er einige Jahre teils in Siemerings Atelier, teils selbständig. Seine Erstlingsarbeiten: die Marmorfigur eines schlafenden Hirten, die Bronzestatuette eines trinkenden Knaben und die Büste des Philologen Th. Heyse, erwarben ihm 1873 in Wien wegen der feinen und lebendigen Charakteristik und der sorgsamen, von dem Einfluß der Antike geleiteten Durchbildung der Formen große Anerkennung. Nachdem er sich 1874 dauernd in Florenz niedergelassen, schloß er sich, namentlich in seinen Porträtbüsten, -Köpfen und -Halbfiguren, die in streng realistischer Auffassung nach der vollsten Wiedergabe des Lebens streben, an die florentinischen Meister des 15. Jahrh. an. Unter seinen Büsten ist besonders die von K. Hillebrand hervorzuheben, unter seinen übrigen in Florenz ausgeführten, namentlich durch die Behandlung des Nackten ausgezeichneten Werken: die Marmorfigur eines Adam (1878, Museum zu Leipzig), der Sautreiber (Modell zu einer Brunnengruppe), der Wassergießer (Bronzefigur), Familiengruppe (Terrakottarelief) und die Marmorfigur eines nackten jungen Mannes (1884, Nationalgalerie zu Berlin).
7) Pseudonym, s. Beets.
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Hans Olaf, schwed. Kulturhistoriker, wurde im März 1889 auf den neuerrichteten Lehrstuhl für vorgeschichtliche Archäologie an der Universität Stockholm berufen.
Im Biographisches Künstler-Lexikon, 1882
1) Adolf, Bildhauer, geb. 6. Okt. 1847 zu Marburg als Sohn des Nationalökonomen Bruno H., übte sich früh im Zeichnen und Modellieren, wurde dann durch Kreling in Nürnberg und durch Zumbusch in München weiter ausgebildet. Später begab er sich nach Italien und studierte dort die alten Meister. Schon seine ersten Arbeiten idealen Inhalts, aber realistischer Behandlung ließen auf ein bedeutendes Talent schließen, so die Bronzestatuette eines trinkenden Knaben, mehr aber noch der ruhende Hirt (Marmor), der ein feines Verständnis der Antike und durchgebildetes Stilgefühl zeigte. Eins seiner Meisterwerke ist der zwar nicht von allen Seiten vollkommene, aber ganz im Geist der Antike durchgeführte Adam im Museum zu Leipzig, und eine ebenso große Formvollendung, mit glücklichem Naturgefühl vereinigt, zeigt ein sitzend eingeschlafener Jüngling (Marmor), der 1873 in Wien ausgestellt war. 1874 ließ er sich in Florenz nieder.
2) Ernst, Genremaler, geb. 1833 zu Falkenberg (Niederlausitz), wurde Schüler von Steffeck in Berlin, wo er, mit Ausnahme eines einjährigen Aufenthalts zu Paris, auch nachher thätig war, bis er 1875 einem Ruf als Professor an der Kunstschule zu Karlsruhe folgte. In Berlin betrieb er zunächst die dekorative Malerei, z. B. in der Villa Ravené, dann das Porträt und zuletzt das Genre, worin er in seiner realistischen Behandlung, naturwahren Ausführung und wirkungsvollen Farbengebung die anziehendsten Werke geschaffen hat, z. B.: Margarete im Kerker (1866), Lasset die Kindlein zu mir kommen, das kranke Kind (an dessen Bette die Eltern angstvoll auf den Verlauf der Krisis harren), die Harzer Küche, die Reue, einige Interieurs und Porträte.