Hiel
,
Emanuel, vläm. Dichter, geb. zu Dendermonde, war erst Chef einer Baumwollspinnerei, dann nacheinander Buchhändler und Douanenbeamter, bekleidete darauf einen Posten im Ministerium des Innern und ist gegenwärtig Professor der Deklamation am Konservatorium der Musik und Bibliothekar am Industriemuseum zu Brüssel. [* 2] Ein eifriger Kämpfer für Freiheit und Fortschritt, ist er auch als vlämischer Parteiführer und tonangebender Litterator hervorzuheben.
Als Dichter dürfte er unter den Vertretern der jüngsten vlämischen Lyrik unübertroffen dastehen. Außer verschiedenen Gedichtsammlungen: »Gedichten« (Gent [* 3] 1863; neue Folge, Arnh. 1868),
»Nieuwe liedekens« (Gent 1861) u. a., sind als bedeutend besonders zu erwähnen: die preisgekrönte Hymne »De Wind« (1869),
die beiden großartigen und umfangreichen Gesänge: »Lucifer« und »De Schelde«, deren Aufführung (mit Musik von Benoist) Epoche machte, die »Vrijheidshymne« (von R. Hol komponiert),
das Oratorium »Prometheus« und die der nordischen Sage entlehnte »Helga«;
ferner die Dichtung »Breidel en de Conning« (1876),
welche die »Sporenschlacht« bei Courtrai von 1302 besingt, und das Drama »Jacoba van Beieren« (1879).
Daneben ist er mit großem Erfolg als Kinderliederdichter aufgetreten mit »Liederen voor groote en kleine kinderen«, die zu Unterrichtszwecken von van Gheluwe komponiert wurden »Liedersolfege«, 1875) und später (1879) in zweiter, sehr vermehrter Auflage und größtenteils den Melodien deutsch-vlämischer und vlämischer Volkslieder angepaßt erschienen. Schon vorher hatte er eine Reihe neuer, zart empfundener und schwungvoller Gedichte: »Bloemeken, een liederkrans« (Utrecht [* 4] 1877),
und die lyrisch-dramatische
Dichtung »Bloemardinne« (1877) herausgegeben.
1862-68 erschien außerdem unter Hiels
Leitung in
Brüssel die patriotische »Nederduitsch Maandschrift«,
die nachher den
Titel: »Nederduitsch Tijdschrift« annahm. Aus neuester Zeit sind seine 1880 zur
Feier des 50jährigen Bestehens der belgischen Unabhängigkeit gedichteten Festlieder: »Belgenland«
und »Eer Belgenland«, die zu den kräftigsten lyrischen Ergüssen des Dichters
gehören, hervorzuheben. Eine Sammlung von Hiels
Gedichten erschien in 3
Bänden (»Volledige dichtwerken«,
Rousselaere 1885).