Titel
Heyden
,
1) Jan van der, holländ.
Maler, geb. 1637 zu
Gorkum, war anfangs
Schüler eines Glasmalers,
wandte sich aber später ausschließlich der
Architekturmalerei zu und begab sich nach
Amsterdam,
[* 2] wo er besonders
Ansichten
von
Kirchen,
Schlössern,
Palästen, öffentlichen
Plätzen,
Straßen,
Kanälen etc. malte, die meist reich mit
Staffage versehen
sind.
Lingelbach, A. van de
Velde und Eglon van der
Neer malten häufig die
Figuren auf seinen klar und freundlich
gefärbten Bildern. Dieselben sind in vielen öffentlichen
Galerien
zu finden. Ein Hauptwerk, die
Ansicht des Stadthauses zu
Amsterdam auf dem Damplatz (von 1668), besitzt das
Louvre in
Paris.
[* 3] Heyden
war eine Zeitlang in
England thätig, hat sich auch mit
Mechanik beschäftigt und darüber 1690 eine Abhandlung mit eignen
Zeichnungen veröffentlicht. Er starb in
Amsterdam.
2)
Friedrich
August von, Dichter, geb. auf dem väterlichen
Landgut zu Nerfken bei
Heilsberg in
Ostpreußen,
[* 4] studierte
in
Königsberg,
[* 5]
Berlin
[* 6] und
Göttingen
[* 7] die
Rechte, trat 1813 in ein preußisches Jägerbataillon ein, ward 1826
Regierungsrat
und später Oberregierungsrat in
Breslau,
[* 8] geriet aber in eine schiefe
Stellung zum
Ministerium, als er sich weigerte, das
Amt
eines Zensors zu übernehmen (1843). Von den
Bewegungen des
Jahrs 1848 hielt er sich fern. Er starb in
Breslau. Heyden
hat
sich auf verschiedenen Gebieten der
Poesie versucht und sich überall als feinsinniger, formgewandter
Dichter bewährt.
Doch vermochte er mit seinen Dramen, als »Theater« [* 9] (Leipz. 1842, 3 Bde.) gesammelt, die Bühne nicht zu gewinnen. Bessern Erfolg hatte er mit dem Roman »Die Intriganten« (Leipz. 1840, 2 Bde.) und den »Randzeichnungen« (das. 1841, 2 Bde.). Als seine besten Schöpfungen müssen jene kleinen Dichtungen gelten, welche das Gepräge einfach klarer Anschauung und eines liebenswürdigen Gemüts tragen, wie: »Reginald« (Berl. 1831),
»Der Schuster von Ispahan« (Leipz. 1850),
»Die Königsbraut« (das. 1851) und besonders »Das Wort der Frau« (das. 1843, 23. Aufl. 1881),
letzteres dasjenige Werk Heydens
, das seinen
Namen in weitere
Kreise
[* 10] getragen und in der deutschen Litteraturgeschichte festgestellt hat. Nach seinem
Tod erschienen: »Gedichte« (mit einer
Biographie des Dichters hrsg. von
Th.
Mundt, Leipz. 1852).
3) Otto, Maler, geb. zu Ducherow (Vorpommern), studierte zuerst Theologie, seit 1843 aber Malerei, zunächst an der Berliner [* 11] Akademie unter Klöber und Wach, dann seit 1847 in Paris unter L. Cogniet. Die Jahre 1850-54 verlebte er in Italien, [* 12] besonders in Rom und [* 13] Sizilien. [* 14] Hier entstand neben zahlreichen Porträten und italienischen Genrebildern sein Hiob (im Stettiner Museum). 1854 nach Berlin zurückgekehrt, malte er die Stiftung der Universität Greifswald, [* 15] wofür ihm diese den Doktortitel verlieh; Bogislaw X. auf seiner Wallfahrt nach Jerusalem [* 16] von Seeräubern überfallen (im Stettiner Museum); Feldmarschall Schwerin [* 17] in der Schlacht bei Prag [* 18] (im Berliner Schloß).
Den Feldzug 1866 machte er im Gefolge des Kronprinzen mit; während dessen porträtierte er den Kronprinzen und eine bedeutende Anzahl von Offizieren seines Stabes in Aquarell. Ferner bot ihm der Krieg den Anlaß zu den vier Bildern: die Begegnung des Kronprinzen und des Prinzen Friedrich Karl, das Eingreifen der zweiten Armee in der Schlacht bei Königgrätz, [* 19] der König übergibt den Orden [* 20] pour le mérite an den Kronprinzen und der siegreiche König, von seinen Truppen jubelnd umringt (1868, Berliner Nationalgalerie).
Aus derselben Zeit stammen seine Porträte [* 21] von Bismarck, Moltke und Steinmetz. Im J. 1869-70 machte er eine Reise nach Ägypten, [* 22] deren Resultate außer zahlreichen Studien der Teppichbazar in Kairo, [* 23] ein Pferde- und Kamelmarkt der Beduinen in Kairo, an den Ufern des Nils bei Kairo und Straßenleben in Kairo sind. Er begleitete die preußische Armee auch 1870 nach Frankreich. Eine Frucht seiner dortigen Studien ist der Besuch des deutschen Kaisers bei den Verwundeten im Schloß zu Versailles. [* 24] Von ¶
mehr
seinen Schöpfungen auf dem Gebiet der idealen Malerei sind eine große Komposition: Apollo mit den Musen
[* 26] und Grazien, und ein
Abendmahl (Wandbild in der Dankeskirche zu Berlin) hervorzuheben. Der Schwerpunkt
[* 27] seines künstlerischen Schaffens liegt im Bildnis,
das er vornehm und geistreich zu behandeln weiß. Heyden
ist königlicher Professor und Hofmaler.
4) August von, Maler, Sohn von Heyden
2), geb. zu Breslau, ergriff den Bergmannsberuf und war schon Verwaltungschef der
Bergwerke des Herzogs von Ujest geworden, als ihm die Verhältnisse gestatteten, sich der Kunst zu widmen. Er trat 1859 zu Berlin
in Holbeins und 1860 in Steffecks Atelier ein und ging 1861 nach Paris, um unter Gleyre und Couture weiterzustudieren.
Sein erstes größeres Gemälde, die heil. Barbara, die einem verunglückten Bergmann die Sterbesakramente bringt, erhielt im
Salon 1863 die goldene Medaille. 1866 folgte das große Gemälde: Luther und Georg von Frundsberg vor dem Reichstag zu Worms
[* 28] (Nürnberg,
[* 29] Germanisches Nationalmuseum). Im J. 1868 vollendete er die zwei lebensgroßen Figuren von Holbein
[* 30] und Rubens
für das Versammlungslokal des Berliner Künstlervereins, nachdem er im Jahr vorher ein Bild für den Vorhang des Berliner Opernhauses,
Arion auf den Meereswogen darstellend, eine reiche, von festlichem Leben erfüllte Komposition, geschaffen hatte.
Auf der Berliner akademischen Ausstellung von 1870 befanden sich von ihm: die Siesta, das Märchen u. der Festmorgen (letzterer im Besitz der Nationalgalerie in Berlin), Schöpfungen voll poetischen Reizes;
auf der von 1872: glückliche Zeit und der Angler;
1873 sah man zu Berlin eine Prinzessin Clémence, welche ihre Reize den Abgesandten des Königs von Frankreich enthüllt.
Seitdem behandelte er mit Vorliebe romantische Motive in idealer Auffassung und meist im großen
Maßstab
[* 31] des Historienbildes, wie z. B. die über das Schlachtfeld reitenden Walküren (1872), Leukothea, dem Odysseus erscheinend
(1874), ein Märtyrer auf dem Scheiterhaufen (1876), Ödipus vor der Sphinx
[* 32] (1877), der Hochzeitsritt des Herrn Olaf
(1875), Tschionatulander und Sigune (1879), Wittichs Rettung (1880), der verzauberte Schatz (1886). Daneben hat Heyden
monumentale
und dekorative Gemälde in der Turmhalle und dem Keller des Berliner Rathauses, im Moltkezimmer des Generalstabsgebäudes, in der
Berliner Nationalgalerie (Reigen des Tierkreises), im Reichsjustizamt und zwei Gemälde für das Schwurgericht in Posen
[* 33] (wichtige
Momente aus der Geschichte der Stadt) ausgeführt. Er hat auch zahlreiche Illustrationen und Entwürfe für das Kunstgewerbe
gezeichnet und ist Lehrer der Kostümkunde an der Berliner Kunstakademie. Er gab heraus: »Aus der Teufe«, zwei Märchen (Berl.
1878);
»Die Perlen«, ein Märchen (das. 1881),
beides von ihm selbst illustriert;
»Blätter für Kostümkunde« (das. 1876 ff.).