Heuglin
,
Theod. von, Afrikareisender und Ornitholog, geb. zu
Hirschlanden in
Württemberg,
[* 2] widmete sich naturhistor. und pharmaceut.
Studien und machte dann
Reisen in
Europa,
[* 3] ging 1850 nach
Ägypten,
[* 4] von wo er Ausflüge ins Peträische
Arabien und an die
Küsten des
Roten
Meers unternahm, und
wurde 1852 Sekretär
[* 5] des österr. Konsuls in
Chartum.
Bald nach seiner Ankunft begleitete er den Konsul Reitz auf einer
Reise
durch
Abessinien, auf welcher Reitz 1853 starb. Heuglin
kehrte mit reicher wissenschaftlicher
Ausbeute nach
Chartum zurück.
Seine Aufzeichnungen («Reisen in Nordostafrika», Gotha [* 6] 1857) sind von großem Werte. An Reitz' Stelle zum Geranten des österr. Konsulats ernannt, bereiste er Ende 1853 den mittlern Weißen Nil und Kordofan und sammelte auch in Chartum selbst eine große Anzahl lebender Tiere, welche er 1855 dem kaiserl. Tiergarten in Schönbrunn schenkte. Damals stellte er seine erste «Systematische Übersicht der Vögel [* 7] Nordostafrikas» (Wien [* 8] 1855) zusammen, worin 754 Arten aufgeführt sind. Im März 1856 begab er sich abermals nach dem Sudan, untersuchte die Bajuda-Steppe, kehrte im Jan. 1857 nach Kairo [* 9] zurück und bereiste die Westküste des Roten Meers sowie die Somalküste, über die er in Petermanns «Mitteilungen» (1860 u. 1861) berichtete.
Von 1858 bis 1860 hielt er sich zur Herstellung seiner Gesundheit in Europa auf, ordnete seine Sammlungen und verfaßte die
Beschreibungen seiner
Reisen. Von Petermann zur Leitung der Expedition gewonnen, die zur
Aufklärung von
Eduard
Vogels
Schicksal entsendet werden sollte, begab sich Heuglin
mit Steudner, Kinzelbach, Hansal und
Schubert über
Ägypten und
Massaua,
[* 10] wo sich
Munzinger anschloß, nach den Landschaften der
Mensa,
Bogos und
Barea nördlich von
Abessinien. Zu
Mai-Schecha in der
Provinz Saraë trennten sich
11. Nov.
Munzinger und Kinzelbach von ihm, um westlich durch
das Land
Basen (Kunama) nach
Chartum sowie nach
Kordofan zu gehen, während Heuglin
mit Steudner und
Schubert über
Adua,
Gondar und
Gaffat (Debra
Tabor) bis an die Grenze von
Schoa und in die Gallaprovinz Dschimma vordrang und dort bei
dem
Kaiser
Theodor freundliche
Aufnahme fand.
Nach einer an Entbehrungen und
Krankheiten reichen
Reise über
Gondar und Doka erreichte er Anfang Juli
Chartum. Hierauf schloß
sich Heuglin
mit Steudner der Ende Jan. 1863 von
Chartum nach dem
Bahr el-Ghasal abgehenden Expedition der holländ.
Dame
Tinne
an, gelangte westlich über den Reksee hinaus bis zum Kosanga- oder Dembofluß im
Lande der
Bongo, nachdem er
seinen Gefährten Steudner 10. April durch den
Tod verloren, und kehrte mit reicher
Ausbeute Ende März 1864 nach
Chartum und 1865 nach
Europa zurück.
Außer seinen
Aufsätzen in Petermanns «Mitteilungen» (1861–64
und Ergänzungsband 2
u. 3) veröffentlichte er: «Die deutsche Expedition in Ostafrika» (Gotha 1864),
«Reise nach Abessinien, den Gallaländern u.s.w.» (Jena [* 11] 1868),
«Ornithologie Nordostafrikas» (Cass. 1869–75) und «Reise in das Gebiet des Weißen Nil und seiner westl. Zuflüsse» (Lpz. 1869). Im Sommer 1870 unternahm er mit Graf Waldburg-Zeil eine Fahrt nach Spitzbergen, ergänzte die Aufnahme im südöstl. Teil der Inselgruppe und brachte von dort wie 1871 von Nowaja-Semlja reiche naturhistor. Sammlungen zurück. Als er die Resultate in «Reisen nach dem Nordpolarmeere» (3 Bde., Braunschw. 1872–74) veröffentlicht hatte, ging er nach dem Roten Meere, um das Gebiet der Beni-Amer zu erforschen, und kehrte nach längerm Aufenthalt in Kairo nach Stuttgart [* 12] zurück, wo er starb, nachdem er noch seine «Reise in Nordostafrika» (2 Bde., Braunschw. 1877) vollendet hatte.