Hessen-
Darmstadt
4 Wörter, 45 Zeichen
Hessen-
Darmstadt,
Hessen
[* 2] (Heesen), das Durchschneiden der großen Flechse (Heese) über dem Knie am Hinterlauf der Hirsche, [* 4] um einen gekrellten (s. Birschzeichen) oder bei der Parforcejagd von den Hunden gestellten Hirsch [* 5] am Entkommen zu hindern.
Hasen und Füchse heßt man zum Aufhängen ein, indem man zwischen Sehne und Knochen [* 6] des einen Hinterlaufs einen Schlitz schärft, durch welchen man den andern Lauf zieht.
Hessen,
[* 2] alter Name eines deutschen Stammes und Landes an der Lahn, der Eder und der untern Fulda
[* 7] und Werra. Der Stamm der
Hessen
, rein deutsch und von echt germanischem Gepräge, ist wohl mit den Katten (s. d.) verwandt. Ihre Mundart bildete einen Übergang
vom hochdeutschen zum niederdeutschen Dialekt; in ihr ist das wichtigste Denkmal altdeutscher Poesie, das »Hildebrandslied«,
verfaßt. Das alte Land Hessen
, zu verschiedenen Zeiten mit verschiedener Begrenzung, gehörte zum Herzogtum Franken und bildete
bis zum Anfang des 12. Jahrh. mehrere Gaue oder Grafschaften, über welche die Regierung von den Kaisern verschiedenen
Grafen anvertraut war.
Unter ihnen ragten die Grafen von Gudensberg hervor, die den eigentlichen »Hessengau«
, den nördlichen
Teil, beherrschten. 1137 erwarb Ludwig I. von Thüringen durch seine Heirat mit Hedwig von Gudensberg ansehnliche Güter in Hessen
, dessen
größter Teil fortan mit Thüringen vereinigt war. Als die thüringischen Landgrafen 1247 ausstarben, entstand
um ihr Erbe der thüringische Erbfolgekrieg zwischen Heinrich dem Erlauchten von Meißen
[* 8] und Sophie, der Tochter Ludwigs des Heiligen
und Gemahlin des Herzogs Heinrich von Brabant, der 1265 mit einer Teilung endete, Sophie erhielt für ihren Sohn Heinrich I., das
Kind von Brabant, Hessen
, das bald zu einer besondern Landgrafschaft und 1292 vom König Adolf zu einem erblichen
Reichsfürstentum erhoben und durch Boyneburg und Eschwege vergrößert wurde.
Bei Heinrichs Tod (1308) teilten seine Söhne Otto I. (1308-28) und Johann I. das Erbe, so daß jener Oberhessen mit Marburg,
[* 9] dieser
Niederhessen mit Kassel
[* 10] erhielt. Doch starb Johann schon 1311, und Otto I. erhielt ganz Hessen
, wozu er 1327 Gießen
[* 11] erwarb. Sein Sohn Heinrich der Eiserne (1328 bis 1377) vergrößerte sein Gebiet um Treffurt und einen Teil von Itter und Schmalkalden
[* 12] und erhielt 1373 von Karl IV. die Belehnung mit ganz als Reichsfürstentum. Ihm folgte, da sein Sohn Otto der
Schütz, der nach der Sage als Schützenhauptmann unerkannt um seine Braut Elisabeth von Kleve geworben, schon vor ihm gestorben
war, sein Neffe Hermann I. (1377-1413), der Gelehrte (weil er für den geistlichen Stand erzogen worden war). Seine Regierung war
fortwährend durch Fehden mit den
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Ritterbünden und den Nachbarn beunruhigt, aber dennoch für Begründung der Landesherrschaft nicht ohne Gewinn. Sein Sohn
Ludwig I., der Friedsame (1413 bis 1458), erwarb 1450 die Grafschaften Ziegenhain und Nidda und gehörte zu den mächtigsten
Reichsfürsten. Seine Söhne Ludwig II. (1458-71), der Freimütige, und Heinrich III. (1458-83), der Reiche, teilten
Hessen
wieder in zwei Linien, Kassel und Marburg. Letzterer erwarb 1479 durch seine Gemahlin die Grafschaft Katzenelnbogen sowie durch
Kauf Dietz, Klingenberg und Eppenstein.
Mit seinem Sohn Wilhelm III., dem jüngern, starb 1500 die Marburger Linie wieder aus, und ihre Besitzungen fielen an die Kasseler. Hier waren 1471 auf Ludwig II. seine Söhne Wilhelm I., der ältere, und Wilhelm II., der mittlere, gefolgt. Ersterer, auf einer Fahrt nach Palästina [* 14] trübsinnig geworden, dankte 1493 ab, und so vereinigte Wilhelm II. seit 1500 alle hessischen Besitzungen, die er 1505 durch Homburg [* 15] vergrößerte. Er starb aber schon 1509 und hinterließ das Land seinem fünfjährigen Sohn Philipp dem Großmütigen (1509-67), der anfangs unter Vormundschaft seiner Mutter Anna von Mecklenburg, [* 16] seit 1518 selbständig regierte.
Unter ihm spielte Hessen
in der weltlichen und kirchlichen Geschichte des Reichs eine bedeutende Rolle. Er bekämpfte Sickingen
und den Bauernaufstand. Schon seit 1521 Luthers Anhänger und seit 1526 mit Johann von Sachsen
[* 17] verbündet,
führte er die Reformation in seinem Land ein und stiftete die erste protestantische Universität in Marburg. Seit 1531 eins
der Häupter des Schmalkaldischen Bundes, ward er 1547 gefangen genommen und erst 1552 freigelassen. Bei seinem Tode teilte er
aber unter seine Söhne Wilhelm IV., der Niederhessen mit Ziegenhain u. Schmalkalden, Ludwig, der Oberhessen
nebst Nidda und Eppstein, Philipp, der Niederkatzenelnbogen mit Rheinfels und St. Goar, und endlich Georg, der Oberkatzenelnbogen
mit Darmstadt
[* 18] erhielt.
Doch starben Philipp schon 1583, Ludwig 1604, und ihre Gebiete fielen an die Linien Kassel (s. Hessen-Kassel) und Darmstadt (s.
unten »Großherzogtum Hessen«
),
in welche Hessen
fortan geteilt blieb. Von jener zweigten sich die Seitenlinien
Rotenburg (bis 1658), Eschwege (bis 1655), Rheinfels-Rotenburg (bis 1834, s. Hessen-Rheinfels-Rotenburg) und Rheinfels-Wanfried
(bis 1755), ferner Philippsthal und Philippsthal-Barchfeld (s. Hessen-Philippsthal), die noch bestehen, ab, während von der
Linie Hessen-Darmstadt die Linie Hessen-Homburg (s. d.) abstammte, die 1866 erlosch. Als
souveränes Fürstenhaus besteht nur noch die Linie Hessen-Darmstadt.
Vgl. Rommel, Geschichte von Hessen (Gotha [* 19] 1820-58, 10 Bde.);
Landau, [* 20] Beschreibung des Hessengaues (Kassel 1856);
Hoffmeister, Historisch-genealogisches Handbuch über alle Linien des Regentenhauses Hessen (3. Aufl., Marb. 1874);
[* 2] Großherzogtum (hierzu Karte »Hessen«),
ein deutscher Bundesstaat, besteht aus zwei getrennten Hauptteilen nebst elf kleinern Exklaven und liegt mit seinen Hauptteilen zwischen 7° 51' u. 9° 39' östl. L. v. Gr. und 49° 24' und 50° 50' nördl. Br. Das südliche Hauptgebiet wird durch den Rhein in die Provinzen Starkenburg und Rheinhessen getrennt und grenzt nördlich an Preußen, [* 21] östlich an Bayern [* 22] und Baden, [* 23] südlich an Baden, westlich an die Rheinpfalz und Rheinpreußen; der nördliche Hauptteil umfaßt die Provinz Oberhessen und wird gänzlich von Preußen umschlossen.
Von den Exklaven sind die größten die zusammenhängenden Gemarkungen Wimpfen und Hohenstadt, an Baden und Württemberg [* 24] grenzend, die Gemarkung Helmhof, von Baden umschlossen, und der größere Teil der Gemarkung Steinbach, sämtlich zur Provinz Starkenburg gehörig. Die zur Provinz Oberhessen gehörenden Parzellen (mehrere Walddistrikte) liegen südwestlich von dieser Provinz in preußischem Gebiet. Enklaven fremder Staaten (Preußen und Baden) sind acht von hessischem Gebiet eingeschlossen.
Das Großherzogtum Hessen ist zusammengesetzt teils aus den ältern Ländern, nämlich der Obergrafschaft Katzenelnbogen (1567) und dem größern Teil von Oberhessen (1584 und 1627), teils aus den seit 1803 zur Entschädigung und durch Tausch hinzugekommenen Teilen von Kurpfalz und Kurmainz, dem Bistum Worms, [* 25] der Abtei Seligenstadt, den ehemaligen Reichsstädten Worms, Friedberg [* 26] und Wimpfen und einem Teil des ehemaligen französischen Departements Donnersberg (Provinz Rheinhessen, s. unten: Geschichte), ferner den Standesherrschaften Isenburg, Solms, Schlitz, Stolberg, [* 27] Erbach, Löwenstein-Wertheim etc. sowie den reichsritterschaftlichen Besitzungen der Familien Riedesel, Löw, Wambolt, Gemmingen etc.
Die Bodenbeschaffenheit des Landes ist ziemlich mannigfaltig. Oberhessen hat Gebirgscharakter; hier erhebt sich im O. der Vogelsberg (Basalt) mit dem 772 m hohen Taufstein als dem höchsten Punkte des Landes, dem Siebenahorn (753 m), der Herchenhainer Höhe (741 m), dem wilden Felskopf (729 m) und dem Geiselstein (721 m), im SW. eine Verzweigung des Taunus; zwischen beiden Gebirgen breitet sich nach dem Main hin eine fruchtbare, wellenförmige Landschaft, die Wetterau, aus.
Die Provinz Starkenburg ist im SO. von dem größern Teil des Odenwaldes erfüllt, der in der Seidenbucher Höhe (höchster Punkt) 598 m, im Hardberg bei Siedelsbrunn 594 m, in der Neunkircher Höhe 590 m, der Tromm 554 m, im Melibokus bei Zwingenberg 520 m und im Felsberg 517 m Höhe erreicht. Im westlichen Teil des Odenwaldes wechseln Syenit, Grünschiefer und Granulit zonenweise miteinander ab, während der südöstliche Teil desselben aus Buntsandstein besteht.
Beide Hauptteile sind durch ein von Schaafheim in südwestlicher Richtung bis nach Hammelbach hinziehendes Lager [* 28] von Gneis getrennt. Durch die Bergstraße (s. d.) wird das Gebirge von der westlich gelegenen Rheinebene geschieden, an die sich im nördlichen Teil der Provinz die Mainebene anschließt. Rheinhessen endlich umfaßt das fruchtbare, volkreiche Hügelland im N. des Pfälzer Gebirges zwischen Kreuznach, [* 29] Mainz [* 30] und Worms, im SW. noch vom Hardtgebirge durchzogen, das im Eichelberg bei Fürfeld 320 m hoch ansteigt.
Die Gewässer des Großherzogtums gehören größtenteils dem Rheingebiet an. Nur der östliche Teil des Vogelsbergs schickt seine Flüsse [* 31] in die Fulda und gehört somit in das Wesergebiet. Der Hauptfluß ist der Rhein, welcher bei Worms das Land betritt, Rheinhessen von der Provinz Starkenburg scheidet, dann von unterhalb Mainz an die Grenze gegen Preußen bildet und nach einem Laufe von etwa 100 km das Land bei Bingen [* 32] wieder verläßt. Von seinen Nebenflüssen gehören Hessen ganz oder zum Teil an, rechts: der Neckar, welcher die Parzelle Wimpfen berührt und auf einer kurzen Strecke die Provinz Starkenburg gegen Baden abgrenzt, die Weschnitz, Modau, der Main, welcher die Grenze gegen Preußen, teilweise auch gegen Bayern bildet, die Mümling, die Gersprenz und die Nidda (mit Wetter [* 33] und Nidder) aufnimmt und bei Kostheim mündet, ¶
Maßstab [* 35] 1:850000.
Die Regierungssitze sind doppelt, Kreisstädte einfach unterstrichen.
endlich die Lahn (mit der Ohm, Lumda und Wieseck); links: die Selz und die Nahe. Zur Fulda, welche den nordöstlichen Teil von Oberhessen bewässert, fließen die Schlitz und die Schwalm. Landseen sind nicht vorhanden, dagegen Mineralquellen in allen drei Provinzen. Die bekanntesten sind die Sauerquellen des Ludwigs- und Selzerbrunnens bei Okarben und die Kochsalzquellen zu Bad-Nauheim und Salzhausen. Wie die Qualität des Bodens, ist auch das Klima [* 37] sehr verschieden. Während dasselbe in den südlichen ebenern Gegenden so mild ist, daß Wein und Obst aller Arten vortrefflich, selbst süße Kastanien und Mandeln gedeihen, ist es in den nördlichen Gegenden rauh, und in den höhern Punkten des Vogelsbergs wird nicht viel mehr als Hafer [* 38] und Kartoffeln erzielt.
Das Land hat einen Flächeninhalt von 7682 qkm (139,51 QM.) mit (Ende 1885) 956,556 Einw., die sich auf die genannten drei Provinzen (die ihrerseits wieder in 18 Kreise [* 39] geteilt sind) folgendermaßen verteilen:
QKilom. | QMeilen | Einwohner | |
---|---|---|---|
Starkenburg | 3019 | 54.83 | 402370 |
Oberhessen | 3288 | 59.72 | 263044 |
Rheinhessen | 1375 | 24.96 | 291142 |
Die Bewohner des Großherzogtums gehören der Abstammung nach (mit Ausnahme weniger germanisierter Franzosen und Wallonen) dem hessischen oder westfränkischen Zweig des oberdeutschen Stammes an, und es bekennen sich 67,38 Proz. zur evangelischen, 28,77 Proz. zur römisch-katholischen, 0,94 Proz. zu sonstigen christlichen Konfessionen. [* 40] 2,85 Proz. sind Juden und der Rest von 0,06 Proz. Bekenner andrer Religionen oder Personen von unbekannter Religion. Die Zahl der Gemeinden beträgt 998 und zwar 920 Gemeinden von weniger als 2000 Einw. (sogen. ländliche Gemeinden) und 78 Gemeinden von 2000 Einw. und darüber (sogen. städtische Gemeinden).
Die Bevölkerung [* 41] teilt sich in 529,092 Bewohner jener ländlichen Gemeinden und 427,464 Bewohner von städtischen Gemeinden. Die Zahl der Wohnplätze beläuft sich auf etwa 2800. Im allgemeinen kommen 125 Einw. auf 1 qkm. Am dichtesten bevölkert sind der rheinhessische Kreis [* 42] Mainz mit 550, die Starkenburger Kreise Darmstadt mit 282 und Offenbach [* 43] mit 227 Bewohnern auf 1 qkm; am dünnsten die oberhessischen Kreise Lauterbach (mit 53) und Schotten (mit 58). Die Bevölkerungszunahme beträgt im Jahresdurchschnitt von 1816 bis 1885: 0,671 Proz. Sehr bedeutend war in den letzten Jahrzehnten die Auswanderung, besonders in den Jahren 1843-1867, 1871-73 und 1880-85. Es belief sich der Überschuß der Auswanderungen über die Einwanderungen 1822-85 auf ca. 230,000 Personen (1885 betrug die überseeische Auswanderung über Bremen, [* 44] Hamburg, [* 45] preußische Häfen und Antwerpen [* 46] nach außereuropäischen Ländern 2503 Personen).
Der sittliche Zustand der Bevölkerung, insoweit hierauf aus der Zahl der unehelichen Geburten ein Schluß zu ziehen gestattet ist, hat sich seit einer Reihe von Jahren merklich gehoben. Auf 100 Geburten fallen nach dem Durchschnitt der Jahre 1870-85: 7,6 uneheliche (1885: 7,9). Die Zahl der rechtskräftig erfolgten Ehescheidungen betrug 1885: 75 (in der Periode 1881-85 durchschnittlich jährlich 65,8). Im J. 1880 lebten 204 männliche Geschiedene (= 0,04 Proz. der männlichen Bevölkerung) und 408 weibliche Geschiedene (= 0,09 Proz. der weiblichen Bevölkerung).
Für die geistige Kultur geschieht im Großherzogtum viel, namentlich sind die Unterrichtsanstalten vortrefflich eingerichtet. Von den 49,025 in den Jahren 1868-85 in das Militär eingestellten Mannschaften waren nur 141 = 0,29 Proz. ohne Schulbildung. Die oberste Landesbehörde für Schulsachen ist das Ministerium des Innern und der Justiz, mit einer besondern Abteilung für Schulangelegenheiten (an Stelle der aufgehobenen Oberstudiendirektion), unter welcher die 18 Kreisschulkommissionen in den einzelnen Kreisen stehen.
Die Kosten für die Volksschulen werden in der Regel von den Gemeinden bestritten. Anfang 1885 zählte man im Land 987 Volksschulen mit 81,962 Schülern und 82,888 Schülerinnen; daneben 875 Fortbildungsschulen mit 21,283 Schülern, 3 Schullehrerseminare zu Friedberg, Bensheim, beide verbunden mit Taubstummenanstalten, und zu Alzey, ein Lehrerinnenseminar (verbunden mit der höhern Mädchenschule zu Darmstadt), 3 Schullehrer Präparandenanstalten zu Lindenfels, Lich und Wöllstein.
Waisenhäuser bestehen in Mainz (2) und Sandbach (1), auch sorgt eine Landeswaisenanstalt (mit beträchtlichen Fonds) für die Unterkunft der Waisen. Höhere Mädchenschulen (mit staatlicher Anerkennung) bestehen zu Darmstadt, Offenbach, Gießen und Worms. Gymnasien gibt es 7: zu Darmstadt, Bensheim, Gießen, Büdingen, Laubach (Privatgymnasium), Mainz und Worms, letzteres verbunden mit einer Realschule;
Realgymnasien 4: zu Darmstadt, Offenbach, Gießen und Mainz, sämtlich mit Realschulen verbunden;
außer den genannten 5 Realschulen gibt es noch 8 weitere: zu Großumstadt, Michelstadt, Wimpfen, Alsfeld, Friedberg, Alzey, Bingen und Oppenheim.
Die Landesuniversität ist Gießen (s. d.). Außerdem bestehen eine technische Hochschule (in Darmstadt), ein Predigerseminar (in Friedberg, seit 1803), ein bischöfliches Seminar (in Mainz), ein landwirtschaftliches und ein Forstinstitut (mit der Universität Gießen verbunden), 4 Ackerbauschulen (landwirtschaftliche Winterschulen), 2 Wiesenbauschulen, 3 Obstbauschulen, 2 Brauerschulen, Handelsschulen, Industrieschulen und zahlreiche Handwerker-Fortbildungsschulen. An der Förderung der geistigen Bildung nehmen endlich einen bedeutenden Anteil die wissenschaftlichen und Kunstsammlungen, unter welchen die Hofbibliothek und das Museum in Darmstadt in erster Linie stehen, sowie verschiedene wissenschaftliche Gesellschaften und Kunstvereine.
Den wichtigsten Nahrungszweig des Landes bildet die Bodenkultur, die von der Regierung wie von den Bewohnern (durch Versicherungsanstalten, landwirtschaftliche Vereine und Lehrinstitute etc.) gleich kräftig gefördert wird. 1882 zählte man 157,430 in der Landwirtschaft, Gärtnerei etc. mit ihrem Hauptberuf erwerbstätige Personen und im ganzen 386,360 Personen (oder 41,55 Proz. der Gesamtbevölkerung), welche von der Landwirtschaft etc. lebten. Von der gesamten Bodenfläche sind 49,6 Proz. Ackerfeld und Grabgärten, 13,1 Wiesen, Grasgärten und Weiden, 1,4 Weinberge, 31,2 Wald, zusammen 95,3 Proz. produktive Fläche, sodann 0,6 Proz. Hofraiten und 4,1 Proz. unbesteuerte Fläche, darunter 0,7 Proz. größere Flüsse. Unter den Provinzen steht Rheinhessen bezüglich der relativen Größe der Ackerfläche (77,4 Proz.) und der Weinlandfläche (7,4 Proz.), Starkenburg bezüglich der Waldfläche (41,9 Proz.), Oberhessen bezüglich der Wiesenfläche (18,2 Proz.) voran. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe betrug im J. 1882: 128,526; die durchschnittliche ¶